Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 47

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Drittens: Einige wichtige Fächer werden gar nicht, zögernd oder ungenügend unterrichtet, etwa psychotherapeutisches Denken und Handeln, Kommunikationstraining und Gesprächsführung, Hinführung zu einer eigenen Entscheidungsfindung und Meinungsbildung, Altersmedizin, Rehabilitationsmedizin, Ethik, Rechtskunde in Bezug auf humanitäre Inhalte.

Einige aktuelle Fragen, die heute immer wieder diskutiert werden, sollten auch hier einfließen, zum Beispiel die Zulassungsbeschränkung, der Numerus clausus. Ich bin der Meinung, dass es nicht nur eine rationelle Intelligenz gibt, sondern eben auch die emotionale, die soziale Intelligenz, die für einen Arzt wesentlich wichtiger ist als die rationelle Intelligenz. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Fischl: Bravo!)

Aber wie ist das messbar? – Sehr schwer, daher kann man auch da keine entsprechende Beschränkung zulassen.

Zu den Studiengebühren. Ich verstehe nicht, warum ich für meinen Sohn nicht Studiengebühren zahlen sollte. (Abg. Riepl: Sie haben es ja leicht!)  – Ja, das wäre leicht! (Abg. Riepl: Sie haben es leicht, habe ich gesagt!)  – Als ich studiert habe, da war es anders. Ich habe mir das Studium selbst verdienen müssen. Damals habe ich aber nichts bekommen. Ich würde gerne Studiengebühren zahlen, sozial gestaffelt. Jenen, die es nicht zahlen können, sollte man aber das Studium auf jeden Fall ermöglichen.

Einige Worte zur Berufung von Vorständen. Herr Professor Grünewald, ich glaube, wir wissen, wovon wir reden. Dreifache oder mehrfache Aufgaben kommen auf den Vorstand einer Medizinischen Fakultät zu: die Lehre, die Forschung und die Leitung einer medizinischen Abteilung. Das verlangt eine viel größere Kompetenz, als nur der Impact-Faktor hergibt. Ich halte davon nicht allzu viel. Wir brauchen vielmehr vor allem Organisationstalent, Kommunikationsfähigkeit, Gesprächsführungsfähigkeit, emotionale und soziale Intelligenz und Einfühlungsvermögen.

Ich möchte mit sehr kritischen Worten noch auf etwas anderes hinweisen. In der akademischen Laufbahn gibt es bekanntlich den Titel des Universitätsdozenten, das heißt auf Deutsch "Lehrer". Es gibt auf der Wiener Medizinischen Fakultät zirka 500 Dozenten und Professoren, die ihre Vorlesungen nicht abhalten. Sie kündigen die Vorlesung, um den Titel behalten zu dürfen, pflichtgemäß an, sie entfällt dann jedoch wegen Hörermangels.

Wohlgemerkt: Das sind qualifizierte akademische Lehrer! Sie sind laut Gesetz verpflichtet, ihre Lehrqualität für die Universität einzusetzen. Aber diese Verpflichtung wird bei uns rein pro forma mit der Ankündigung der Vorlesung erfüllt. Würden diese Dozenten und Professoren kleine Gruppen als Tutoren führen und diese Gruppen systematisch unterrichten, dann hätten unsere medizinischen Fakultäten Weltruf! Dann wären unsere Universitäten die besten, und wir bräuchten nicht zusätzlich noch besonders viel Personal und auch nicht besonders viel Geld. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Dr. Povysil .)

Hinsichtlich des zahnärztlichen Studiums möchte ich noch darauf hinweisen, dass durch das in Vorbereitung stehende neue Ärztezeitgesetz entsprechendes Personal einfließen wird und damit sehr viele Probleme beseitigt werden.

Wir haben auch hinsichtlich des Wissenschaftsbudgets ein sozialistisches Erbe mit übernehmen müssen. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

11.50

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Riepl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 7 Minuten. – Bitte.

11.50

Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Hohes Haus! Ich möchte zwei, drei Bemerkungen zu Ausführungen von Vorrednern machen. Zuerst zum Herrn Abgeordneten Leiner. Er hat gesagt, er würde gerne Studiengebühren für seinen Sohn zahlen. – Herr Abgeordneter! Tun Sie es doch! (Abg. Dr. Leiner: Darf ich ja nicht!)  – Aber natürlich! Sprechen Sie mit der Frau Bundesministerin, sie kommt ohnehin von der gleichen Fraktion. Irgend


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