Bundesrat Stenographisches Protokoll 622. Sitzung / Seite 119

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Wälder ist die soziale Übernutzung. Die soziale Übernutzung der Wälder ist meistens im städtischen Nahbereich gegeben, wo Herr und Frau Österreicher ihre Spaziergänge machen. Dort sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht, sagt man. Jawohl, Bäume gibt es viele, aber der Wald besteht nicht nur aus Bäumen, sondern er besteht aus einer Unzahl weiterer Pflanzen, von Großtieren und Kleintieren, die, wenn die soziale Übernutzung vorhanden ist, sich nicht in dem Maße entfalten oder nur einseitig entfalten können. Und Wildverbiß ist eindeutig auch eine Folge des sozialen Stresses, dem das Wild ausgesetzt ist.

Wir wissen auch, daß im Bereich von Schipisten die soziale Belastung des Waldes sehr stark ist, weil ja nicht jeder nur auf Pisten fährt. Elegant ist es – speziell im Frühjahr – neben der Piste zwischen den jungen Bäumen zu fahren und – so ähnlich wie das Wild die Wipfel abbeißt – die Wipfeln abzuhacken. Das Wild frißt sie noch auf, aber der Schifahrer hackt den Wipfel weg, und der Baum ist dann in seinem Wuchs geschädigt.

Die Situation für den Wald ist so schlecht oder so gut, wie sie jetzt ist, sie ist auf jeden Fall besser als vor 250 Jahren. Vor 250 Jahren war die Situation für den österreichischen Wald katastrophal. Er war nämlich die Energiequelle schlechthin, die wir hatten, auch in der Industrie. Es gab Überholzungen, und erst vor etwa 250 Jahren begann man, sich der Nachhaltigkeit der Nutzung der Wälder zu besinnen – natürlich mit dem jeweiligen technischen oder sachlichen Verstand, den man damals aufbringen konnte, und es entstanden – aus heutiger Sicht fürchterliche – Monokulturen. Diese Monokulturen werden aber schon seit rund 50 Jahren – vielleicht länger, vielleicht weniger lang – durch Mischwaldkulturen ersetzt und tragen dazu bei, daß der österreichische Wald durchaus seinen vier Funktionen – Naturfunktion, Schutzfunktion, Produktionsfunktion und Kulturfunktion – nachkommen kann.

Wir können wahrscheinlich sagen, unsere Waldungen dienen als Vorbild für viele europäische, aber auch außereuropäische Wälder, denn 25 Prozent der österreichischen Wälder sind naturnahe, 41 Prozent mäßig verändert, 27 Prozent stark verändert und nur 7 Prozent künstlich.

Wer mit Wald wirtschaftet, macht eine Gratwanderung zwischen Naturnutzung und Naturerhaltung. Es gibt einige Organisationen in Österreich, die sich sehr um den Wald und um den Holzabsatz bemühen. In Oberösterreich zum Beispiel gibt es die Organisation "Holzpark Böhmerwald". "Holz aus der Region für die Region" ist ein weiteres Schlagwort dafür.

Ich glaube, das muß es werden, denn das Holz eignet sich vielleicht als einer der wenigen Werkstoffe für viel mehr als nur zum Verbrennen oder dafür, schwere Balken daraus zu machen, es eignet sich auch in Bereichen, wo man meint, daß es aus feuertechnischen Gründen nicht verwendet werden kann. Holz ist gerade unter Berücksichtigung feuertechnischer Gründe viel besser verwendbar als Metall, denn Holz hat einen höheren Dämmwert, also hohen Feuerwiderstand, es ist nicht hellhörig in Bauten – es geht ihm nur ein falscher Ruf voraus, daß es hellhörig wäre, weil einzelne Bauleute das Holz nicht richtig einsetzen; es ist nicht hellhörig –, und es hat eine längere Lebensdauer als Metall und Beton, wobei wir bei Beton noch nicht einmal entsprechende Erfahrungswerte haben. Bei Holz wissen wir, daß Bauten ohne Aufbereitung länger als hundert Jahre halten können. Sie müssen nur ein bißchen gepflegt werden. Wir wissen, daß das Holz mit entsprechenden Imprägnierungen oder modernem Holzschutz weit über hundert Jahre halten kann.

In Murau in der Steiermark – die grüne Mark, die hat es gezeigt – ist eine Hauptstraße mit einer Brücke versehen worden, die aus Holz gebaut worden ist, eine Brücke aus Holz, die alle Belastungen der modernen Verkehrswirtschaft aushält und sicherlich nicht nur als Hobby der Benützer gebaut worden ist, sondern um zu zeigen: Hier ist Holz technisch vielseitig verwendbar. Und diese vielseitige Verwendbarkeit gehört von seiten des Ministeriums viel mehr noch propagiert. (Zwischenbemerkung des Bundesministers Dr. Bartenstein. )

Ja, Sie sagen etwas Wichtiges, Herr Bundesminister. Die Bauordnungen sind Landessache. Es liegt aber an Ihnen, Herr Bundesminister, ein bißchen darauf einzuwirken, daß die Landesbauordnungen nicht so angeglichen werden, daß sie identisch sind, sondern so novelliert werden, daß sie das Holz nicht mehr diskriminieren. Derzeit wird Holz noch in der Mehrzahl der


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