Bundesrat Stenographisches Protokoll 618. Sitzung / Seite 54

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Es geht aber nun darum, daß sich der Nationalpark-Beirat so rasch wie möglich zusammensetzt und auch baldigst ein Geschäftsführer der Nationalparkgesellschaft gefunden wird. Auch wenn manchmal von vielen Seiten ein gegenteiliger Eindruck erweckt wird, um sich einen angeblichen Sieg auf die Fahnen zu heften: Die wirkliche Arbeit beginnt erst jetzt.

Es ist für die Zukunft des Nationalparks unabdingbar notwendig, eine fundierte Akzeptanz bei der Bevölkerung der Region zu erreichen. Dazu müssen aber die bestehenden Vorurteile, die allerdings überwiegend – so glaube ich – auf Fehlinformationen und weit überzogenen Vorstellungen mancher Natur- und Umweltvereinigung basieren, ausgeräumt werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Niederösterreichische Landesregierung wird in ihrer nächsten Sitzung am 19. November 1996 die notwendige Nationalparkverordnung beschließen, in die auch die rund 1 200 Einwendungen gegen den Nationalpark eingeflossen sind. Der Nationalpark steht also noch nicht, aber alle wesentlichen Vorarbeiten sind bereits geleistet beziehungsweise werden in den nächsten Tagen abgeschlossen sein.

Es geht nun aber darum, die Situation zu entkrampfen und den Nationalpark in enger Zusammenarbeit zu realisieren. Eines wird man aber ganz klar sagen müssen: Ich warne nachdrücklich davor, zu glauben, sich mit Versprechungen über die Realität hinwegretten zu können. Einen Nationalpark ohne entsprechender Kernzone kann es meiner Einschätzung nach nicht geben. Kernzone heißt aber auch: Verzicht auf jede Nutzung!

Wie die Besucherlenkung in diesem Nationalpark aussehen wird, obliegt nun dem Geschick des Nationalpark-Beirates und des neuen Geschäftsführers. Es muß aber eines klar sein: Ein Nationalpark, der viele Menschen der Region ihrer Einkommensquellen berauben würde, wird nur sehr schwer Akzeptanz finden können. Im Zusammenhang mit der Frage der Akzeptanz und der Frage, was damit zusammenhängt, nämlich die Begehbarkeit der Au, ist die Tatsache zu sehen, daß das Agieren hinsichtlich der Akzeptanz nicht in allen Phasen der Vergangenheit sehr glücklich war – das sei ganz offen zugegeben –, da vielleicht die Aussprache mit der Bevölkerung nicht in jenem Ausmaß gepflogen wurde, das zu dieser notwendigen Zustimmung geführt hätte. Das sei ganz kritisch angemerkt.

Manchmal hatte ich auch bei dieser Diskussion den Eindruck, daß manche Eiferer sogar mehr angerichtet als erreicht haben. Das muß man einfach auch einmal erwähnen. Auch die Frage des Trinkwassers ist eine Frage, die noch einer wesentlichen Klärung bedarf.

Was die Region betrifft, meine sehr geehrten Damen und Herren, so gehe ich schon davon aus, daß mit solchen Beschlüssen eine regionale Entwicklung, die auch schon erwähnt wurde, nicht unterbunden werden kann. Es kann ja nicht nur des einen Freude sein – etwa für einen Ausflug –, während alle anderen Entwicklungschancen in einem sehr entwicklungsträchtigen Gebiet sozusagen unterbunden sind.

Ich gehe auch davon aus, daß man letztlich durch viele Diskussionen erreichen wird müssen, daß ein Nutzen mit dem Nationalpark verbunden ist, der für die Region und für die einzelnen Gruppen der Bevölkerung gegeben sein muß, um damit eine erhöhte Akzeptanz zu erreichen.

Es erscheint mir ungemein wichtig, daß die Bevölkerung davon überzeugt werden kann, daß mit einem Nationalpark, der eine zusätzliche Chance für die Region bietet, eine regionale Entwicklung eröffnet wird und daß damit auch ein Nutzen verbunden ist.

Unter den gegebenen Voraussetzungen und mit einem nochmaligen nachdrücklichen Hinweis auf die Notwendigkeit der Einbindung der Betroffenen, der ortsansässigen Bevölkerung wird meine Fraktion die Zustimmung erteilen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

12.20

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dr. Prasch. – Bitte.


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