Bundesrat Stenographisches Protokoll 610. Sitzung / Seite 28

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Dipl.-Ing. Kaiser für sein weiteres parlamentarisches Wirken den verdienten Erfolg wünsche. (Allgemeiner Beifall.)

Es ist weiters zu Wort gemeldet Frau Bundesrätin Michaela Rösler. Ich erteile es ihr.

11.51

Bundesrätin Michaela Rösler (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Wir alle kennen die erschütternden Bilder, die immer wieder über die TV-Schirme in unsere Wohnzimmer kommen und uns vor Augen führen, welche Mißstände bei den Tiertransporten herrschen – nicht nur auf der Straße, sondern auch in der Luft und zum Teil auch im Rahmen der Transporte mit der Eisenbahn. (Bundesrat Ing. Penz: Aber nicht in Österreich!) Nein, ich habe jetzt gar nichts von Österreich gesagt. (Bundesrat Kone#ny: Nur aufschreien, wenn Sie wirklich betroffen sind!) Ich habe kein Wort von Österreich gesagt, sondern nur grundsätzlich versucht, uns allen diese Bilder vor Augen zu führen.

Gerade kürzlich – ich glaube, es war vor eineinhalb Wochen in der Sendung "Hohes Haus" – wurde wieder gezeigt – es war nicht Lufttransport und nicht Straßentransport –, wie die Verladung von Tieren auf die Schiffe erfolgt. Meinem Sohn hat nach diesen Bildern das Mittagessen nicht mehr geschmeckt. Wir alle kennen, wie gesagt, diese erschütternden Bilder, und wenn wir heute das Tiertransportgesetz-Luft diskutieren, wissen wir auch – das wurde von meinem Vorredner bereits klar ausgeführt –, daß Österreich nur in geringem Ausmaß davon betroffen ist. Wir wissen, daß in Europa primär Frankfurt die Drehscheibe der Tiertransporte ist, und was sich dort abspielt, war vor zirka einem oder eineinhalb Jahren in einem "Report" zu sehen. Und ich muß sagen, es ist ein Sittenbild der Gesellschaft – leider Gottes! –, und ich möchte wirklich darauf hinweisen, daß es als solches auch gesehen wird.

Wir sollten uns wirklich vor Augen führen, daß Mißhandlung zwar insgesamt sehr verachtet wird – wir haben heute schon darüber diskutiert, wie in manchen Ländern mit Menschen vorgegangen wird, nämlich mit Folter und Mißhandlung –, aber die Mißhandlung und die Quälerei von Tieren wird eigentlich mehr oder weniger auf die Seite geschoben. Ich persönlich sage aber: Jemand, der mit Tieren so umgeht, wird auch vielfach zu Menschen nicht besser sein. Und es sagt viel über die Achtung der lebenden Kreaturen aus – seien es jetzt Menschen oder auch Tiere –, wie man mit ihnen verfährt und wie man sich ihnen gegenüber verhält. Die Tiere werden gefangen, sie werden gequält, sie werden mißhandelt. Und meist sind sie, wenn sie beim Empfänger angekommen sind, bereits verendet.

Meine Damen und Herren! Vielfach aus Prestigegründen oder aus Freude oder Spaß möchten sich Menschen Tiere halten, die aus fremden Ländern kommen. Sie sollen als Erinnerung an den Urlaub dienen oder das Bedürfnis, etwas Fremdes bei sich zu Hause zu haben, befriedigen. Sie werden dort gefangen, werden gequält, viele sterben bereits beim Fang, viele dann beim Transport – viele werden auch zu Versuchszwecken nach Österreich beziehungsweise in unsere Nachbarstaaten transportiert. Sie werden in viel zu kleinen Käfigen transportiert, wo sie kaum Luft bekommen – viele ersticken. Da gibt es zwar eine Richtlinie innerhalb der EU, die das klar regelt, aber sonstige Bestimmungen fehlen zum Teil noch. Vielfach bekommen sie tagelang kein Futter, werden nicht getränkt. Unter diesen schrecklichen Bedingungen kommen sie nach Europa, auch zum Teil nach Österreich.

Sie alle kennen die Zahlen, die belegen, daß nur ein geringer Teil, ein geringer Prozentsatz der Tiere, die in fremden Ländern, in fremden Kontinenten gefangen werden und auf den Transport geschickt werden, den Empfänger lebend erreicht. Und ich glaube, das ist der eigentliche Skandal an dieser Sache, daß beispielsweise von den transportierten Papageien nur rund 20 Prozent lebend den Empfänger erreichen – 80 Prozent der Tiere verenden beim Transport! – und es trotzdem noch ein Geschäft ist. Es ist immer noch günstiger für die Händler und für jene, die mit diesen Tieren Geschäfte machen, diese irgendwo zu fangen und nach Europa zu bringen, anstatt sie hier zu züchten und so wesentlich schonender und vor allem auch für die Natur schonender in den Verkehr zu bringen. Der Handel mit den Tieren ist ein Geschäft, und es ist immer noch ein Geschäft, wenn man diese rund um die Welt schickt und dabei 80 Prozent verenden.


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