Bundesrat Stenographisches Protokoll 615. Sitzung / Seite 101

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Causa "die unendliche Geschichte des Museumsquartiers" zu einer neuen und, wie mir scheint, beachtenswerten Wendung. – Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns in Ihrer folgenden Stellungnahme auch Ihren Standpunkt zu diesem Schreiben des Herrn Präsidenten des Bundesdenkmalamtes wissen lassen könnten!

In diesem Schreiben werden – erfreulicherweise in aller Klarheit – die Planungsmängel aufgezeigt, die trotz der langen Zeitspanne, die für diese Planung bisher zur Verfügung stand, anscheinend immer noch vorhanden sind. Ich darf daran erinnern, daß 1990 der Gesetzesbeschluß zur Errichtung der Museumsquartier GesmbH in beiden Häusern beschlossen wurde. Dieser Gesetzesbeschluß ist inhaltlich leider sehr unbefriedigend und in Wirklichkeit widersprüchlich. Er wird nicht nur von mir, sondern auch von anderen Experten als eigentlich nicht vollziehbar angesehen. Wir schreiben jetzt immerhin das sechste Jahr nach 1990, es zeigt sich jedoch bei genauer Prüfung der bisherigen Projektierungsarbeiten, daß nach wie vor sehr erhebliche Fragen offen sind: Es gibt Mängel und Dinge, die überhaupt nicht oder in falscher Richtung behandelt wurden.

Wenn ich jetzt das Datum der ersten Ausschreibung des Ideenwettbewerbs für das Museumsquartier nenne, dann wird offensichtlich, daß die Bezeichnung "unendliche Geschichte" sehr wohl ihre Berechtigung hat. Die erste Ausschreibung fand schon um die Jahreswende 1986/87 statt, und das liegt immerhin zehn Jahre zurück! – Aber vielleicht gilt gerade für dieses sicherlich in verschiedenster Beziehung sehr heikle Projekt das Sprichwort: Gut Ding braucht Weil’. Es ist allerdings sehr zu hoffen, daß nunmehr die Weichen in jene Richtung gestellt sind, daß erwartet werden kann, daß, nachdem Chancen bisher eher vertan wurden, letzten Endes doch noch etwas Positives zu erreichen sein wird.

Ich möchte mich jetzt ein bißchen mit dem Schreiben des Präsidenten des Bundesdenkmalamtes auseinandersetzen. Vor allem möchte ich auf einen Umstand besonders hinweisen, den Präsident Sailer an die Spitze seiner Ausführungen gesetzt hat. Man fragt sich nämlich, von welchen Voraussetzungen man bei den bisherigen Projektierungs- und Planungsarbeiten ausgegangen ist, wenn der Präsident des Bundesdenkmalamtes kritisiert, daß es an einem Nutzungskonzept zumindest für den Altbestand mangle. Diese Bauten stammen von einem nicht ganz unbekannten Architekten, dessen Bedeutung für Wien nicht nur in den sogenannten Hofreitstallungen zum Ausdruck kommt, sondern auch in einer Reihe von anderen Baulichkeiten, auf die diese Stadt mit Recht stolz ist. Die Errichtung der zur Diskussion stehenden Gebäude geht nämlich auf die Pläne und die Planung von Fischer von Erlach zurück.

Jeder private Erwerber eines alten Objektes fragt sich wahrscheinlich zuerst, wie er den Altbestand nutzen kann, welche Nutzung er diesen Räumlichkeiten zueignet. Erst dann wird er sich überlegen, ob und wie er allfällige Zubauten realisieren soll. – Beim Projekt Museumsquartier hat man jedoch anscheinend diesen sich logischerweise anbietenden Weg nicht beschritten.

Ein weiterer und – wie mir scheint – gravierender Einwand in der Stellungnahme des Präsidenten des Bundesdenkmalamtes ist in der Kritik zu sehen, daß es an einem musealen Konzept für diesen Komplex nach wie vor mangelt. Er spricht dann, indem er sich mit den einzelnen Projekten für die bestehende Substanz auseinandersetzt, davon, daß er sich eigentlich von den Planern, zum Beispiel was die Frage der Reithalle anlangt, mehr Phantasie erwartet hätte. Seiner Meinung nach werden überhaupt in der gesamten Architekturausformung allzu viele Fragen offengelassen. So blieb etwa die Frage, ob und wie Räumlichkeiten für ein Kindermuseum bereitgestellt werden sollen, oder nach konkreten Nutzungskonzepten für Werkstatt- oder Sanitärbereich unbeantwortet. Die Tatsachen, daß eine Raumfolge im Fischer-von-Erlach-Bau mit "Depots" gekennzeichnet ist oder Raumflächen in der Größe einer Sechszimmerwohnung als "Sozialräume" bezeichnet werden, sind laut Sailer "aufklärungsbedürftig".

Der Präsident des Bundesdenkmalamtes sagt dazu – wörtlich zitiert –: "Wir wollen das konkret haben, das museale Konzept muß erklärt werden, rein funktional und betriebsablaufmäßig." – Ich glaube, in diesem ganz knappen, kurzen Satz konzentriert sich die Kritik. Allein diese Aus


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