Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 54

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Besonders erwähnen möchte ich auch, daß eine Reihe von Forderungen der Schülervertretung durch dieses neue Schulreformpaket verwirklicht werden, beispielsweise Forderungen der Österreichischen Schülerunion. Ich denke da etwa an die Ausweitung der Vertretungsrechte in der 5. bis 8. Schulstufe oder an die Wiederholung der Nachtragsprüfung. Das sind eine Reihe von Punkten, die eine echte Verbesserung darstellen.

Abschließend: Ich bin der Meinung, daß wir mit diesem Schulreformpaket in die richtige Richtung gehen, nämlich insofern, als wir auf eine Schule zugehen, die sich wieder verstärkt darauf konzentriert, die Schüler auf das Leben vorzubereiten, und die Schüler sich nicht in einer Schule befinden, die ausschließlich für sich selbst da ist. Wir lernen in der Schule für das Leben und nicht für die Schule selbst, und ich meine, daß in diesem relativ umfassenden Reformpaket eine Reihe von Ansätzen und Fortschritten enthalten sind, die diesem Grundsatz gerecht werden. (Beifall bei der ÖVP.)

11.45

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Schweitzer. – Bitte, Herr Abgeordneter. Auch Sie haben eine freiwillige Redezeitbeschränkung von 8 Minuten angeboten.

11.45

Abgeordneter Mag. Karl Schweitzer (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Meine Kollegin Partik-Pablé hat die Haltung unserer Partei zur Integration behinderter Kinder bereits deutlich klargelegt und diesbezüglich auch einen Abänderungsantrag eingebracht, der die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen soll, daß diese Integration auch Sinn macht.

Frau Bundesministerin! Da Sie nach mir zu Wort gemeldet sind, möchte ich Sie auf eine wesentliche Frage, die bisher ungeklärt blieb, ansprechen: Wo werden Behinderte das 9. Schuljahr absolvieren können, zumal Sie sich festgelegt haben, daß es eine Integration Behinderter in der Oberstufe nicht geben wird? Das heißt doch mehr oder weniger, es bleibt dann nur mehr das Polytechnikum als Möglichkeit für Behinderte, das 9. Schuljahr zu absolvieren.

Ob damit der Übertritt der Behinderten aus der Schule in das Arbeitsleben gut vorbereitet wird, kann ich nicht beurteilen, aber darüber werden wir wohl noch diskutieren müssen, Frau Ministerin. Ich erwarte mir dazu Ihre Vorstellungen.

Die beste schulische Integration macht meines Erachtens wenig Sinn, wenn die Diskriminierung dann beginnt, wenn die Behinderten ins Arbeitsleben eintreten sollen. Darüber müßten wir noch gemeinsam Vorstellungen entwickeln. Es soll eine wirklich entscheidende, gemeinsam erarbeitete Position geben, daß diese Integration dann auch wirklich ein abgerundetes Bild ergibt.

Was das Bundesministerium im Hinblick darauf bis jetzt getan hat, ist allerdings zu kritisieren. Frau Bundesministerin! Ich habe mir kurz angesehen, wie das Behinderteneinstellungsgesetz in Ihrem Ministerium vollzogen wird. Ich hoffe, die Vorstellungen, die man mit diesem neuen Gesetz umzusetzen beabsichtigt, sind andere als jene, die Sie haben, wenn es um die Erfüllung eines Gesetzes in Ihrem ureigensten Aufgabenbereich geht. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Frau Bundesminister! Was wir aber trotz der Diskussion um die Integration Behinderter auch nicht vergessen sollten, ist die Begabtenförderung. Sie sollte uns genauso ein Anliegen sein. Es gibt nämlich eine große Zahl österreichischer Schüler und Schülerinnen, die als außerordentlich begabt einzustufen sind, die spielerisch das in der Schule Geforderte bewältigen und für die die Schule, in der sie sich derzeit befinden, keine Herausforderung mehr darstellt. Oft passiert es, daß diese begabten Kinder in der Schule als nicht anpassungsfähig, als verhaltensgestört oder als lernunwillig bezeichnet werden, weil sie aufgrund der Unterforderung naturgemäß gelangweilt und unausgelastet sind.

Es wäre also richtig, neben der Förderung der Integration Behinderter endlich auch einmal ein Begabtenförderungskonzept auf den Tisch zu legen und für den Bereich der Schule zu realisieren.


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