Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 51. Sitzung / Seite 77

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Bleiben Sie doch dort, wo das Thema hingehört! Die FPÖ hat nicht nur bei der Vertretung des so genannten kleinen Mannes abgedankt, sie ist auch nicht mehr der Vorreiter gegen Machtmissbrauch, sie bringt auch umweltpolitisch nichts weiter, seit sie in der Regierung ist, und rennt jetzt in Person des Kollegen Schweitzer hektisch herum und fuchtelt auf Kollegin Glawischnig hin. Das ist völlig unglaubwürdig, und das gehört hier einfach noch einmal deponiert!

Und im Übrigen zur Beruhigung der Lage: Dieser Brief, auf den Bezug genommen und der hier kritisiert wurde, ist bereits am Freitag an den Kanzler gegangen mit der Bitte und der Aufforderung, seiner Koordinierungsfunktion, nämlich als Kanzler, nachzukommen – damit auch das hier einmal klargestellt ist. (Beifall bei den Grünen.)

Ich nutze die Wortmeldung aber noch für ein Letztes, weil wir doch mitten in der Budgetdebatte sind und Minister Molterer heute anders als bei der Debatte über die Budgetbegleitgesetze anwesend ist. Bei der ersten Erörterung dieser Materie war er, glaube ich, nicht da. Damals war er aus guten Gründen von Frau Ministerin Gehrer vertreten. Ich möchte unser ceterum censeo zu der Debatte um die Fonds im Umweltbereich anbringen.

Meines Erachtens – ganz im Gegensatz zu den heutigen Ausführungen von Kollegem Kaipel – könnte in diesem Bereich wesentlich mehr eingespart werden, wenn endlich ökologische Förderungsziele forciert würden und nicht immer auf diese großtechnologischen Lösungen gesetzt werden würde. Da ist sehr viel drinnen, und wir hoffen, dass diese Vorschläge aufgegriffen werden und dass dies dann mit ein bisschen mehr Respekt behandelt wird und der Finanzminister nicht bei jeder Gelegenheit erklärt, die Grünen haben für nichts und zu gar nichts Vorschläge. In diesem Bereich träfen sich die ökologische, die ökonomische und die soziale Treffsicherheit, wenn man endlich die kleinräumigen Lösungen bevorzugen würde. Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, Herr Minister Molterer, in Ihnen einen vorläufig noch heimlichen, aber bald öffentlichen Mitstreiter für diese Sache zu gewinnen. Ich darf weiter hoffen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.53

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Kurzbauer. – Bitte.

15.53

Abgeordneter Johann Kurzbauer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Ich möchte mich mit meinem Debattenbeitrag dem ländlichen Raum und der ländlichen Entwicklung widmen. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Versetzen wir uns vier Jahrzehnte zurück und versuchen wir, den ländlichen Raum zu definieren! Ich denke dabei vorwiegend an die Landwirtschaft, an die Bauernhöfe. Wir können feststellen, dass es vor 40 Jahren zirka 400 000 landwirtschaftliche Betriebe gab, dass der Anteil der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft bei rund 23 Prozent lag – also nicht ganz ein Viertel oder über ein Fünftel –, und dass damals die Betriebe zu 60 Prozent im Voll- und Zuerwerb geführt wurden. Es hat damals viele Arbeitsuchende gegeben, die in die Stadt gezogen sind, um Arbeit zu finden, und es gab damals das Schlagwort "Landflucht". Es war ein klarer Trend vom Land zur Stadt erkennbar.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! 40 Jahre später, heute im Jahre 2000 gibt es rund 250 000 landwirtschaftliche Betriebe, ein Minus von zirka 36 Prozent, und der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten beträgt nur mehr zirka 5 Prozent, ein Minus von fast 80 Prozent.

Es stellt sich für den ländlichen Raum von heute die Frage: Ist dies eine Bedrohung oder auch eine Chance, eine Chance für die Bauern, aber auch eine Chance für unsere Gesellschaft? – Der ländliche Raum von heute ist außer Produktionsstätte von Nahrungsmitteln: Wirtschaftsraum, Kulturraum, Tourismus- und Freizeitraum, Lebensraum. Aber vor allem, meine sehr verehrten Damen und Herren: Der ländliche Raum ist Heimat, Heimat für die gesamte Bevölkerung in diesem Raum. Heute ist der umgekehrte Trend erkennbar: in der Stadt arbeiten und auf dem Land wohnen.

Ich möchte das mit einem Beispiel untermauern: Unsere neue Landeshauptstadt in Niederösterreich, die Stadt St. Pölten, hatte bei der letzten Volkszählung im Jahr 1991 knapp über


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite