Bundesrat Stenographisches Protokoll 622. Sitzung / Seite 92

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Woche zu inkludierendem Unterricht für Leibeserziehung erst nach täglich 20 Minuten gymnastischer und isometrischer Übungen im Klassenzimmer der Lernbetrieb beginnen.

In allen Haupt- und Mittelschulen sind zumindest vier Wochenstunden für Sport in den Lehrplan aufzunehmen, darüber hinaus sind Haltungs-, Gesundheits- und Pausenturnen einzuführen.

Die gewonnene Autonomie der Schulen hat, wie nun die Praxis zeigte, durchwegs zur Reduzierung der Stundentafel auf Kosten der Leibeserziehung geführt – in der Neuen Hauptschule Tirol sogar zur Halbierung. Der Gegenstand Leibeserziehung – oder wie immer man es nennen mag – muß aus der Autonomie herausgenommen werden und eine feste Wochenstundenanzahl den Anforderungen der Schülerhöchstzahl entsprechend zugesprochen bekommen.

Die Turnsäle sind wieder mit den traditionellen Geräten wie Hanteln, Seile, Leitern, die entfernt wurden und oft noch in den Kellern gelagert sind, auszustatten und für sinnvolles Ganzkörpertraining unter Anleitung von hiefür fachlich ausgebildeten Lehrern den Schülern zugänglich zu machen.

Durch die ständige Modernisierung in den gewerblichen Fitneßzentren könnten nicht mehr gebrauchte Geräte über einen Spendenaufruf den Schulen geschenkt werden. Eine solche Initiative gab es erstmals in Österreich in der Grazer Grieskai-Hauptschule vor zirka zehn Jahren, und zwar durch den damaligen Hauptschullehrer und derzeitigen Leiter der Dr.-Otto-Möbes-Akademie Graz Mag. Albert Kaufmann.

Die seinerzeit dort aufgestellten Geräte werden noch heute mit großer Begeisterung von den Schülern genützt.

Die Zielsetzung des Schulsportes sollte nicht in Richtung Sieg gehen, sondern vor allem zu einem vermehrten Bedürfnis zur Widerstandsüberwindung und zum Erkennen persönlicher Grenzen führen, wofür das Training mit Hanteln eine einfache, aber doch sehr wirksame Methode ist. Damit würde nicht nur ein Beitrag zur Gesundung unserer von Haltungsschäden befallenen Jugend geleistet werden, sondern man würde auch die Motivation für das Betreiben spezifischer Sportdisziplinen steigern und die Jugend vom Scheinvergnügen zu sinnvoller Freizeitgestaltung führen.

Unsere Aufgabe ist es nicht zuletzt, die künftigen Leistungsträger unserer Gesellschaft für ihre Aufgaben im Berufsleben physisch und psychisch fit zu machen und dadurch einen weiteren Beitrag dafür zu leisten, daß Österreich mit einem entsprechenden Humankapital auf Dauer international konkurrenzfähig bleibt.

Letztendlich würde auch eine viel größere Anzahl von zu Spitzenleistungen Befähigten dem österreichischen Sportwesen zugeführt werden können. Voraussetzung dafür ist aber nicht zuletzt, daß die Schiene Schule und Sportverein als sinnvolle Symbiose geschaffen wird.

Leider wird – bedauerlicherweise – der freiwillig organisierte Sport immer mehr in Frage gestellt. Die Schätzungen haben ergeben, daß die Leistungen der ehrenamtlichen Funktionäre jährlich mit vielen Milliarden Schilling zu bewerten sind. Deshalb ist es erforderlich, die Sportstrukturen, Sportverbände, Sportvereine sowie auch die vereins- und verbandsungebundenen Aktivitäten zu fördern, den Schulsport aber an die erste Stelle der Prioritätenreihung zu setzen.

Das für mich in diesem Sportbericht 1995 Hoffnungsvolle ist das Vorwort des ehemaligen Bundeskanzlers Dr. Franz Vranitzky, vor allem der letzte Absatz dieses Vorwortes, dem ich die Aufforderung zur Verbesserung der Schiene Schule und Sport entnehme und in dem ich viele von mir erhofften Zielsetzungen – umsetzbar modifiziert – erkennen kann. Ich hoffe, daß diese zukunftsorientierten Weichenstellungen konsequent genützt werden, und möchte daher abschließend Herrn Dr. Franz Vranitzky meinen besonderen Dank aussprechen.

Danken möchte ich ihm aber auch nicht zuletzt dafür, daß er, wie mir Präsident Beppo Mauhart mitteilte, die Weichen für die Fußball-Europameisterschaft nach Österreich gestellt hat. Mein


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