Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 127. Sitzung / Seite 168

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Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. Restredezeit: 12 Minuten. (Rufe: Ist nicht da!) – Sie ist da, sie eilt herbei. – Entschuldigung, vorher gelangt Frau Abgeordnete Mag. Muttonen zu Wort.

Ich war so fasziniert vom aufgeräumten Zimmer mit den fünf Kindern, denn bei meinen sechsen war es nie aufgeräumt. (Heiterkeit. – Abg. Heinisch-Hosek: Machen Sie sich nicht auch noch lustig darüber, Herr Präsident!)

Bitte, Frau Abgeordnete Muttonen.

 


16.59.52

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Es ist schön, Herr Präsident, wenn Sie in diese Lebenswelten einsteigen können. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordne­ten der Grünen.)

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte zwei Punkte vorausschicken. Das eine ist ja heute schon öfters erwähnt worden, nämlich dass die Armut weiblich ist. Ich glaube, das kann man nicht oft genug sagen; es ist so. Wir wissen, dass in Österreich die Armut immer mehr wird und dass davon besonders Frauen betroffen sind.

Ein zweiter Punkt – das möchte ich auch noch einmal unterstreichen, obwohl von Ihrer Seite ständig Widerspruch kommt – ist folgender: Es ist so, dass Frauenpolitik nicht mit Familienpolitik gleichgesetzt werden kann. Ich frage mich, warum zum Beispiel nie da­von gesprochen wird, wie Väter Arbeit und Kinder unter einen Hut bringen können. Ich habe aber auch die Antwort für Sie beziehungsweise Ihre Antwort darauf: Weil Sie in Ihrer Vorstellung an so etwas gar nicht denken! In Ihrer Vorstellung ist es ganz einfach so, dass die Frauen die alleinige Verantwortung für die Kinder zu tragen haben.

Meine Damen und Herren! Was ich heute für diese fünf Jahre ohne Frauenpolitik be­leuchten möchte, ist die Frage, wie sichtbar Frauen in der konservativen Kultur- und Wissenschaftspolitik sind und welchen Stellenwert diese Regierung den Frauen in Kunst und Kultur und im wissenschaftlichen Bereich überhaupt beimisst. Und ich kann sagen, leider ist dieser Befund sehr ernüchternd, wenn man ihn sich etwas genauer anschaut.

Der Kunst- und Kulturbereich des Regierungsprogramms ist zwar geschlechtergerecht formuliert, aber das war es dann schon, weitere Signale gibt es nicht wirklich. Ansätze, um Frauen im Kunst- und Kulturbereich aktiv zu unterstützen, fehlen, Infrastrukturen im Kulturbereich, wo auch sehr viele Frauen beschäftigt sind, werden zunehmend abge­baut.

Meine Damen und Herren! Der Kunst- und Kulturbereich ist nach fünf Jahren konserva­tiver Regierung mehr Männerdomäne denn je, vor allem wenn es um Macht geht, wenn es um Posten, um Positionen und um die Vergabe von öffentlichen Mitteln geht. Ob­wohl Frauen am Kulturarbeitsmarkt sehr stark vertreten sind, in leitenden Funktionen sind sie jedoch kaum zu finden.

Es ist aber nicht neu, dass die Luft in Führungspositionen für Frauen sehr dünn ist; traurig ist nur, Frau Ministerin, dass Sie nichts dagegen unternehmen, und traurig ist auch, dass Sie die Querschnittmaterie, für die Sie ja verantwortlich und zuständig sind, nicht nutzen, um sich einzumischen, um für Frauen auf allen Ebenen Partei zu ergrei­fen, um sich zu engagieren. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt den Vorsitz.)

Gerade im kulturellen Bereich hat die Bundesregierung in den letzten fünf Jahren, wie gesagt, wenig Initiative und kein Interesse an einer aktuellen Untersuchung der materi­ellen Situation und der sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen gezeigt – eben besonders der Frauen –, die in einer äußerst schwierigen Lage sind. Es gab kein Inter-


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