Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 98

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leitenden Positionen arbeiten, sind es bei den weiblichen Beschäftigten in dieser Altersgruppe gerade nur 2 Prozent.

Sehr geehrte Damen und Herren! Daher ist es wichtig, daß das Frauenministerium im Bundeskanzleramt angesiedelt ist. Denn die Frauenministerin muß natürlich in Zukunft verstärkt ihr Augenmerk darauf richten, daß die Gesetze, die für die Gleichbehandlung erlassen werden und wurden, auch tatsächlich umgesetzt werden. Auch wir würden uns wünschen, daß sie dafür mehr Mittel zur Verfügung hätte.

Es ist auch kein Wunder, daß Frauen später in der Pension finanzielle Nachteile haben oder auch bei Arbeitslosigkeit, wenn man weiß, daß 90 Prozent der Teilzeitarbeit von Frauen ausgeübt wird. Ich weiß, daß Teilzeitarbeitsplätze von vielen Frauen gewünscht werden, nur treten die Nachteile erst später auf, genauso wie bei den geringfügig Beschäftigten, die zum Teil dann sagen: Ich habe ein ganzes Leben lang gearbeitet. – Daher bin ich sehr froh, daß mit der in der letzten Woche beschlossenen Arbeitsrechtsänderung eine soziale Absicherung für die geringfügig Beschäftigten gegeben ist. Ich bin auch froh darüber, daß Frauen, die Angehörige ab der Pflegestufe 5 zu betreuen haben und daher den Beruf aufgeben mußten, begünstigt in die Pensionsversicherung einzahlen können. (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Wie sieht es mit der aktiven Frauenförderung aus? – Öffentliche Auftragsvergabe als Instrument zur Frauenförderung löst die heftigsten Widerstände aus. In Österreich gibt es derzeit nur drei Privatbetriebe, die Frauenförderpläne im Rahmen von Betriebsvereinbarungen beschlossen haben. Die meisten Firmen wehren sich dagegen – mit dem Argument, daß Frauenförderung die Wirtschaft belastet.

Die Gleichbehandlungsgesetze sind sicher wesentliche Marksteine, um Frauen das Berufsleben zu erleichtern und neue Möglichkeiten zu eröffnen, denn es soll nicht so sein, daß aus leistungsmotivierten Mädchen und jungen Frauen mit berechtigt hohem Selbstwertgefühl später Frauen mit mangelndem Selbstbewußtsein werden, weil sie erleben müssen, daß nicht eine tatsächlich erbrachte Leistung zählt, sondern nur deren Bewertung durch die Gesellschaft. Und das ist nach wie vor eine Bewertung durch die Männerwelt.

Sehr geehrte Damen und Herren! Darum meine ich, wir sollten in Zukunft mehr Frauen in traditionellen Männerberufen haben, mehr Frauen in gehobenen Positionen und Chefetagen und natürlich auch mehr Frauen im Parlament haben, denn von den vielen anderen Aufgaben und Arbeiten geben wir gerne einen Teil an die Männer ab. (Beifall bei der SPÖ.)

18.03

Präsident Dr. Heinz Fischer: Als nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Konrad zu Wort. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. (Abg. Haigermoser: Seit wann gibt es für geringfügige Beschäftigung 56 000 S?)

18.03

Abgeordnete Dr. Helga Konrad (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren von der Volksanwaltschaft! Auch ich möchte einen kurzen Blick auf die Frauenpolitik werfen und einige Anmerkungen zur Frauenpolitik als notwendiger Bestandteil der Regierungspolitik machen. Wie notwendig Frauenpolitik ist, hat erst kürzlich eine Veranstaltung hier im Hohen Haus, im Parlament, gezeigt unter dem Titel " Frauengezeiten Peking Far Away?", die als Follow-up-Konferenz der Vierten Weltfrauenkonferenz stattgefunden und deutlich gemacht hat, daß Frauen, die Frauenpolitik Motor und Antrieb für viele Veränderungen sind, auch wenn dann schließlich oft andere Ressorts die sogenannten Lorbeeren einheimsen.

Wichtige Fortschritte in der österreichischen Politik wären ohne das Frauenressort in der Regierung einfach nicht gemacht worden; das kann man so sagen. Ich nenne nur einige Beispiele: Österreich ist vorbildhaft im Kampf gegen Gewalt an Frauen. Das Gesetz gegen Gewalt in der Familie ist erarbeitet und umgesetzt worden, und es ist sicher nicht vermessen, zu sagen, daß wir noch nicht so weit wären, wenn sich Frauen nicht massiv dafür engagiert hätten und wenn sich die Frauenministerinnen nicht dafür engagiert hätten.


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