Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 76

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14.06


Abgeordneter Klaus Wittauer (Freiheitliche): Herr Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Dies sind traurige Tage, und alle Menschen, vor allem Frauen und Kinder, die von diesem Krieg betroffen sind, haben mein Mitgefühl. Ich kann und will nicht akzeptieren, dass dieser Krieg gegen Saddam Hussein die Lösung sein soll. Als über­zeugter Europäer, der an das Friedensprojekt Europa glaubt, ist es schwer zu begreifen, dass sich die Weltmacht Amerika über das Völkerrecht hinwegsetzt. Österreich kann in dieser schrecklichen Situation helfen, wenn dieser Krieg so schnell wie möglich beendet wird. Mit unserem Status in dieser Welt werden wir dort, wo andere nicht mehr miteinander sprechen können, vermitteln und ausgleichend tätig sein können. Humanitäre Hilfe muss eine Selbstver­ständlichkeit sein. Diese Regierung ist ein Garant dafür!

Als Mensch, der in einer scheinbar gesicherten Umwelt, Umgebung lebt, begreife ich nicht, dass die Sozialdemokraten und die Grünen dieses Plenum für ihren Wahlkampf in Niederösterreich missbrauchen. Stattdessen sollten wir alle in uns gehen und dafür beten, dass das Leid der irakischen Bevölkerung und all der anderen, die den Krieg überleben müssen, so schnell wie möglich ein Ende findet. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Meine Bewunderung gilt einem Mann wie Michael Moore, der seine eindringliche Rede bei der Oscar-Verleihung mit den Worten „Schämen Sie sich, Herr Bush!“ beendet hat. Auch ich be­ende meine Rede damit: „Schämen Sie sich, Herr Bush!“ (Beifall der Abgeordne­ten Scheibner und Dr. Khol.)

14.07


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.

14.08


Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Mitglieder der Bundesregie­rung! Hohes Haus! US-Präsident George Bush bricht einen Krieg vom Zaun, der zu einer enor­men Destabilisierung im Nahen Osten führt. Die israelische Regierung wird dazu gedrängt, ge­genüber Terror-Attentaten noch vorsichtiger und damit gleichzeitig noch repressiver gegenüber ihren arabischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu sein. Die palästinensische Autonomie wird in die Rolle des Feinds der freien Welt gepresst und zu einem Teil der Schurkenachse degra­diert.

Das politische Ziel im Nahen Osten ist, so denke ich, uns allen klar: Wir wollen eine friedliche Koexistenz von Juden und von Arabern, wir wollen eine lebendige Demokratie in zwei souverä­nen Staaten, mit zwei Verfassungen, die geprägt sind von den Werten der Toleranz und der Solidarität.

Dieser Krieg lässt dieses hehre Ziel noch weiter entschwinden, als es jetzt schon entfernt ist. Dieser Krieg lässt UNO-Resolutionen, die sich mit dem Thema befassen, noch abstrakter er­scheinen, als sie das jetzt schon sind. Diese UNO-Resolutionen verurteilen auf der einen Seite Terror-Akte palästinensischer Organisationen, und sie missbilligen zum anderen Übergriffe der israelischen Armee. Diese UNO-Resolutionen sind von uns, sind von der Staatengemeinschaft ebenso ernst zu nehmen wie jene UNO-Resolutionen, die es zum Irak-Krieg gibt. Wir dürfen auch diese nicht vergessen und müssen an der Umsetzung dieser UNO-Resolutionen arbeiten.

Im Übrigen würde ich mir als Sozialdemokratin wünschen, dass Österreich – der sehr guten Tradition Bruno Kreiskys folgend – eine wesentlich aktivere diplomatische Rolle im Nahen Osten spielen würde. (Beifall bei der SPÖ.)

US-Präsident George Bush bricht einen Krieg vom Zaun und beantragt dafür im Kongress 74 Milliarden US-Dollar. Nach Schätzungen von Experten sind aber diese 74 Milliarden als Ge­samtkosten viel zu tief angesetzt. Es geistern Zahlen von 180 bis 200 Milliarden US-Dollar durch die Gegend – die Ausgaben der Bündnispartner mitgerechnet.

Ich würde gerne diese unvorstellbare Zahl von 200 Milliarden US-Dollar in Vergleich zu einer ande­ren Zahl setzen, nämlich zu der Zahl, die im Jahr 2000 international, weltweit für Entwick­lungs­­hilfe ausgegeben worden ist, nämlich 57 Milliarden US-Dollar. 57 Milliarden US-Dollar


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