Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 134

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

kostet Milliarden; Milliarden, die uns in letzter Konsequenz fehlen werden, um notwendige Reformen – auch im Bereich des lebensbegleitenden Lernens, auch im Bereich neuer Medien an den Schulen, von denen noch lange nicht genug vorhanden sind – durchführen zu können.

Sehr geehrte Frau Ministerin! Ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, daß von Ihnen immer großartige Ankündigungen kommen, denen dann eigentlich nur sehr wenige Taten folgen. Es gibt großartige Ankündigungen, den Aufschrei der Gewerkschafter, dann reduzierte Vorschläge, und vom Reformansatz bleibt null übrig. Das nenne ich Reformpopulismus! Das geht an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler vorbei, das geht an den Wünschen und Sorgen der Eltern vorbei, und das geht auch an den Anforderungen von Gesellschaft und Wirtschaft in höchstem Maße vorbei. Ich möchte Sie daher bitten, Ihren großen medialen Ankündigungen auch Taten folgen zu lassen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

15.53

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni. Er hat das Wort.

15.53

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Das Liberale Forum hat am vergangenen Wochenende eine, wie ich meine, sehr interessante Tagung abgehalten und im Rahmen dieser Tagung der Bildung einen Schwerpunkt gewidmet. Ich halte das durchaus für lobenswert und darf Ihnen sagen, daß ich mir den Entwurf Ihres Bildungsprogramms angesehen und festgestellt habe, daß darin in der Tat interessante Ansätze und Überlegungen enthalten sind, die ich sehr gerne mit Ihnen diskutieren würde. (Abg. Schaffenrath: Der Kohl hat gesagt, emanzipatorisch und daher staatsfeindlich!)

Es kommt mir aber schon so vor, als würde Ihnen eine Reihe von sichtbaren Unterschieden Ihres Programms zu der historisch gewachsenen Schule in Österreich auffallen, und ich nehme an, daß Sie daraus eine Dringlichkeit ableiten und uns deswegen verhalten, uns heute intensiv mit Schule zu beschäftigen. Ich bin der Auffassung, daß sich der Nationalrat sehr oft mit Bildung beschäftigen sollte, und sehe es eigentlich positiv, wenn wir uns heute zwei, drei Stunden und auch morgen zwei, drei Stunden über Schule, schulische Maßnahmen und Bildung unterhalten. Ich bin da durchaus diskussionsfreudig.

Ich möchte aber hier einmal die grundsätzliche Position der SPÖ festhalten. Ich meine, daß das österreichische Bildungswesen – und das zeigt in der Tat eine Fülle von Untersuchungen – im internationalen Vergleich durchaus wettbewerbsfähig ist. Alle mir bekannten Studien stellen dem österreichischen Bildungswesen ein gutes Zeugnis aus. Aber ich glaube, daß das Bild der österreichischen Schule sehr oft – vor allem dann, wenn man es kritisieren will – gerne ein wenig verzerrt dargestellt wird. Doch das kann man im Grunde genommen mit jeder Statistik und mit jedem Bild machen.

Lassen Sie mich beispielhaft und in aller Kürze ein paar Punkte herausgreifen, die die Entwicklung unseres Schulwesens in den letzten Jahren geprägt haben.

Wir haben – es wurde ja schon darauf hingewiesen – in letzter Zeit für unsere Schulen wesentlich mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung und wesentlich mehr Möglichkeiten der demokratischen Entscheidungsfindung geschaffen. Nahezu bei jeder Novellierung des Schulorganisationsgesetzes haben wir die Rechte und Möglichkeiten von Schulforum und Schulgemeinschaftsausschuß ausgeweitet. Wir haben im direkten Zusammenhang damit die Schulautonomie weiterentwickelt. Wir haben insbesondere im Grundschullehrplan neue Lehr- und Lernformen eingeführt. Es wurden neben der frontalen Art und Weise der Unterrichtsgestaltung kindorientiertere Lernformen, wie offenes, projektorientiertes, entdeckendes Lernen, eingeführt. Das sind an sich jene Ansätze, die genau auf das abzielen, was Sie in Ihrem Programm fordern.

In der Schule der 10- bis 14jährigen – das ist Ihnen vielleicht gar nicht bewußt – läuft zurzeit das Projekt "neue Lernkultur". Da geht es darum, in einer eher schwierigen Situation, nämlich im gefächerten Unterricht, die Schülerinnen und Schüler zu eigenverantwortlichem Lernen hinzu


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite