Bundesrat Stenographisches Protokoll 615. Sitzung / Seite 136

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19.04

Bundesrat Hermann Pramendorfer (ÖVP, Oberösterreich): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Wenn wir vom Wald in Österreich sprechen, muß uns bewußt sein, daß wir damit über die grüne Hälfte Österreichs reden, denn, wie schon ausgeführt, knapp 50 Prozent der gesamten Fläche des Staatsgebietes sind bewaldet. Das ist ein hoher Anteil, und er wird alljährlich noch mehr. Es gibt viele Grenzertragsböden, die sicherlich auch im Hinblick auf den Beitritt zur EU noch weiter aufgeforstet werden, obwohl es manche Gemeinden gibt, die sich gegen eine weitere Aufforstung wehren. Dort, wo der Waldanteil schon 80 Prozent oder gar mehr beträgt, ist es verständlich, daß Stimmen laut werden, daß eine weitere Bewaldung nicht mehr sinnvoll und nicht mehr wünschenswert ist, um das Gebiet auch als Siedlungsgebiet zu erhalten.

Es wird auch keine Frage sein: Neuaufforstungen werden ausschließlich an den Waldrändern vollzogen, und es ist auch sinnvoll, daß sie dort vollzogen werden, wo seinerzeit der Wald gerodet und zurückgedrängt wurde, wenn auf diesen Flächen die Wiederbewaldung einsetzt.

Die topographische Situation und Gegebenheit Österreichs verlangt von unseren Wäldern neben der wirtschaftlichen Funktion eine absolute Schutzfunktion. Besonders in den Gebirgstälern ist die Schutzfunktion des Waldes ausschlaggebend.

Die wirtschaftliche Situation und wirtschaftliche Funktion wurden vom Kollegen Eisl schon erörtert, und er hat gemeint, daß der Waldbericht zu spät käme und der wirtschaftlichen Situation nicht mehr Rechnung trage.

Die Forstwirtschaft denkt in langen Zeiträumen. Auch in der Entwicklung der Holzpreise gibt es keine Phasen, die Monate dauern; es gibt Phasen, die Jahre dauern.

Es hat so geklungen, als ob auch der EU-Beitritt Schuld daran hätte, daß die Holzpreise niedrig sind. Ich glaube, es wurde vom Kollegen Eisl vergessen oder bewußt nicht gesagt, daß sich die Nachwirkungen der verheerenden Stürme, die im Spätwinter 1990 über ganz Mitteleuropa drübergingen, besonders auch auf den Holzpreis ausgewirkt haben, denn ein zweieinhalbfacher Anfall von Schadholz des Einschlags pro Jahr kann nicht ohne Folgen auf den Holzmarkt bleiben.

Außerdem trafen uns einige währungspolitische Turbulenzen, wie die Abwertung der Schwedenkrone, die Abwertung der Lira. Italien ist für uns das erste Exportland. Schweden hat durch die Abwertung bis in den mitteldeutschen Raum mit seinem Schnittholz Fuß fassen können. Auch die Finnen haben auf den deutschen, auf den mitteldeutschen Raum gedrückt, weil sie ihr Absatzgebiet in Richtung Osten, weil sie viel an Marktanteil seit der Öffnung, seit der Wende, seit der sicherlich schlechteren wirtschaftlichen Lage in der ehemaligen UdSSR verloren haben.

Man hört jetzt Gott sei Dank, daß mit großer Sicherheit anzunehmen ist, daß sich die Preise stabilisieren werden und sich mit der kommenden Einschlagsperiode die Preise wahrscheinlich wieder etwas erholen werden.

Unsere Wälder unterliegen auch Einflüssen, die wir nicht beeinflussen können. Die rasante Entwicklung der Industrialisierung in den letzten 100 Jahren hat dem Wald geschadet. Gott sei Dank sind jetzt die Auswirkungen der strengen Umweltverordnungen, Emissionsschutzverordnungen schon spürbar. Wir dürfen für uns in Österreich in Anspruch nehmen, daß wir gerade hier auch eine Vorbildfunktion haben. Aber gegen eine Fernverfrachtung aus dem Ausland können wir uns begreiflicherweise schlecht wehren. Die Politik der hohen Schornsteine, wie man sie im besonderen in der Nachkriegszeit und auch vorher schon betrieben hat, hat unseren Wäldern ebenfalls sehr geschadet.

Der Wald liefert uns den Rohstoff Holz, dem wir in vielen Bereichen keine richtige und ebenbürtige Alternative entgegensetzen können.

Über den Einschlag wurde schon berichtet. Er steigt zwar mengenmäßig an, ich kann Sie aber beruhigen, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Sie einmal hören sollten, daß unser


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