Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 72. Sitzung / Seite 165

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Metaebene über dies und das diskutiert wurde, aber ergänzende Sonder-Unterstützungsleistung nicht mehr geboten wurde.

Ich bin froh darüber, dass wir diese Möglichkeit der integrativen Beschulung und Betreuung haben, aber auch jene in den Sonderschulen. Da möchte ich mich gerne hinter die Verteidiger der Sonderschullehrer und ihrer besonderen Qualifikationen stellen, genauso wie hinter die aller anderen Lehrer.

Wir stehen nun an einer Weichenstellung. Die Schulversuche in der 9. Schulstufe, im Polytechnischen Lehrgang und, unter besonderen Bedingungen, in den Haushaltungsschulen, sollen ins Regelschulsystem übergeführt werden. Das halte ich für eine absolut wichtige und richtige Entscheidung. Ich habe jetzt nicht nur dem Antrag der Grünen, sondern auch einem vom Abgeordneten Niederwieser verlesenen Antrag entnehmen können, dass es für diese Überführung zumindest eine Bereitschaft gibt. Dafür bin ich sehr dankbar, sonst wäre das ja – jemand hat gefragt, wie sich das Verhalten von Antoni oder der SPÖ charakterisieren lässt, und ich habe dazu gesagt: als eine paradoxe Dialektik – so etwas wie eine paradoxe Dialektik gewesen. Also können wir diese Versuche Gott sei Dank überleiten.

Ich plädiere daher abschließend dafür, über Integration in der Weise zu sprechen, dass wir an die Betroffenen denken, aber nicht in einer Überforderungs-Metaphysik und in einer politischen Probierstube die Wirklichkeit ignorieren, den Auftrag von Schule pervertieren und damit den Betroffenen nicht im Geringsten einen guten Dienst erweisen. Diese Dinge sind ernst zu nehmen, weil es um Menschenleben und nicht um Experimente geht. Die Zeit, in der wir Experimente gemacht haben, ist vorüber. Erst gestern haben wir über eine Person, die ausgezeichnet wurde, gesprochen und überlegt, wie wir deren Qualifikation wieder aberkennen.

Ich meine, dass wir mit der Kultivierung des Selbstbetrugs Schluss machen sollten. Man könnte fast ein wenig theologisch werden und wie der von mir sehr verehrte Philosoph Jürgen Mittelstraß sagen: Vielleicht haben wir im Verweilen in einer Leonardo-Welt – wonach alles technisch herstellbar und machbar ist; alles ist möglich, wir müssen uns nur anstrengen – die Leibniz-Welt, also die Sinnfrage, vergessen. Vielleicht haben wir auch verlernt, mit besonderen Begabungen – die Sonderpädagogik spricht ja auch von Andersartigkeit – und Ausstattungen so umzugehen, wie es uns auch der Schöpfer mitgegeben hat.

Daher möchte ich mit Selbstbetrug Schluss machen – nicht Schluss machen mit der weiteren Erforschung der adäquaten Bildungsangebote für jedes Kind und für jeden Jugendlichen in Österreich, aber Schluss machen mit Selbstbetrug – und daher die Vorlage unterstützen. Was das für das Schulpflichtgesetz bedeutet, das im Wesentlichen Querverbindungen und Querverweise anspricht, werde ich erst nach der Abstimmung in zweiter Lesung sagen können. Wir müssen nur technisch bedenken, was wir damit tun. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

19.10

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter DDr. Niederwieser zu Wort gemeldet. Herr Abgeordneter, ich gehe davon aus, dass Sie die Bestimmungen der Geschäftsordnung über die tatsächliche Berichtigung gut kennen. – Bitte.

19.10

Abgeordneter DDr. Erwin Niederwieser (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Die Frau Bundesministerin hat mich korrigiert und gesagt, was diese rund 500 Jugendlichen an den berufsbildenden mittleren Schulen betrifft, so seien das keine Schulversuche.

Ich stelle richtig: Natürlich sind das Schulversuche; jedenfalls sind der Großteil davon Schulversuche, ganz genaue Daten darüber gibt es vom Ministerium nicht. (Abg. Dr. Brinek: Das sind ordentliche Schüler!) Dort hatten sie es bisher schon schwer, dies genehmigt zu bekommen, und sie werden es in Zukunft leider noch schwerer haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Mühlbachler: Was der Niederwieser nicht will, darf nicht sein! – Abg. Dr. Jarolim: Ein bisschen Wahrhaftigkeit soll sein!)

19.11


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