Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll163. Sitzung / Seite 29

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Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. Auch Ihre Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte. (Abg. Dr. Fekter: Da ist wieder alles so schlecht! Alle sind so deprimiert!)

 


9.58.03

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Frau Bundesministerin! Als ich mir Ihre Rede jetzt so angehört habe, habe ich manchmal gedacht, Sie glauben die eigene Propaganda wirklich. Wenn Sie vom blü­henden Land und der grandiosen Wirtschaftspolitik sprechen, dann darf ich Sie alle daran erinnern, dass vor einigen Jahren, was das Wirtschaftswachstum betrifft, Öster­reich noch ganz vorne in Europa war und heute Schlusslicht in Europa ist. (Abg. Dr. Fekter: Das ist Unsinn!) Das ist grandiose Wirtschaftspolitik? Na, das weiß ich nicht. (Abg. Dr. Fekter: Leben Sie im vorigen Jahrhundert?)

Zur Frauenpolitik: Frau Bundesministerin, ich hätte mir heute von Ihnen als Frauen­ministerin schon erwartet, dass Sie klare Worte der Distanzierung zu der gestrigen Ent­gleisung des Bundeskanzlers finden. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Es wäre Ihnen, Frau Bundesministerin, vor allem in Ihrer Rolle als Frauenministerin gut angestanden, klare Worte zu den selbstherrlichen Phantasien des Herrn Schüssel zu finden, dass die Frauen vor ihm flach liegen. (Ruf bei der ÖVP: Bundeskanzler Schüs­sel!)

Aber Sie, Frau Bundesministerin, haben dieses Bild leider noch ergänzt, indem Sie eine unterwürfige Haltung eingenommen haben und von Erhabenheit gesprochen ha­ben. Also, Frau Bundesministerin, das legt leider ziemlich deutlich offen, was Sie in den letzten Jahren als Frauenministerin verabsäumt haben. Sie haben, das haben Sie jetzt auch gerade bewiesen, eine Ministrantinnenrolle eingenommen, Frau Bundesmi­nisterin, eine Ministrantinnenrolle, in der Sie alles schöngeredet haben, was an Ver­schlechterungen für die Frauen passiert ist. (Abg. Großruck: Ministrare heißt: dem Volk dienen!)

Da Sie es angesprochen haben: Besonders in Erinnerung ist mir da Ihre Reaktion auf die Pensionsreform geblieben – eine Pensionsreform, zu deren großen VerliererInnen selbstverständlich die Frauen zählen, weil durch das geringe Anheben der Kinderbe­treuungszeitenanrechnung überhaupt nicht, bei weitem nicht wettgemacht wird, was die Frauen dadurch verlieren werden, dass viel mehr Jahre künftighin zählen werden. Das Ergebnis Ihrer Pensionsreform ist, dass Frauen künftighin in der Pension in Armut leben werden.

Wenn man sich vor Augen hält, dass heute schon die durchschnittliche Frauenpension bei 600 € liegt, die Arbeiterinnenpension bei 500 € und künftig die Frauen noch weni­ger bekommen werden, dann kann man nur sagen: Das reden Sie schön als Frauen­ministerin? Das ist wirklich beschämend, Frau Bundesministerin! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Und um zu einem der traurigsten Kapitel der politischen Bilanz der Regierung Schüssel zu kommen (Abg. Großruck: Die BAWAG ist das traurigste Kapitel!): Die traurigste Bilanz ist, dass die Armutsgefährdung in unserem Land in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist! Seit die Regierung Schüssel im Amt ist, leben in Österreich viel mehr Menschen in Armut. Eine Million Menschen ist armutsgefährdet, eine halbe Million Menschen lebt akut in Armut, und davon sind vor allem Frauen betroffen – und das ist kein Zufall! (Abg. Großruck: Das ist die Statistik der sozialistischen Arbeiterkammer!) Denn: Wenn wir uns das Märchen von den vielen Frauenarbeitsplätzen anschauen, die mehr geschaffen worden sind, so kann man ganz klar nachweisen, welche das sind.

 


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