Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 64

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Meine Damen und Herren! Dennoch, trotz der aktuellen Entwicklungen, ist es zu begrüßen, dass der Europäische Rat am 20. und 21. März doch einige gemeinsame Beschlüsse fassen konnte, die auch in diese Richtung gehen: in die Richtung der Anerkennung des Primats der UNO, in die Richtung, dass wir weiterhin alle daran arbeiten, eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und eine gemeinsame europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik aufzubauen.

Gerade die europäische Ebene hat in den letzten Wochen in diesem Zusammenhang nicht gerade ein Ruhmesblatt errungen. Wir haben ja erlebt, dass einige Staaten der Europäischen Union sich auf die Seite der USA gestellt haben, dass ein Land besonders eng im Bündnis mit den Vereinigten Staaten steht, dass andere Länder, insbesondere Frankreich und Deutschland, sich dagegen ausgesprochen haben, und dass auch eine Gruppe von Beitrittskandidatenlän­dern sich auf die Seite der USA gestellt hat.

All das hat deutlich gemacht, dass die Europäische Union eigentlich nicht in der Lage ist, eine gemeinsame Position in einer außenpolitisch entscheidenden Frage einzunehmen. Diese Bündnisse innerhalb der Europäischen Union sind der falsche Weg. Österreich hat auch auf europäischer Ebene die richtige Position bezogen, indem es klar gemacht hat, dass die Euro­päische Union Mechanismen haben muss, die es ermöglichen, dass die Union eine gemein­same Position bezieht.

Die Mitgliedsländer, auch wenn sie noch so groß sind, werden hinkünftig die Geduld aufbringen müssen, zu warten, bis sich diese Mechanismen im Rahmen der Europäischen Union in entsprechender Weise entwickelt haben werden.

Ich glaube aber auch, dass die Entwicklung auf europäischer Ebene in den letzten Wochen nicht zu einer Entmutigung führen darf. Im Gegenteil, sie sollte Ansporn sein, gerade auch im Rahmen der Diskussion über neue Mechanismen auf europäischer Ebene daran zu arbeiten, dass die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik doch noch Wirklichkeit wird. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich fühle mich in diesem Zusammenhang gerade auch als Freiheitlicher bestätigt, da wir Frei­heitlichen immer gesagt haben, dass die Integration der Europäischen Union ihre Zeit brauchen wird, und dass es auch auf europäischer Ebene wichtig ist, einen Schritt nach dem anderen zu setzen, um die europäischen Länder und auch die europäischen Völker hier nicht zu über­fordern. Gerade jetzt wird ein Beispiel dafür gegeben, dass das der Fall ist, dass die Integration unserer Union noch sehr viel Zeit und sehr viel Anstrengung brauchen wird.

Meine Damen und Herren! Auch die Beschlüsse des Nationalen Sicherheitsrates auf österrei­chischer Ebene haben die richtige Richtung gewiesen. Ich glaube, dass die Entwicklung gezeigt hat, dass Österreich auf eigenen Beinen stehen können muss. Auch in der Landesverteidigung ist es wichtig, dass wir eigenständige Maßnahmen setzen können, und demzufolge ist es auch notwendig, dass wir ein starkes Bundesheer haben, meine Damen und Herren. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Scheibner: Da muss man viel investieren!)

Unser Bundesheer braucht nicht 80 Milliarden Dollar, sondern nur eine gedeihliche budgetäre Weiterentwicklung, um die Sicherheit der Menschen in unserem Lande auch in den nächsten Jahren zu gewährleisten. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.49


Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir haben für 13 Uhr eine Mittagspause von einer halben Stunde vereinbart. Das heißt, wir haben jetzt noch 10 Minuten Zeit, und die werden sich die Frau Außen­ministerin und der Herr Innenminister brüderlich beziehungsweise schwesterlich teilen. – Bitte, Frau Ministerin.

12.50


Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner: Herr Präsi­dent! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hohes Haus! Der Moment, in dem der Krieg ausgebrochen ist, war ein bedrückender, ein bitterer, ein trauriger,


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