Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 113

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sei Dank!) Und was haben Sie gemacht – Sie wissen das genauso gut wie ich –, als im Jahre 1995 unser jetziger Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel (Abg. Mag. Trunk: Erfolgloser Wirtschaftsminister!) eine Kurskorrektur vornehmen wollte und auf die Bremse gestiegen ist? – Sie haben uns links überholt, sind aufs Gas gestiegen und in Richtung neuer Schuldenpolitik gefahren. Das ist die Wahrheit! (Beifall bei der ÖVP.)

Aber Sie brauchen keine Angst zu haben: Wir schaffen das schon, wir werden das Budget sanieren, vielleicht nicht so schnell, wie wir uns das gewünscht haben, dafür aber nachhaltig.

Speziell den jungen Menschen in Österreich kann ich versprechen, dass wir ihnen keine neuen Lasten für die Zukunft aufbürden. Ganz im Gegenteil: Wir werden danach trachten, dass die alten Hypotheken aus der SPÖ-Zeit in irgendeiner Form erträglich werden. (Beifall bei der ÖVP.)

16.27


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Abgeordnete Mag. Mutto­nen. Sie hat wunschgemäß eine Redezeit von 5 Minuten. – Bitte.

16.27


Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Minister! Hohes Haus! Frau Kollegin Lentsch, Sie haben Recht: Wir werfen Ihnen soziale Kälte vor – aber nicht nur das, sondern auch, dass Sie die Entwicklung in Österreich behindern.

Zum gesetzlichen Budgetprovisorium 2003, das heute beschlossen werden soll, möchte ich aus der Sicht der Kunst und Kultur Folgendes anmerken: Meine Damen und Herren, es ist leider vorhersehbar, dass die 5-prozentige Bindung der Ermessensausgaben höchst negative Auswir­kungen auf die Kunst haben wird, vor allem deshalb, weil der Anteil der Ermessensausgaben gerade im Kunstbereich sehr hoch ist, und auch deshalb, weil die Ermessensausgaben bereits im Jahr 2002 um 3 Prozent gekürzt wurden. Es steht also eine neuerliche Kürzung ins Haus.

Das alles kommt aber noch zusätzlich zu den Kürzungen, die die Regierung Schüssel I im Be­reich Kunst und Kultur zu verantworten hat. Die Kulturstatistik spricht hier eine sehr deutliche Sprache: 1999 betrugen die Kulturausgaben des Bundes noch 820 Millionen €, im Jahr 2000 waren es nur mehr 668 Millionen €.

Erstaunlich ist die unterschiedliche Wahrnehmung, nämlich wie der Herr Kunst-Staatssekretär seine eigenen Aktivitäten einschätzt und wie die Realität ausschaut. Staatssekretär Morak sprach anlässlich der Präsentation des Kunstberichtes 2001 vom „bisher höchsten Kunst­budget“ – so weit seine eigene Wahrnehmung. Im Kunstbudget 2001, das 107,4 Millionen € be­tragen hat, sind nämlich zahlreiche Sonderfinanzierungen für Großprojekte enthalten. Da fallen die Ausgaben für die Kulturhauptstadt Graz hinein, der Umbau des Musikvereins und auch das Kleine Festspielhaus in Salzburg. Zieht man diese Sonderfinanzierungen ab, ist die Realität schon wieder eine ganz andere.

Die Wertigkeit der einzelnen Kunstbereiche wird deutlich, wenn man sich ansieht, wie die Mittel­verteilung ist. Da sieht man einen großen Gewinner: Das sind die Großveranstaltungen und die Festspiele; nur dort ist ein sattes Plus aufzuweisen. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, dass unsere Kritik, die Kritik der SPÖ, gerechtfertigt ist, nämlich die Kritik daran, dass sich die kon­servative Kulturpolitik hauptsächlich um das repräsentative Element dreht.

Ein zweites Beispiel möchte ich noch erwähnen. Ich zitiere einen Satz aus dem Vorwort des Kunst-Staatssekretärs zum Kunstbericht 2001. Dieser Kunstbericht 2001 ist vor einigen wenigen Tagen der Öffentlichkeit und der Presse vorgestellt worden. Erst viel später haben ihn die Abgeordneten bekommen. Hier heißt es: „wir konnten ... die Kunstschaffenden wieder in den Mittelpunkt der Kunst- und Kulturpolitik stellen.“

Wo die Kunstschaffenden tatsächlich gestanden sind, das lässt sich aus den Schlagzeilen der Zeitungen der letzten Jahre ganz gut herauslesen. Da heißt es: Allein gelassen in ihren ökono­mischen Problemen – die Künstler nagen am Hungertuch. – So lautete die Überschrift in den


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