Bundesrat Stenographisches Protokoll 621. Sitzung / Seite 66

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objektiv existiert –: Wenn wir davon sprechen, daß wir Frauen einen entsprechenden Anteil an Leitungsfunktionen in diesem Land, in der Politik und in der Verwaltung, zuerkennen wollen, dann gibt es in der betreffenden Generation, die davon betroffen ist, eine entsprechende Anzahl von Männern, die, wären sie 20 Jahre älter, diesen Job erreicht hätten, ihn aber in ihrer Generation nicht erreichen können.

Das ist ein Gegensatz. Wer sagt, das sei kein Gegensatz, lügt – vielleicht unabsichtlich. Aber wenn wir dieses Anliegen ernst nehmen, dann wird der eine oder andere – das gilt vor allem für die Jüngeren unter uns –, wenn er ein Mann ist, einen Schritt zurücktreten müssen, und der, der ... (Bundesrat Dr. Tremmel: Schauen Sie unsere Fraktion an! Schauen Sie sich das an!) Danke für diesen Zuspruch. Darf ich trotzdem fortsetzen?

Diese Gegensätze sind zu besprechen, diese Gegensätze sind bewußtzumachen, diese Gegensätze gehören in den gesellschaftlichen Diskurs hinein, und das nicht in Form eines Vorwurfes, das nicht in Form einer unreflektierten Kritik, aber als Aufzeigen von Rahmenbedingungen.

Nun ist es schon richtig, daß man von verschiedenen Seiten in dieses Thema einsteigen kann, und es ist auch richtig, daß wir meinen, daß die Berufstätigkeit in die Wahlfreiheit der Frauen fallen muß. Diese Wahlfreiheit fällt halt in immer mehr Fällen, nicht nur, aber sicher auch aus ökonomischen Gründen, aber auch, weil das halt ein mögliches Stück Selbstverwirklichung ist, zugunsten der Berufstätigkeit aus.

Wir teilen aber nicht die Meinung – Sie haben vorhin im Chor gerufen: woher und von wann?, ich sage es daher gleich vorneweg: Jörg Haider, "Die Freiheit, die ich meine", 1993 –, wir sind ausdrücklich nicht der Meinung, wie sie im folgenden Zitat zum Ausdruck kommt: Die feministische Illusion von der Selbstverwirklichung der Frau im Beruf hat sich als verhängnisvoller Irrtum erwiesen. – Zitatende.

Ich weiß nicht, wo der "verhängnisvolle Irrtum" liegt. Frauen erfüllen in optimaler Weise zahllose berufliche Funktionen. (Bundesrat DDr. Königshofer: Männer auch!) – Das gehört jetzt in den Bereich der hämischen Bemerkungen. Natürlich Männer auch, aber das war ja sozusagen der Normalzustand, daß in all diesen leitenden Funktionen Männer gesessen sind. Darüber ist nicht zu diskutieren. Wir haben aber gleichzeitig eine Familienstruktur – und da komme ich zum Thema Hausarbeit –, in der aus der alten Struktur übernommen schon eine bestimmte Arbeitsteilung stattfindet. Ich will mich nicht als historischer Politiker betätigen, wie gut oder wie schlecht es damals war, aber eine innere Logik hat es schon: Einer geht außer Haus, also geht arbeiten, und die andere hält das Haus in Ordnung. Historisch gesehen ist es so.

Wenn nun beide arbeiten gehen, dann kann das ja wohl keine faire Arbeitsteilung sein, daß die eine arbeiten geht und – ich weiß nicht – zu 80 Prozent – außer Mistausttragen, wie die Statistik zeigt – den Haushalt erledigt und der andere nur arbeiten geht. Die Frage wäre ja eher – das Wort "Nur-Hausfrau" ist heute ein paar Mal gefallen –, ob man nicht vielleicht den Begriff des "Nur-Berufstätigen" in die politische Diskussion einführen sollte, um da die Proportionen zurechtzurücken. (Bundesrätin Moser: Berufstätigkeit ist anerkannt, Hausarbeit nicht!)

Ich habe bewußt gesagt: einführen. Die Hausarbeit ist tatsächlich an den Frauen hängengeblieben, und der soziale und gesellschaftliche Wandel hat hier nicht adäquat Berücksichtigung gefunden. Gesellschaftspolitik – und das ist in sehr wirkungsvoller Weise das, worum sich die Frau Ministerin bemüht – heißt, durch Gesetzesbestimmungen, durch öffentliche Auftritte, durch Information, durch eine bewußt losgetretene Diskussion deutlich zu machen, was in dieser Gesellschaft möglich und sinnvoll und erwünscht ist.

Es geht nicht darum, ein Gesetz zu schaffen, das die Verordnungsermächtigung enthält, die Anzahl der Teller im Geschirrspüler aufzuteilen. – Unter uns gesagt: Es ist ja die harmlosere Variante, einen sauberen Teller wieder aus einem Geschirrspüler herauszunehmen; da steht ja eher eine positive Konkurrenz dahinter, wer damit etwas abdienen darf; es gibt verdammt unangenehmere Sachen im Haushalt zu erledigen. (Bundesrat Mag. Gudenus: Sie banalisieren das Thema aber jetzt schon sehr!)


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