Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 72. Sitzung / Seite 170

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

derte Kinder gemeinsam mit behinderten Kindern unterrichtet werden. Das ist ein Vorzeigemodell seit vielen Jahren. Daher folgender Entschließungsantrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Antoni, Brosz und GenossInnen betreffend Integration an Spartenschulen

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur wird ersucht, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß in den Spartenschulen der umgekehrte Integrationsweg ermöglicht wird.

*****

Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

19.31

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Der soeben vorgetragene Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, steht in einem ausreichenden inhaltlichen Zusammenhang mit der Verhandlungsmaterie und steht damit mit zur Verhandlung und auch zur Abstimmung.

Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Wolfmayr. – Bitte.

19.31

Abgeordnete Dr. Andrea Wolfmayr (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Auch ich finde es äußerst bedauerlich, dass man, nachdem es schon eine Annäherung der Standpunkte gegeben hat, nun wieder einen Rückzieher macht und sich hinter der roten Parteilinie einbunkert.

Ich möchte bei diesem sehr heiklen Thema bleiben. Ich befürchte allerdings, dass nicht mehr entsprechend der gebotenen Sorgfalt im Umgang damit den eigentlich Zuständigen, den Experten von Ihrer Seite im Ausschuss – und ich möchte nicht wie Sie, Herr Kollege Niederwieser, die Tür zustoßen, sondern ich möchte sagen: Ich bezeichne sie als Zuständige und als Experten für ein Thema, in das sie sich eingearbeitet haben – zugestanden wird, dass deren Meinung und die mühsam erarbeiteten Verhandlungsresultate zum Durchbruch kommen. Die fallen anscheinend einer übergeordneten Parteiräson zum Opfer. Wie viel Räson darin allerdings enthalten ist, das bleibe dahingestellt.

Meine Damen und Herren! Ziel des vorliegenden Gesetzentwurfs ist die Überführung der Schulversuche an Polytechnischen Schulen in eine flexible und gezielte Berufsvorbereitung für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in all seinen Varianten, und zwar an Sonderschulen, an Polytechnischen Schulen und an Hauptschulen im neunten Schuljahr. Im Zentrum dieser Bemühungen muss – so unsere Vorstellung – in diesem letzten Pflichtschuljahr vor allem der Übergang in eine gesellschaftliche – was gleichzeitig auch heißt berufliche – Integration stehen, denn ganz sicher sind die Eltern behinderter Kinder, vor allem aber die Betroffenen selbst, bemüht und darauf erpicht, dass sie in Zukunft ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben führen können. Dazu brauchen sie große Chancen und bestmögliche Voraussetzungen. (Beifall bei der ÖVP.)

Schulische Ausbildung darf keine Sackgasse sein, nicht eine Art Vakuum, nicht bloße Aufbewahrung. Daher ist auch ein weiteres "Mitnehmen" von Kindern und Jugendlichen unangebracht, die auf Grund ihres Handicaps dem Lehrstoff nicht mehr gewachsen sind und die wegen ihres sonderpädagogischen Förderbedarfs schon längst eine eigene Einheit innerhalb des Klassenkörpers bilden. Was es braucht, ist wirkliche und nachhaltige Integration, bestmögliche Ausbildung, und zwar eine spezielle, individuelle, auf die einzelne Behinderung abgestimmte Förderung. Deshalb – so unser Vorschlag – Berufsorientierung, eine Art von Vorlehre, Anlehre, spezielle Kurse, begleitende Arbeitseinsätze.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite