wurde. Ein weiterer Höhepunkt war die Einigung über das Paket – das Wort "Paket" als Bezeichnung für das Gesamtangebot Italiens fiel erstmals bei Expertengesprächen in der Schweiz Ende 1966 – , über diese zweite, sozusagen neue Autonomie. Diese neue Autonomie hat über die rein rechtliche Abgrenzung hinaus das Leben in Südtirol tiefgreifend mitbestimmt. Die Entscheidung fiel nach langwierigen, oft vom Scheitern bedrohten Verhandlungen gegen Ende des genannten Jahrzehnts. Insbesondere sind es drei Termine, die als Marksteine angesehen werden können: der 22. und 23. November 1969 mit dem Ja der SVP zu Paket und Operationskalender, der 3. und 4. Dezember 1969 mit der Debatte und der Zustimmung in der italienischen Abgeordnetenkammer und schließlich der 15. und 16. Dezember 1969 mit der Annahme des Verhandlungsergebnisses im österreichischen Nationalrat.
Ich darf den damaligen Abgeordneten zum Nationalrat Kranebitter zitieren, der an diesem Tag unter anderem ausgeführt hat: Nun hat die Mehrheit der Vertreter des Südtiroler Volkes am denkwürdigen 22. November dem Paket und dem Operationskalender die Zustimmung gegeben. Im römischen Parlament haben die Vertreter der Opposition in der Südtiroler Volkspartei auch das Ja zu dieser Lösung gesagt. Die Grundsätze der Demokratie verpflichten nun auch mich, die Entscheidung der Südtiroler zu respektieren. So, wie sich die Führer der Opposition in der Südtiroler Volkspartei als Demokraten dem Mehrheitswillen gebeugt haben, so gebe auch ich dem Lösungsversuch meine Zustimmung. – Zitat Kranebitter.
Außenminister Karl Gruber bezeichnete den Vertrag bereits damals als einen Schritt in das neue Europa. Das alte Europa, sagte er, oder sollen wir sagen, das neue Europa ist über die alten Konflikte hinausgewachsen.
Am 20. Jänner 1972 – Kollege Königshofer hat es bereits erwähnt – ist das neue Autonomiestatut in Kraft getreten, von dem Landeshauptmann Durnwalder sagt, es sei die wichtigste Errungenschaft für das Land in politischer, kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht.
Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Lassen Sie mich zu einem weiteren Kapitel Stellung nehmen, nämlich zu Punkt 6: grenzüberschreitende regionale Zusammenarbeit. Am 31. Mai dieses Jahres fand in Riva am Gardasee die dritte Sitzung des sogenannten Vierer-Landtags statt; wir Tiroler Bundesräte waren auch dabei. Nach dem Treffen in Meran 1991 und in Innsbruck 1993 fanden sich die Landtage von Südtirol, Tirol und der autonomen Provinz Trentino – Vorarlberg hat heuer Beobachterstatus gehabt – zusammen, um die Basis für eine konkrete Zusammenarbeit zu legen. Der Bericht liegt vor – ich könnte ihn natürlich auch vorlesen, möchte es Ihnen aber ersparen.
Das Treffen der Vertreter jener drei Landesteile, die das historische Tirol waren, stand unter der Zielsetzung "Einem Europa der Regionen entgegen". Der Präsident des Tiroler Landtags, Ing. Helmut Mader, sagte in seiner Begrüßungsansprache, es gehe nicht um eine Rückkehr zur Vergangenheit, sondern um eine Neubelebung dieses großen, einst zusammengehörenden Wirtschafts- und Kulturraumes. Im Laufe der Tagung wurden 23 Entschließungen angenommen, durch die sich die jeweiligen Regierungen dazu verpflichten, konkrete Fragen anzugehen. Diese wurden in Großgebiete zusammengefaßt, wie etwa Transport und Verkehr, Gesundheit, kultureller Austausch, Handel, Bildung, Kooperation zwischen den Institutionen, Umweltschutz und so weiter.
Ich möchte nur einige Beispiele anführen. Im Beschluß Nr. 12 – dieser Beschluß betrifft wieder besonders meinen Bezirk, deswegen erwähne ich ihn – heißt es wieder wörtlich: Die Landtage von Tirol, Südtirol und Trentino sprechen sich vehement gegen den Weiterbau der Alemagna sowie gegen die Errichtung des Cavallino-Tunnels aus. – Der Cavallino-Tunnel würde ein Bergmassiv queren, und diese Straße würde im Osttiroler Pustertal herauskommen. – Die Belastung des Alpenraumes durch den Transitverkehr, heißt es weiter wörtlich, hat bereits jetzt die Grenzen der Zumutbarkeit für die Bevölkerung und die Natur überschritten.
Neue Transitrouten bringen neue Umweltbelastungen und werden daher vom Dreier-Landtag abgelehnt. Es wird bekundet, daß die Landtage von Südtirol, Tirol und der autonomen Provinz
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