Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 114

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Diesen Antrag, meine Damen und Herren, werden wir heute einbringen. Um sicherzustellen, daß diese Problematik nicht einfach mit irgendwelchen Totschlagargumenten vom Tisch gewischt wird, sollten wir auf jene Grundsätze Bezug nehmen, die hier im Hause für die Haftung bei solchen Freisetzungsanträgen einstimmig beschlossen worden sind. – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum.)

17.04

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dietachmayr. Er hat das Wort.

17.04

Abgeordneter Helmut Dietachmayr (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Am 3. Mai dieses Jahres war in den "Kammernachrichten Oberösterreich" folgendes zu lesen: Arbeit schaffen durch Lohnkostensenkung. – Dieser Artikel bezieht sich auf eine Studie von Professor Schneider der Universität Linz, in der es heißt, daß, würde man die Lohnkosten senken, bis zum Jahr 2006 in Österreich jährlich rund 48 500 Arbeitsplätze geschaffen werden würden.

Ich glaube, so verlockend die Strategie über die Senkung der Arbeitskosten aus betrieblicher Sicht auch sein mag, das würde letztlich nur negative Auswirkungen haben, denn der Nutzen besteht nur so lange, bis die Konkurrenten nachziehen. Dieser kurzfristige Vorteil wird aber damit erkauft, daß sich Arbeitsbedingungen und der Lebensstandard der Menschen verschlechtern, die Kaufkraft nachläßt und die Absatzmöglichkeiten zurückgehen.

Wir können mit den Billiglohnländern, die teilweise ein Zehntel unserer Löhne zahlen, nicht über die Arbeitskosten konkurrieren, sonst haben wir auch deren Lebensstandard. Statt des Defensivkonzeptes, des Arbeitskostenwettlaufes, meine Damen und Herren, brauchen wir einen offensiven Wettbewerb von Know-how, Qualität und Innovation.

Laut Kreditschutzverband – das ist auch bekannt – sind 86 Prozent der Insolvenzen hausgemacht, also vom betroffenen Unternehmer selbst verschuldet. Nur bei etwa 10 Prozent liegen die Verlustquellen im außerbetrieblichen Bereich. Die Unternehmensberatungsfirma Mc Kinsey zeigte in einer Analyse der Elektro- und Elektronikindustrie auf, daß die entscheidenden Wettbewerbsschwächen der europäischen Industriebetriebe mangelnde Kundenorientierung, umständliche Abläufe, Abteilungsegoismus und Fehler in der Mitarbeiterführung sind. Sechs der derzeit führenden Unternehmensberatungsfirmen sehen große Defizite beim Management. Mc Kinsey sieht die Einsparungsmöglichkeiten beim Material, bei Energie, bei Transportkosten und bei effizienter Arbeitsorganisation wesentlich höher als bei Arbeitskosten. Ähnliche Berechnungen gibt es auch aus der deutschen Elektronikindustrie.

Die zentralen Strategien für erfolgreiche Unternehmen sind daher Qualifikation der Mitarbeiter, viel mehr Augenmerk auf Marketing, Innovation, Fertigungslaufzeit und Ausschußreduzierung und verkürzte und optimierte Produktentwicklung durch Einbeziehung aller Beteiligten – vom Kunden bis zum Lieferanten sowie aller betroffenen Mitarbeiter.

Nachweislich richten erfolgreiche Unternehmen ihre Personalpolitik bewußt danach aus, Motivation und Qualifikation der Mitarbeiter zu fördern. Ich beziehe mich auf einen Artikel im "WirtschaftsBlatt" vom 27. Jänner dieses Jahres, in dem Werner Vontobel schreibt: "Streicheln statt streichen". – Er bezieht sich in diesem Artikel auf ein Studienergebnis: Die höchsten Gewinne erzielen Firmen, die sichere Jobs und Löhne garantieren. Das wahre Erfolgsrezept heißt Jobsicherheit, hohe Löhne und Kooperation statt Konfrontation.

Vontobel zitiert hier auch ein Buch von Professor Pfeffer von der Stanford Graduate School of Business, der in einer Studie fünf US-Firmen genauestens unter die Lupe genommen hat. Auch Professor Pfeffer schreibt:

"Die fünf Firmen verfügen weder über eine beherrschende Wettbewerbsstellung noch über eine einzigartige Technologie, noch könnte man sie als Massenproduzenten bezeichnen. Vielmehr zeigt es sich, daß der entscheidende Erfolgsfaktor offenbar im pfleglichen Umgang mit dem Per


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