Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 57. Sitzung / Seite 136

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Dr. Kenner ebenfalls telefoniert, auch mit Herrn Professor Tritthart, mit dem ich zusammenarbeite, darüber gesprochen: Er lehnt diese Forderung komplett ab.

Wir alle – das hat mein Vorredner auch erwähnt – sind natürlich angesichts unseres Verständnisses und der Ehrfurcht vor dem Lebewesen davon überzeugt, daß alternative Forschungsmethoden gefördert werden sollten. Eine Minimierung der Zahl der Tierversuche in allen Bereichen, insbesondere in der Wirtschaft, ist anzustreben. Es bestehen ja bereits gentechnologisch hergestellte Zellkulturen, in denen diese ersetzt werden können. Es gibt bereits Computermethoden, die Mäuse ersetzen, und für Kosmetiker gibt es bereits künstliche menschliche Hautmodelle, bei denen die Toxikologie, also die Giftigkeit, geprüft werden kann; Professor Reinhard hat das entworfen. (Präsident Dr. Brauneder übernimmt den Vorsitz.)

Ich sage ja zum wissenschaftlichen Fortschritt! Daher begrüße ich auch die Anstrengung der Wissenschaft in Richtung tierversuchsfreie Forschung. Ich glaube aber nicht, daß diese Forschung an einer Fakultät gemacht werden kann. Die Methoden sind vielfältig, übergreifend und interdisziplinär. Daher begrüße ich es sehr, was diesbezüglich das Ministerium anstrebt, nämlich daß man Projekte fördert, die ihrerseits dann diese interdisziplinären und fakultätsübergreifende Forschungsergebnisse fördern. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Zurzeit sind Tierversuche in einigen wissenschaftlichen Disziplinen, vor allem in der Medizin unverzichtbar. Und da sehe ich eine große Gefahr bei den übertriebenen Tierversuchsgegnern. Wir brauchen Tierversuche in der Immunologie. Stellen Sie sich vor: Alle Prüfungen des Impfstoffes gegen Aids wird über Primate gemacht. Sollte man das bei Menschen machen? Die Operationstechnik, die Transplantationschirurgie: Sollte man das bei Menschen versuchen? Soll der Mensch ein "Versuchstier" sein?

Beim Bronchialsystem, das heißt in der Lunge, sind die Lungenzellen nicht nachahmbar, sie sind auch weder gentechnologisch noch in Zellkulturen herstellbar. Die ganze Asthmaforschung muß noch an Tieren vollzogen werden. Viele Tests von Medikamenten sind an Tieren vorzunehmen. Da dauert es oft ein Jahr oder noch länger, bis solche Genehmigungen erreicht werden. Die Gefahr besteht darin, daß wir zwar die Sicherheit der Tiere durch immer mehr Auflagen gewährleisten, aber die menschlichen Opfer vergessen, die inzwischen sterben müssen.

In Amerika wurde die Testung eines herzwirksamen Arzneimittels, des Betablockers, Frau Kollegin – aber die Zahnärzte kennen das vielleicht nicht so sehr –, durch die Tierschützer sechs Jahre lang verhindert. Es wurde untersucht, welche Konsequenzen dieses Hinauszögern für die Gesundheit, für das Leben bedeutet hat. Hunderttausend Menschen sind gestorben, weil dieses neue Medikament nicht zur Verfügung stand. Hunderttausend Menschen hätten überlebt, Frau Kollegin! Hier das Tier, dort der Mensch. Wissenschaft ist wertfrei, die Auswirkung auf die Gesellschaft nicht.

Diese Diskussion um Tierversuche bietet häufig einen Nährboden, der den Fortschritt prinzipiell in Frage stellt. Den Tierversuch zurzeit aus der medizinischen Forschung zu verbannen, ist vordergründig tierfreundlich, in der realen Auswirkung jedoch menschenfeindlich. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Würde der anorganischen und organischen Kreatur ist für uns immer zu gewährleisten, wichtig dabei ist aber, eine Wertordnung zu beachten, die uns doch vorgegeben ist. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

19.02

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Nußbaumer. – Bitte, Herr Abgeordneter! Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten.

19.02

Abgeordneter Ing. Wolfgang Nußbaumer (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Der Forschungsbericht hat deutlich gemacht, daß die von uns Freiheitlichen immer wieder geforderte Intensivierung der Forschung, die Erhöhung der Forschungsquote, die Vereinfachung der Ansuchen- und Ablaufverfahren und die Vereinheit


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