Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 54

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Die Bilder von heute Früh, wonach anstatt von Wasser lediglich leere Wasserkanister ausgeteilt wurden, waren nicht gerade beruhigend. Ich meine daher, dass im Zusammenhang mit der zer­störten Infrastruktur des Irak gerade das Know-how des Österreichischen Roten Kreuzes, was eben Wasseraufbereitungsanlagen vor Ort betrifft, um die Bevölkerung mit diesem wichtigen Lebensmittel versorgen und um auch wieder eine funktionierende Infrastruktur herstellen zu können, von Österreich aus möglichst schnell und möglichst umfassend zur Verfügung gestellt werden sollte.

Was die Zeit nach dieser kriegerischen Auseinandersetzung anlangt, so ist es meiner Ansicht nach wichtig, dass die Vereinten Nationen wieder in die Lage versetzt werden, als Einzige über Krieg und Frieden sowie über militärische Interventionen zu entscheiden – und dass in Zukunft nicht einzelne Länder dieses Recht für sich arrogieren können. (Beifall bei den Freiheitlichen, bei Abgeordneten der ÖVP, der SPÖ und der Grünen.)


Präsident Dr. Heinz Fischer: Die Redezeit, Herr Vizekanzler!


Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen Vizekanzler Mag. Herbert Haupt (fortsetzend): Wir haben bereits einen ersten Schritt in diese Richtung gesetzt, und ich bin mir dessen sicher, dass die gemeinsamen Bemühungen Österreichs, Belgiens, Deutschlands, Frankreichs, Finnlands, Schwedens, Norwegens, der Schweiz und vieler anderer schlussend­lich auf politischer und diplomatischer Ebene erfolgreich sein werden, sodass die Grundkonzep­tion für die Vereinten Nationen auch in Zukunft gültig ist, dass eben das Wohl aller Staaten nur miteinander und nicht gegeneinander und schon gar nicht auf Rechnung einiger weniger in der Staatengemeinschaft funktionieren kann. Das ist wichtiger denn je.


Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte die Redezeit zu beachten!


Bundesminister für soziale Sicherheit und Generationen Vizekanzler Mag. Herbert Haupt (fortsetzend): Ich bin stolz darauf, dass wir hier in Österreich im Nationalen Sicherheitsrat einen Konsens gefunden haben. Damit stehen wir einmalig in Europa da, und ich hoffe, dass dieser Konsens in dieser schwierigen Situation auch die Beratungen des Hohen Hauses in den nächsten Tagen und Wochen prägen wird. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ und der Grünen.)

12.16


Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir kommen jetzt zu einer Runde von vier Diskussionsbeiträgen zu je 8 Minuten.

Zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte.

12.17


Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Vizekanzler, Respekt für diese Rede! Ich teile Ihre Auffassung: Es gibt keinen „sauberen Krieg“, und das haben uns ja die neuesten Nachrichten von einem Bombardement eines Marktplatzes in Bagdad bestätigt.

Ich denke auch, dass man unsere Sprache, die Sprache der Medien, die Sprache der Politik, immer wieder überprüfen muss: beispielsweise an dem so oft zitierten Beispiel so genannter Kollateralschäden. Man muss nämlich genau wissen, worum es hiebei wirklich geht, denn ein Krieg ist nicht als statistische Größe, nicht als Faktor der wirtschaftlichen Entwicklung, nicht als bloßes Planspiel auf Landkarten zu verstehen, sondern da geht es um Einzelschicksale – und das bekommen wir ja auch von den Medien vermittelt, wenn beispielsweise Dörfer zerstört werden, wenn es Hunderttausende Flüchtlinge gibt, wenn die Menschen bei 40 Grad Celsius kein Wasser zur Verfügung haben, keine Nahrungsmittel, wenn Kinder zu Tode kommen, wenn Spitäler überfüllt und benötigte Medikamente nicht vorhanden sind, wenn es einfach vielfältigs­tes Leid gibt.

Das alles muss man sehen, und das muss man auch berücksichtigen, wenn oft leichtfertig da und dort in der Politik durchtönt: Na ja, der Krieg ist halt „die Fortsetzung politischer Mittel“. – Das darf er einfach nicht sein!

 


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