Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 103. Sitzung / Seite 82

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12.13

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Kollegin Muttonen, Ihnen möchte ich kurz eine Geschichte aus dem letzten Sommer, die ich in Guatemala erlebt habe, erzählen: Dort habe ich in einer Lehmhalle einen Lehrer gesehen, der ungefähr 120 Kinder in vier verschiedene Himmelsrichtungen an vier Tafeln unterrichtet hat. Das war für mich kein Vorbild, wie Sie mir glauben können, aber vielleicht haben Sie, Frau Kollegin Muttonen, über die Schulsituation dort berichtet, denn ich glaube, Sie haben wirklich von einem anderen Land gesprochen, als Sie über Österreichs Schulsystem gesprochen haben. (Beifall bei den Freiheitlichen und der övp.)

Es gibt im Gesäuse im hintersten Jonsbach-Graben beispielsweise eine Schule mit sechs Schülern, von denen drei die Kinder vom unterrichtenden Lehrerehepaar sind. Das ist sicherlich ein Extremfall, aber wenn man Forderungen nach Erhaltung von Klein- und Kleinstschulen stellt, das sogar in Anträgen formuliert, lieber Kollege Antoni, dann muss man auch solche Situationen im Kopf haben und dem Steuerzahler auch vorrechnen, was der Unterricht beispielsweise dieser drei Kinder des Direktorenehepaares die Steuerzahler kostet.

Es wird eine Lösung gefunden werden, es haben sich darum alle sehr bemüht. Es ist auch nichts gegen die Kleinstruktur im Grundsätzlichen zu sagen, aber wenn man zum Beispiel mit der Pauschalforderung nach einer Klassenschülerhöchstzahl von 25 argumentiert und auch nach langen, interessanten Unterausschussberatungen nicht zur Kenntnis nimmt, dass die Forderungen, die in diesem Volksbegehren erörtert wurden, tatsächlich weitgehend erfüllt und erledigt sind, wenn der unentgeltliche Zugang zur Schule gefordert wird – der ist doch vorhanden –, wenn ein sozial gerechtes Studienbeihilfensystem gefordert wird – das steht doch, das ist doch vorhanden –, wenn für ein leistungsorientiertes universitäres Dienstrecht Petitionen eingebracht werden, wo im Nebensatz steht, dass es durchgehende Laufbahnen ermöglichen soll – das haben wir doch geschaffen –, dann ist zu sagen: Man kann natürlich nicht alles zugleich umsetzen! Welche Auswirkungen dieses Pragmatisierungssystem auf unseren Universitäten gebracht hat, das wissen wir alle.

Man sei gegen Kürzungen im Bildungsbereich, so lautet die Pauschalforderung. – Es gibt diese Kürzungen, wie Sie von den Zahlen her wissen, im Großen und Ganzen nicht, in Details mögen solche vorkommen, aber es ist Sache der Schulautonomie, den Unterricht zu gestalten und die Werteinheiten dorthin zu verteilen, wo wir sie gerne hätten. Ich hätte sie lieber im sportlichen Bereich, Frau Bundesministerin, das sei eingestanden, denn tatsächlich ist es so, dass seitens der Schulen die Unterrichtsstunden zuallererst bei den Unverbindlichen Übungen und bei den freiwilligen Leistungen im Bereich des Sportes gestrichen werden.

Nun zum nächsten Punkt: Klassenschülerhöchstzahl. – Kollege Antoni! Sie haben gemeint, wir hätten Herrn Professor Schilcher zuhören sollen. Herr Professor Schilcher hat gesagt, in der Wissenschaft gebe es keinen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Klassengröße, Schülerleistung und Bildungsoutput. Das hat er gesagt, Ihnen und mir. Das jetzt auf den Punkt zu bringen und bei der derzeitigen Teilungszahl von 20,9 nicht halt zu machen ist einfach unseriös. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass primär die Qualität des Unterrichts des jeweiligen Lehrers, das familiäre Umfeld und die Lehrmittel das Unterrichtsergebnis ausmachen und dass es nicht auf die Schülerzahl zurückgeführt werden kann.

Wenn man die diesbezüglichen internationalen Zahlen und OECD-Studien betrachtet, dann muss man sagen: Wir haben eine hervorragende Situation! Ich wünsche mir, dass wir uns dieses Schulsystem in dieser Qualität noch weiterhin leisten können. Sie haben uns das mit dem finanziellen Ballast, den Sie uns hinterlassen haben, wahrlich nicht leicht gemacht. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen und der övp.)

12.18

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Wurm. – Bitte.


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