Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 157

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scher Führung. Ich bin ganz einfach der Meinung, dass die Auseinandersetzung über eine so wichtige Materie selbstverständlich hier im Haus Platz greifen muss.

Es ist legitim und überhaupt keine Frage, dass auch die Sozialpartner sich mit einer derartigen Thematik auseinander setzen. Es ist legitim, wenn die Sozialpartner den Wunsch äußern, eine solche Maßnahme zu verschieben. Aber ebenso legitim ist es, wenn die Bundesregierung und die Mehrheit des Parlaments zur Auffassung gelangen, es zum gegebenen Zeitpunkt zu ent­schei­den und zu beschließen. In einer Demokratie hat man das dann zu akzeptieren. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Herr Präsident Verzetnitsch! Ich möchte Ihnen persönlich die Frage stellen, was denn mit die­sem Schreiben, das auch ich so wie alle Angehörigen des Hauses, nehme ich an, erhalten ha­be, bezweckt werden soll. Sie setzen darin quasi eine Frist und sagen, Sie wollen von jedem Man­datar des Hauses bis zum Abend des 12. Mai 2003 wissen, wie er sich bei der Abstimmung ver­halten wird. Als Begründung dafür wird angeführt: Wir wollen Ihre Meinung zusammen mit den Antworten der anderen Mitglieder des Parlaments der Öffentlichkeit zugänglich machen. Jetzt muss ich Ihnen ehrlich sagen: Bisher war ich der Meinung, dass nach einer Abstimmung hier im Haus die Parlamentsdirektion dafür verantwortlich ist, dass sie das Abstimmungs­ergebnis über das Stenographische Protokoll den Menschen zugänglich macht und nicht der Ös­terreichische Gewerkschaftsbund. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Mol­terer: Das ist ein Ultimatum!)

Vor allem, Herr Präsident Verzetnitsch, wollen Sie das bereits drei Wochen vor der Abstimmung von den Abgeordneten wissen. Und ich muss ehrlich sagen, damit würden Sie ja jede Behand­lung der Materie von vornherein ad absurdum führen, wenn Sie den Abgeordneten des Hauses nicht einmal mehr die Gelegenheit lassen, sich mit der Materie auseinander zu setzen, ehe sie dem Gewerkschaftsbund mitteilen, wie sie ihr Abstimmungsverhalten gestalten wollen. Das halte ich nicht für in Ordnung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich möchte Sie wirklich ersuchen – und damit komme ich auch schon zum Schluss –, davon Ab­stand zu nehmen, einzelne Mandatare unter Druck zu setzen. Es ist legitim, dass es in demo­kra­tischen Staaten Streiks gibt und dass es Demonstrationen gibt. Da kann man unterschiedli­cher Meinung sein. Ich sehe aber nicht ein, dass einzelne Abgeordnete wirtschaftlich unter Druck gesetzt werden oder dass sie öffentlich diffamiert werden. (Abg. Kopf: So geht das wirk­lich nicht!) Ich meine, wir müssen zu einem anderen Diskurs zurückfinden, zu einer anderen Diskussionskultur, und dazu hat der Österreichische Gewerkschaftsbund meiner Meinung nach einen kräftigen Beitrag zu leisten. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

19.45


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Keck zu Wort. – Bitte.

19.46


Abgeordneter Dietmar Keck (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Herr Staatssekretär! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich bin seit 1978 Stahlarbeiter und habe in dieser Zeit eineinhalb Jahrzehnte Schichtarbeit verrichtet. Ich stehe heute hier für eine sehr, sehr große Anzahl von Menschen, die sich Sorgen machen, Sorgen machen, weil mit den Ministerratsbeschlüssen und der gestrigen Rede des Herrn Finanzministers der Grundstein für die gewaltigste Pensions­kür­zung in der Geschichte Österreichs und somit für den massivsten Anschlag auf unser So­zial­system gelegt wurde. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Minister Grasser hat gestern in seiner Rede im Zusammenhang mit den Streikaktionen gesagt, dass es unverantwortlich sei, den Arbeitnehmern unseres Landes in einer schwierigen Situation zu schaden. Darauf kann ich ihm nur antworten, dass der Schaden für die Arbeitnehmer durch sei­ne Budgetpolitik und die Pensionskürzung der Regierung angerichtet wird. Die Schuld hat im­mer noch der Täter und nicht das Opfer, das sich wehrt und schreit! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

 


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