Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 85

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

ländische Beispiele, die zeigen, dass man auch in diesem Fall bei der Gebühr eben einfach weniger verlangt, weil sie länger bezahlt wird, sodass der Grundsatz „eine Gesamtsumme für ein Studium“ gewahrt wird.

Punkt 2: Immer wieder kommt es vor, dass Studierende einfach ein halbes Jahr verlieren, und zwar – Frau Dr. Brinek, das steht ja außer Zweifel – deshalb verlieren, weil die Universität es in einzelnen Fällen nicht schafft, sie optimal zu betreuen. (Abg. Steibl: Das wird verbessert!) Wir kennen die Beispiele, die es dafür gibt:

Wir haben im „Kurier“ vor ein paar Monaten das Foto der Tombola-Maschine gesehen, die dar­über entscheidet, ob jemand einen Laborplatz bekommt. Wir wissen, dass der Rektor der Uni­versität Wien den Professoren mit Gebührenentzug droht, wenn sie nicht so rechtzeitig Zeug­nisse ausstellen, dass ein nahtloser Fortgang des Studiums gewährleistet ist. – Das brauche nicht ich zu erfinden, sondern das lese ich in der Zeitung und sehe es, so wie Sie.

In all diesen Fällen wird jedenfalls für versäumte Studienzeit die Studiengebühr eingehoben. Auch da wäre Bewegung am Platz.

Punkt 3: Die Studiengebühr wird von Kleinverdienern nicht verlangt, das stimmt, aber wer auch nur einen Euro über der Stipendiengrenze liegt, zahlt voll. Ab dieser Grenze herrscht die majes­tätische Ungleichheit eines mangelhaften Gesetzes. Wäre ich auf der ÖVP-Seite dieser Ver­handlungsrunden gesessen, ich hätte Vorschläge präsentiert, die präziser berücksichtigen, wer sich was leisten kann. Das würde viele entlasten, und es würde jene stärker für das Studium zur Kasse bitten, für die 720 € kein Opfer sind. Aber bei den Gesprächen mit der ÖVP hat es auch in diesem Punkt keine Bewegung gegeben.

All diese Dinge, die man, wie ich glaube, im Rahmen des Bestehenden ändern könnte, ändern aber nichts daran, dass wir aus vielen Gründen glauben, dass die Studiengebühren eine Barriere sind, die wir lieber heute als morgen abschaffen wollen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

14.29


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Abgeordnete zu Wort gemeldet hat sich Frau Ministerin Gehrer. – Bitte.

14.29


Abgeordnete Elisabeth Gehrer (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Wir haben gerade die erste Rede des Herrn Kollegen Broukal gehört (Ruf bei der ÖVP: Die Jungfernrede!), die Jung­fernrede. (Abg. Nürnberger: War doch gut, nicht?) Ich bin am Gang von einem Journalisten gefragt worden, was ich zu Herrn Broukal sage, ich würde ihn doch aus den Verhandlungen kennen, und ich habe gesagt: Ich finde ihn moderat. – Ich ändere meine Meinung. Zu „moderat“ gehört nämlich, dass man sich auch bemüht, die Tatsachen wiederzugeben, und das gehört auch zu einem Journalisten. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Unwissend war er!)

Mir vorzuwerfen, ich hätte aus Sondierungen berichtet, stellt einen Höhepunkt an Unehrlichkeit dar! Und um zu wissen, dass Sie für die Abschaffung der Studiengebühren sind, dafür brauche ich keine Sondierungen, denn das steht jeden Tag in der Zeitung! (Beifall bei der ÖVP.)

Sie brauchen sich auch nicht den Kopf darüber zu zerbrechen (Abg. Ing. Gartlehner: Sie sind zu lehrerhaft!), was wir hätten sagen sollen. Ich nehme nämlich an, dass Sie etwas nicht gehört haben: dass wir in den Gesprächen – und jetzt berichte ich aus den Gesprächen – auch gesagt haben: Wir müssen einige Verbesserungen anbringen, wir müssen bei Härtefällen nachdenken, und wir müssen uns auch überlegen, ob wir bei berufstätigen Studierenden vielleicht einige Änderungen machen müssen. – Das sind Weiterentwicklungen, die vernünftig und richtig sind.

Ich meine aber, dass die grundlegenden Überlegungen und die grundlegenden Weichenstellun­gen im Bildungsbereich der letzten Jahre eine ganz klare Zielsetzung verfolgt haben: mehr Autonomie und Selbständigkeit, ein gesicherter Finanzierungsrahmen, Leistungsvereinbarun­gen, Qualitätssicherung. Und das haben wir in allen Bereichen konsequent umgesetzt. Das


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite