Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 133

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Präsident Dr. Andreas Khol: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gradwohl. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

17.51


Abgeordneter Heinz Gradwohl (SPÖ): Meine Herren Präsidenten! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Herr Finanzminister, ich habe Ihre Worte bei einer der Debatten zum Budgetbegleitgesetz noch im Ohr. Damals sprachen Sie von Ihrem „Traum“. – Wenn ich Ihnen heute zugehört habe, dann habe ich das Gefühl, Sie sind noch immer nicht erwacht. Ich werde Ihnen auch sagen, warum, Herr Bundesminister! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundesminister, Sie haben hier die wunderbarsten Zahlen für Österreich geschildert und gemeint, wie hervorragend die Politik dieser Bundesregierung war. Ich werde das nicht mit Zahlen machen, sondern ich nehme einfach Anleihe bei Ihrer ehemaligen Parteikollegin und ehemaligen Regierungskollegin, Kollegin Rossmann. Was hat Frau Kollegin Rossmann vor kurzer Zeit hier in der Debatte angeführt? (Abg. Öllinger: Keine Ahnung!) – Die Lohnpfändun­gen haben zugenommen. Die Menschen leiden unter Belastungen und können sich das normale Leben nicht mehr leisten, weshalb die Lohnpfändungen zunehmen.

Herr Finanzminister! Was glauben Sie, wer dafür verantwortlich ist? – Sie mit Ihrer Budgetpoli­tik, mit Ihrer Finanzpolitik und der gesamten Regierungspolitik sind dafür verantwortlich. (Beifall bei der SPÖ.)

Daher bitte ich Sie, aus dem Traum zu erwachen und die Realität anzuerkennen. Es hilft nichts, wenn man in einem mehrere Hundert Seiten umfassenden Papier blättert, in dem Zahlen und Daten festgehalten sind, und darüber die Menschen vergisst – die Menschen, die Sie in den letzten Jahren schwerst belastet haben, nämlich die Kranken, die Sie bestraft haben, die Arbeitslosen, die Sie bestraft haben und denen Sie keine Unterstützung geben. Das, Herr Finanzminister, wäre eigentlich die Aufgabe einer verantwortungsvollen Politik: für die Men­schen da zu sein und nicht Zahlenwerke richtig zu stellen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Neu­deck: Jetzt erzählen Sie, 30 Jahre hat die SPÖ ...!)

Herr Kollege Neudeck! Lassen Sie mich, bevor ich mich mit Ihnen beschäftige, noch den Herrn Klubobmann der ÖVP zitieren, der heute in der Debatte am Vormittag sagte: Nur soziale Ge­rechtigkeit schafft auch Frieden. – Herr Kollege Molterer! Wir sind uns einig: Allein anhand der Politik dieser Bundesregierung, anhand dieser jetzigen Neuauflage der Koalition und auch an­hand des Zahlenwerkes zum Budget, zum Rechnungsabschluss 2001, kann ich diese soziale Gerechtigkeit nicht erkennen. (Abg. Mag. Molterer: Genau schauen!)

Ich zitiere wieder Frau Kollegin Rossmann: Wenn die Belastung der Bevölkerung zunimmt, wenn die Bevölkerung ausgepresst wird und die Schulden zunehmen, Herr Kollege Stummvoll, dann ist das nicht Verantwortung übernehmen, sondern Verantwortung abschieben. Und das betreiben Sie seit drei Jahren, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Regierung! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Finanzminister! Warum können Sie hervorragende Zahlen aus dem Traumbüchlein erzäh­len? – Ich erwähne das Beispiel Austria Tabak. Sie haben die Austria Tabak als eine der ersten Schatullen mit Familiensilber der Republik Österreich verkauft. Der Konzern, der sie übernom­men hat, hat in der Zwischenzeit satte Gewinne damit gemacht. Herr Kollege Bucher! Diese satten Gewinne hätten auch wir als Republik machen können. Das wäre auch etwas gewesen, was in das Budget einfließen hätte können (Abg. Scheibner: Warum haben wir es vorher nicht gemacht?); das wäre kein Einmaleffekt gewesen, Herr Klubobmann Scheibner! Die Dividenden­zahlungen der Austria Tabak sind nachvollziehbar und nachlesbar. Ihr habt diese Dividenden, die in dreieinhalb Jahren verdienbar sind, mit einem Einmaleffekt erreicht – und dann war Feier­abend.

Herr Kollege Molterer, eine Nachhaltigkeit kann ich bei einer derartigen Budget- und Wirt­schaftspolitik nicht erkennen, denn nachhaltig wäre es gewesen (Zwischenruf des Abg. Mag. Mol­­te­rer), wenn wir auch nächstes Jahr Einfluss auf die Arbeitsplätze hätten, wenn wir


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