Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 154

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Ich glaube auch, daß diese 3 000 Jugendlichen, die jetzt noch eine Lehrstelle suchen, auch die Fähigkeiten mitbringen, um eine Lehre zu absolvieren. Daher müssen wir alles daransetzen, Lehrplätze zu finden. Wir müssen eigentlich nur die Ärmel aufkrempeln!

Wenn Frau Kollegin Rauch-Kallat gemeint hat, der Herr Bundeskanzler sei mutig mit seiner Aussage, er bemühe sich, für jeden einen Platz zu finden, ob Schule oder Lehrstelle, so muß ich sagen: Ich glaube nicht, daß das unbedingt ein Zeichen von Mut ist. (Abg. Rauch-Kallat: Persönlich verantwortlich!) Okay. Sie haben gesagt: eine mutige Initiative. (Abg. Rauch-Kallat: Mutig ist die persönliche Verantwortung!) Ich glaube, das ist nicht unbedingt Mut, sondern etwas, was für uns alle eigentlich selbstverständlich sein sollte: Wenn wir erkennen, daß in dieser Republik 15jährige keine Perspektive haben, dann müssen wir gemeinsam dafür sorgen, daß sie eine Perspektive und eine Chance für die Zukunft bekommen! (Beifall bei der SPÖ.)

19.15

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

19.15

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Eine kurze Anmerkung zu meinem Vorredner: Betrachten Sie doch das Teillehremodell als modularen Weg, zu einem Lehrabschluß zu kommen. Befreien Sie sich ein bißchen von der ideologischen Enge und von der Vorstellung, daß wir nur ein Downgrading machen wollen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich kann den weiteren Entwicklungen und Gesprächen mit großer Hoffnung entgegensehen und möchte mich in die abschließende grundsätzliche Betrachtung zum Schul- und Lehrerwesen einmischen und einen Befund versuchen, warum es denn zuletzt manchmal Bewegung oder Irritation im Schul- beziehungsweise Lehrerwesen gegeben hat.

Ich meine, daß es noch nie so anstrengend und gleichzeitig aufregend und herausfordernd war, Lehrer zu sein – und zwar weil gleichzeitig so viel erwartet wird. Der Lehrer – es ist immer auch mit gemeint die Lehrerin – soll nämlich gleichzeitig Traditionsvermittler, Lebenshandwerker, Freizeit- und Gruppenpädagoge, Ganzheitstherapeut und was weiß ich noch alles sein. Ein Kollege hat das einmal so überschrieben: "Vom Pauker über den Kurpfuscher zum Animateur". Daneben soll der Lehrer/die Lehrerin auch noch Verwaltungs- und Vollzugsorgan einer bestimmten staatspolitischen Erwartungshaltung und gleichzeitig selbständiger Bildungsmanager sein.

Das verlangt sehr viel, und für manchen Lehrer war dies in den letzten 10, 15 Jahren eine große Umstellung. Und nicht immer war ihm die Tatsache bewußt, daß es nur mit Motivation geht. Ich glaube aber, daß der Großteil der Lehrerinnen und Lehrer – das ist von meinen Vorrednern schon angesprochen worden – sich auf dieses Umlernen, auf diese dynamische Herausforderung gut eingestellt hat und damit auch manchmal eine allgemein vorherrschende gesellschaftliche Geringschätzung überwindet.

Worin liegt nun diese Geringschätzung, die vielfach Lehrerinnen – und jetzt tatsächlich mit kleinem "i" geschrieben – entgegengebracht wird? – Sie liegt darin, daß sie ja "nur" mit Kleinen, mit Halbwüchsigen zu tun haben, und das oft auch nur einen halben Tag lang. Diese Geringschätzung in der Gesellschaft, in der hauptsächlich technische und kaufmännische Berufe, hard science, zählen, drückt natürlich auf die Psyche und führt dazu, daß der Alltag als besonders erschwernisreich erlebt wird.

Der Alltag erschwernisreich – warum? Und verantwortungsreich – warum? – Weil man gleichzeitig feststellen kann, daß sich in der letzten Zeit die Familie – und da besonders der Vater – aus dem Erziehungsgeschehen ziemlich zurückgezogen hat und so auf die Lehrerin auch noch die spannende Aufgabe zukommt, an der Herausbildung von Männerimages mitzuwirken. In der Schule an den Männerimages vaterloser Kinder zu arbeiten, ist nicht ganz ohne, denn gegenwärtig funktioniert diese Imageherausbildung über "Terminator", "Kommissar Rex" oder "Bat


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