Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 103. Sitzung / Seite 96

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13.11

Abgeordnete Jutta Wochesländer (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Die Regierungsparteien haben zwar das Bildungsoffensive- und Studiengebühren-Volksbegehren weder offiziell noch inoffiziell unterstützt, aber sie nehmen es sehr ernst, was die drei Sitzungen des Unterausschusses bewiesen haben, wo es eine wirklich gute und fruchtbare Diskussion gab.

Eines muss ich Ihnen allerdings schon sagen, meine Damen und Herren von der SPÖ: Dass Sie in Form von Kooperation die Gesamtschule hineinzumanipulieren versuchen, das finde ich eine ganz unlautere Sache, denn Sie haben ja schon aus Schulversuchen Erfahrungen damit, die Ihnen zeigen, dass die Kooperative Mittelschule, dass dieser Schultyp sehr teuer ist, aber eigentlich für die Studierenden und für die Schüler überhaupt nichts bringt. Das müssten Sie eigentlich bereits erkannt haben. (Ruf bei der SPÖ: Keine Ahnung!)

Ich habe schon eine Ahnung davon, denn ich war lange genug Lehrerin, und ich muss sagen: Die Erkenntnisse und die Evaluierungen sind belegbar, und man sieht, dass das einfach zu viel kostet. Für mich ist es eigentlich klar: Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, die Sie jetzt nicht in Regierungsverantwortung sind – ich frage mich, ob Sie überhaupt das Wort "Verantwortung" jemals in Relevanz gesehen haben –, versuchen jetzt, die Gesamtschule hineinzuprogrammieren, und sagen sich: Da können wir jetzt mit der Gesamtschule punkten!

Ich halte die Gesamtschule für ein unlauteres Gleichmachen von Bildung. Ich finde, ein Schulsystem hat differenziert zu sein, damit es den Begabungen und den Talenten der Schüler Rechnung trägt. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Wie schaut es denn aus im Schulbereich? – Sogar die Schulen, die aus den achtziger Jahren stammen, als man schnell Schulen gebaut hat, sind heute nicht einmal mehr reparaturwürdig. Was haben Sie denn damals im Bereich der Schulpolitik gemacht? Was haben Sie – bewusst oder unbewusst – durch Ihre Parteibuchwirtschaft an den Schulen angerichtet? Die Erhaltung der Hauptschulen haben Sie jahrzehntelang mies gemacht. Außerdem wurde durch Ihre verfehlte Integrationspolitik, was Sie auch nicht zugeben wollen, die Hauptschule abgewertet.

Meine Damen und Herren von der SPÖ! Sie sprechen heute vom Prestigedenken der Eltern, die ihre Kinder in die AHS schicken wollen und nicht in die Hauptschule. Wie schaut es denn wirklich aus? – Eine Mutter sagte mir zum Beispiel, in der ersten Klasse Hauptschule gibt es eine Schülerliste, auf der 22 Kinder mit nicht deutscher Muttersprache stehen, und alle anderen vier, fünf oder sechs Schüler, die noch in der Klasse sind, haben praktisch keine Chance, wirklich gutes Deutsch zu lernen. Da muss ich sagen: Daran sind Sie schuld! Das können Sie nicht leugnen! Das besagt auch die Statistik.

Aber Ihr größter Fehler ist, meine Damen und Herren von der SPÖ, dass Sie nicht akzeptieren wollen, dass wir gute Hauptschulen haben. In Wien ist alles ein bissel anders, das ist schon klar, das sehen wir auch so, denn da ist der Schulerhalter die Kommune, das Land. Darauf brauche ich gar nicht näher einzugehen. Aber Sie wissen, dass fest steht, dass 80 Prozent der Hauptschüler später mit einem Maturaabschluss aufwarten können, und ich glaube, dass das eine sehr wichtige Sache ist. Daher gibt es für uns nur eine Möglichkeit: die vertikale Kooperation. Das heißt: Wir sagen ja zu einem Zusammenwirken von späterer Weiterbildung an HTL und anderen Bildungseinrichtungen, aber nein zu einer Fusion in Form einer Gesamtschule! Das ist für uns nicht möglich! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Die Klassenschülerhöchstzahlen sind hier auch angesprochen worden. 25 ist eine Zahl, die sicher in Ordnung ist, aber auf der anderen Seite muss man sich schon auch fragen: Warum müssen wir denn jetzt 30 Schüler in einer Klasse haben? – Weil wir es uns nicht leisten können, neue Schulen zu bauen, und dies deswegen, weil Sie uns so viel an Schulden hinterlassen haben. Es wird eine lange Zeit dauern, bis wir uns von dieser Ihrer Politik wieder erholt haben und eine Schulgründung machen können, die wirklich Hand und Fuß hat. (Zwischenruf des Abg. Schwemlein. ) – Herr Schwemlein, Sie können hier ohnehin noch reden, unterbrechen Sie mich nicht andauernd!


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