Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 37

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Bei sexuellem Missbrauch von Kindern besteht angesichts von jährlich rund 2.500 bekannt werdenden Fällen und einer um ein Vielfaches höher liegenden Dunkelziffer nicht zur Anzeige gebrachter Missbrauchsfälle weiterhin massiver Handlungsbedarf. Im Regierungsprogramm ist nur die Einrichtung einer Sexualstraftäterdatei zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vorgesehen, ihre konkrete Ausgestaltung und Zugäng­lichkeit bleibt aber offen. Dieses Vorhaben wird vom BZÖ, das gleichartige Forde­rungen schon lange erhoben hat, selbstverständlich unterstützt. Sinnvoll wäre es aber, Informationen über gefährliche Sexualstraftäter nach ausländischem Vorbild auch für mögliche Opfer zugänglich zu machen.

Einige aktuelle Fälle haben gezeigt, dass derzeit ein eklatanter Mangel daran besteht, das Wissen aller, die mit einem Kind und seinen Lebensverhältnissen in Kontakt kommen und Verdacht schöpfen können zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Verwahrlosung und Vernachlässigung zu verknüpfen, damit auch eine Häufung ungeprüfter Eindrücke zum Anlass für entsprechende Überprüfungen der Lebens­situation genommen wird. Ein entsprechender Datenverbund bzw. die Einrichtung einer Datei, in die alle Verdachtsmomente einfließen können, wäre daher mehr als sinnvoll.

In diesem Zusammenhang stellen die unterzeichneten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für Inneres wird ersucht, neben der geplanten Sexual­straftäterdatei, die über Internet öffentlich einsehbar gestaltet sein sollte, auch eine Datei für Verdachtsfälle der Misshandlung oder Vernachlässigung von Kindern und Unmündigen einzurichten, die geeignet ist, das Wissen von Lehrern, Jugendwohl­fahrtsträgern, Polizisten, Gemeinden, privaten Hilfsorganisationen, Ärzten, Kranken­häusern, Nachbarn, Schulkameraden etc. zu vernetzen, um bei einer Häufung von Verdachtspunkten eine effektive Kontrolle sicherzustellen.“

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Dr. Cap. Gewünschte Redezeit: 7 Minuten; das ist exakt die Zeit bis zur Sitzungsunterbrechung. – Bitte.

 


12.52.56

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Natürlich werden in diesem Dringlichen Antrag ernste und wichtige Fragen angesprochen. Vor allem was die Frage der Kindesmisshandlung betrifft, sind wir uns einig, alle hier im Hohen Haus, dass hier nicht genug Maßnahmen gesetzt werden können, um dem sowohl vorzubeugen als auch sich mit dem Faktum selbst auseinanderzusetzen.

Was mich aber verwundert, ist der Mut, den die BZÖ hat, heute hier so zu tun, als wäre sie politisch gerade auf die Welt gekommen und als hätte sie nicht seit dem Jahr 2000 maßgeblich als Regierungspartner der ÖVP und des Herrn Bundeskanzlers Schüssel hier mitgewirkt. (Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler.)

Das kann man schon erkennen, wenn man sich die Begründung dieses Ent­schließungsantrages ansieht, wo schon das erste Blackout ist, in dem Sinn das „Orange“-out, denn da wird die Statistik der Kriminalitätsentwicklung von 1999 an


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