Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 158

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Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Roderich Regler. – Bitte, Herr Kollege, Sie haben das Wort. Gleiche Redezeit.

19.34


Abgeordneter Dipl.-Ing. Mag. Roderich Regler (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Schon bei der Regierungserklärung habe ich mir so meine Gedanken gemacht, wieso seitens der Sozialdemokratie die Freiheitlichen so bedauert worden sind. Vor drei Jahren hat sich das noch ganz anders angehört. Da klang heraus, man hatte Angst um jene Agenden, die von Ministern der FPÖ übernommen werden, und jetzt auf einmal sind es Ihnen zu wenig Agenden, die die Minister der FPÖ haben! (Abg. Scheibner: Da sehen Sie, wie gut wir gearbeitet haben!) Das ist einfach nicht stimmig.

Aus meiner Sicht hat Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel der FPÖ, dem Koalitionspartner, ein faires Angebot gemacht. Bei einem Wählerstimmenverhältnis von 42 zu 10 Prozent ist es bei einer Aufteilung von insgesamt zwölf Bundesministerien einschließlich Bundeskanzleramt auf neun zu drei und bei den Staatssekretären von drei zu drei sicherlich nicht unfair zuge­gangen, sodass man wirklich sagen kann, es ist eine gute Voraussetzung für eine Koalition.

Das Bundesministeriengesetz ist aber nicht nur die Organisation der Bundesregierung, sondern es zeigt auch immer ein bisschen politische Geschichte, politische Kultur. Wenn man an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg denkt, war es unbedingt notwendig, überall eine Doppelkompetenz zu haben, denn man musste ja aufpassen, dass der Koalitionspartner nicht etwas Böses macht (Abg. Eder: Das macht ihr jetzt auch so!), und durch die Doppelkompetenzen hat man das damals eben vermieden.

In der Zwischenzeit ist man in den Zeiten der Alleinregierung draufgekommen, dass auch Bun­desminister in sich selbst koordinieren können. Wenn wir also heute – historisch nachdenkend – zum Beispiel den Straßenverkehr im Verkehrsministerium haben und wissen, dass dieser lange Zeit im Wirtschaftsministerium war, weil man dem Eisenbahnminister nicht getraut hat (Abg. Eder: Jetzt sitzt der Kukacka beim Verkehrsminister und passt auf, und der Finz passt beim Finanzminister auf!), oder wenn wir bedenken, dass zum Beispiel der Straßenbau erst vor drei Jahren ins Verkehrsministerium gewandert ist, so sieht man, dass wir einen sehr, sehr großen Fortschritt gemacht haben. Es werden weiterhin Straßen gebaut, der Verkehrsminister hat nicht den ganzen Straßenverkehr lahm gelegt. Ich glaube also, es ist sehr gut, wenn man zu einer Kon­zentration kommt.

Es ist schon gesagt worden, dass Wirtschaft und Arbeit zusammengefasst worden sind, dass auch unsere Landschaftspfleger, die Bauern, mit der Umwelt in einem Ressort sind. Das hat sich nicht negativ ausgewirkt, sondern ist wirklich sehr positiv. Darum habe ich auch vor all diesen Zusammenlegungen keine Angst.

Besonders Angst haben Sie offenbar um den UBAS, um den Unabhängigen Bundesasylsenat. Da möchte ich zunächst einmal herzlich für das Lob für unseren liberalen Innenminister Dr. Strasser danken. Er ist auch in Zeitungen für viele seiner Aktivitäten, insbesondere in Fragen des Flüchtlingswesens, sehr gelobt worden. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Wenn Sie Angst haben, dass der UBAS keine entsprechende Ausstattung bekommt, so möchte ich zwei Punkte anführen, die für mich als langjährigen Landespolitiker in Wien ganz sympto­matisch sind. Nehmen Sie die Unabhängigen Verwaltungssenate. Die steigen den Landes­regie­rungen und den Landesbehörden doch ununterbrochen ordentlich auf die Zehen. Welche Landes­regierung und welcher Landtag hat ihnen das Geld abgedreht, hat ihnen kein Personal und keine Räume zur Verfügung gestellt? Die Kontrolle funktioniert trotzdem.

Oder: Angelegenheiten des Verfassungsgerichtshofes und des Verwaltungsgerichtshofes ressortieren ins Bundeskanzleramt. Werden die vom Bundeskanzler ausgehungert, damit Ge­setze nicht überprüft oder aufgehoben werden? – Also wir brauchen hier wirklich keine Angst zu haben.

 


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