Bundesrat Stenographisches Protokoll 619. Sitzung / Seite 141

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Zur Größe. Jetzt soll er 6 000 Hektar haben, aber in Wirklichkeit müßte er den internationalen Kriterien entsprechend rund 11 000 Hektar haben. Es fehlen uns also einige Hektar, und vielleicht ist das der Grund, daß unsere lieben Kollegen von der sozialdemokratischen Fraktion den Auszug gewagt haben. Sie meinten, ein so kleiner Nationalpark ist einfach zu klein, um alle Fraktionen hier vereint im Saal des Bundesrates zu haben. Nur so kann ich es verstehen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Dieser Nationalpark hat manche Eigenwilligkeiten und Einmaligkeiten. Nicht nur, daß er der kleinste Nationalpark ist, der sich den Titel Nationalpark arrogiert, denn, Herr Bundesminister, meines Erachtens würde das Wort Landschaftsschutzgebiet oder Naturschutzgebiet auch reichen, befindet sich in diesem Nationalpark – ich benütze das Wort unpolemisch weiter – ein Donaukraftwerk, befindet sich ein kalorisches Kraftwerk, befindet sich der Ölhafen Wien und befindet sich ein Öllager. Es gehen Hauptverkehrsstraßen vorbei, die Schiffahrt benützt die Donau, weil natürlich der Nationalpark über die Donau reicht. Der Nationalpark quert die Donau und auch eine Gasleitung.

Meines Erachtens wird hier der Versuch unternommen – ob er geglückt ist, das wird die Zukunft zeigen –, eine Symbiose zwischen Natur und Technik herzustellen. – Etwas, was üblicherweise den Nationalparks fern ist. Es wird versucht – vielleicht gelingt das sogar –, ein Techno-Disneyland auf wienerisch oder niederösterreichisch herzustellen. Diese Punkte muß man sicher kritisch anmerken.

Meine Damen und Herren! Was sind die Anforderungen an einen Nationalpark? – Eine großartige Naturlandschaft. Dafür kann ich einstehen, die ist vorhanden. Ohne menschliche Veränderungen, so wird gefordert. Das ist in dieser Gegend von Österreich, östlich Wiens, entlang der Donau wirklich nicht mehr zu erwarten, daß das eine Naturlandschaft ist, die ohne menschliche Veränderungen geblieben ist.

Zu tief hat der Mensch eingegriffen, und ich will gar nicht behaupten, nur zum Nachteil. Er hat aber eingegriffen, und das widerspricht gewissermaßen der Nationalpark-Idee.

Geologische Besonderheiten sonder Zahl. Man versucht, die Donau mit Schotter zu stabilisieren, und man weiß bis jetzt noch nicht, ob das gelingen wird, ob sich nicht der Schotter nach einigen Jahren in irgendeinem slowakischen Grenzkraftwerk an der Donau befinden wird und Österreich unter Umständen auf seine Kosten den österreichischen Schotter wieder herausbaggern muß. Das wird die geologische Besonderheit sein. Auch das stimmt.

Genügend Lebensraum für besondere Tiere und Pflanzen. Wenn die Größe schon international vorgegeben wird, so sollte er auch 11 000 und mehr Hektar haben. Unsere kleinen Viecherln, die wir haben, werden es auf rund 6 000 Hektar schon schaffen, ihren Lebensraum dort zu finden. Das paßt also nicht, das können wir nicht erzwingen. Die fehlenden 6 000 Hektar müssen wir noch dazubekommen. Wie wir das machen, wissen wir noch nicht.

Eine sehr begrenzte touristische Nutzung. Mein verehrter Vorredner, der aufgrund der Enge des Nationalparks jetzt gegangen ist, Kollege Rauchenberger, meinte, daß die Wiener und die Leute diesen Nationalpark sehr intensiv nutzen sollten. Das steht aber im Widerspruch zur üblichen Idee des Nationalparks. Nationalparks internationaler Art – man braucht nicht gleich immer den Yellowstone-Park vor sich zu sehen, da können wir nicht mithalten – haben in der Größenordnung immer eine begrenzte touristische Nutzung. Das wird sich in der Nähe einer Großstadt nie verwirklichen lassen.

Wir wissen auch noch nicht, wie die Auswirkungen des Kraftwerks Freudenau auf den Nationalpark sein werden. Der Nationalpark und seine Schaffer gehen einmal davon aus, es wird keine Auswirkungen haben. Wir alle haben noch immer die verfluchte Technikgläubigkeit, indem wir glauben, bei all dem, was der Mensch in die Hand nimmt und glaubt, am Reißbrett technisch bewältigen zu können, macht die Natur und läßt mit sich so spielen, wie wir es gerne hätten, wenn wir Legosteinchen in die Hand nehmen.


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