Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 63

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päisch-amerikanische Partnerschaft, meine Damen und Herren, wird Zukunft haben. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

12.42


Präsident Dr. Heinz Fischer: Der nächste Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Bösch. Gleiche Redezeit: 8 Minuten.

12.42


Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Pilz, diese Bundesregierung hat gerade in diesem Irak-Konflikt in den letzten Wochen eine ausgesprochen vernünftige und auch vertretbare Position eingenommen. Es ist eine Position, die die neue Realität anerkennt, eine Realität, von der wir alle gehofft haben, dass sie nicht Wirklichkeit wird, die aber jetzt nun einmal da ist.

Gerade in der Europäischen Union haben wir uns eigentlich eine friedliche Entwicklung zum Ziel gesetzt. Auch nach den Erfahrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nach den bitteren Erfahrungen der beiden Weltkriege, hat Europa in Bezug auf die Neugestaltung der Weltpolitik und auch in Bezug auf die allfällige Anwendung von politischer und militärischer Macht eine Vorreiterrolle eingenommen.

Die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem durch den Aufbau der Vereinten Natio­nen, mit deren Instrumenten wir ja auch den Kalten Krieg im Wesentlichen gut über die Bühne gebracht haben, und die Hoffnungen, die nach dem Zusammenbruch des Ostblocks damit verbunden waren, dass es nunmehr eine weitere, kontinuierliche friedliche Entwicklung geben wird, wurden in der Realität leider Gottes mit Füßen getreten.

Wenn uns einige Mitglieder der amerikanischen Regierung als „Altes Europa“ bezeichnen – für diese Haltung, die Europa einnimmt –, dann sollten wir, glaube ich, das auch als einen Ehren­titel sehen, weil „alt“ hat auch etwas mit Weisheit zu tun. Und gerade in dieser Frage kann Europa seine Position nicht genug bekräftigen.

Meine Damen und Herren! Dass das irakische Regime ein nicht zu verteidigendes ist, haben viele Redner vor mir schon gesagt. Dass aber auch in der Bekämpfung solcher diktatorischer Regime, die wir weltweit zu beachten haben, weiterhin das Primat der Vereinten Nationen gel­ten muss, muss auch klar sein. Und deshalb ist auch zu bekräftigen, dass in der Gegnerschaft zu diesen diktatorischen Regimen alle diplomatischen und auch alle wirtschaftlichen Mittel aus­zuschöpfen sind, und erst dann kann über eine militärische Gewaltanwendung gesprochen werden. Und auch diese militärische Gewaltanwendung, meine Damen und Herren, muss über die Beschlüsse des UNO-Sicherheitsrates gehen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Dieser Rückfall in das nationale Faustrecht, den wir derzeit erleben, sollte uns aber nicht ent­mutigen. Ich glaube, wir sollten nach diesen kriegerischen Ereignissen auch an der Stärkung der UNO und ihrer Einrichtungen weiter teilnehmen. Auch als gesamte Republik, unabhängig davon, welcher Partei wir angehören, muss es in unserem Interesse sein, dass die UNO und ihre Einrichtungen weiterhin funktionsfähig bleiben und dass wir sie auch stärken, um solche Entwicklungen, wie es sie in den letzten Wochen gab, nicht zu unterstützen.

Im Rahmen der Schritte, die von Seiten der USA und ihrer Verbündeten gemacht worden sind, ist die Lage in der gesamten Region nicht ausreichend beurteilt worden, hat man die Konflikte zwischen Israel und den Palästinensern, Konflikte zwischen Türken und Kurden und zwischen anderen Ländern und anderen Bestrebungen und Volksgruppen im arabischen Raum außer Acht gelassen.

Bei diesen Schritten der USA wurde auch nicht bedacht, wie es nach diesem Krieg im Irak weitergehen soll. Wer soll dort regieren? Wie soll die wirtschaftliche Situation dieses Landes nach diesem Krieg ausschauen, und wie soll die Entwicklung danach in die Wege geleitet werden?

 


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