Bundesrat Stenographisches Protokoll 622. Sitzung / Seite 122

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lichen Einfluß gehabt. Seit dem großen Windbruch hat sich ja im Wald keine Phase mehr ergeben, von der man sagen könnte, es sei wieder alles in Ordnung. Es waren immer wieder große schädigende Einflüsse vorhanden.

Obwohl der Waldbericht auch zum Ausdruck bringt, daß die Entwicklungsbedingungen für den Borkenkäfer im Jahr 1995 etwas ungünstiger waren, sind die Schäden dennoch sehr hoch. 1,7 Millionen Festmeter Schadholz sind durch den Borkenkäfer angefallen.

Ein Problem zeigt sich auch darin, daß der Borkenkäfer heute in Höhenlagen auftritt, die vor zehn Jahren kein Problem darstellten, weil es ihm dort ganz einfach zu kalt war. Es sind halt viele Faktoren, die zusammenspielen und dem Käfer de facto Bedingungen geschaffen haben, die uns wiederum Probleme schaffen.

Ich denke, daß das Jahr 1996 als nasses Jahr vielleicht – neben forstlichen Maßnahmen wie Fangbäume et cetera – doch mitgeholfen hat, den Borkenkäfer etwas zurückzudrängen, sodaß sich 1997 die Situation in diesem Bereich etwas entschärfen wird können.

In Niederösterreich ist ein besonderes Sorgenkind der Kiefernbestand. Hier gibt es eine dramatische Zunahme an Schäden durch diverse Schädlinge. Nicht nur der Borkenkäfer, auch Pilze sind Ursache für das Absterben vieler Schwarz- und Weißkiefern.

Aber auch die Luftverunreinigungen tragen ganz wesentlich zur Schwächung unseres Waldes bei. Österreich selbst kann ja stolz sein, und hier darf ich den Herrn Umweltminister hervorheben, daß die hausgemachte Schadstoffbelastung zurückgegangen ist. Es ist uns gelungen, diese Belastungen zu vermindern. Dieser Weg ist gezielt fortzusetzen. Auf europäischer, ja auf internationaler Ebene ist alles zu unternehmen, damit die Schadstoffbelastungen verringert werden können, damit unsere Lebensgrundlage, die grüne Lunge Wald, nicht nur Bestand hat, sondern auch wieder gesunden kann.

Natürlich setzt dem Wald auch das Wild zu, durch Verbißschäden et cetera. Das möchte ich gar nicht verschweigen. Ich möchte aber auch feststellen, daß Verbiß- und Schälschäden derzeit meist nicht mehr auf überhöhte Wildbestände zurückzuführen sind, sondern andere Ursachen haben. Es wird dem Wald seitens der Gesellschaft vieles, allzu vieles zugemutet. Es gibt keinen Einwand gegen eine Öffnung des Waldes für Wanderer und Erholungssuchende, aber der Wald kann nicht zum Sportplatz, zum Rummelplatz, zur Rennpiste werden. Der Wald und seine Bewohner benötigen Ruhe. Das Wild braucht den Wald als letzte Zufluchtsstätte, als Ruheort. Verbiß- und Schälschäden treten dort am häufigsten auf, wo ständig Unruhe herrscht.

Ich habe in den letzten Tagen ein großes Revier besichtigt, eine große Forstverwaltung. In dieser Forstverwaltung eingebettet gibt es ein Gatter mit zirka 400 Hektar, in dem ein sehr hoher Rotwildbestand vorhanden ist und das dennoch nur ganz geringe Wildschäden und Verbißschäden aufweist. Des Rätsels Lösung ist einfach: Das Wild hat dort Ruhe. Das sollten wir bedenken, wenn wir in den Wald, den Dom der Natur, eintreten.

Und noch eines zum Thema Wald-Wild. Ich habe dieses Problem auch wieder in einer großen Forstverwaltung Niederösterreichs angesprochen, und der Forstmeister hat auf meine Frage klar zum Ausdruck gebracht, daß der Rehwildbestand um ein Drittel unter dem forstlich erträglichen Maß liege. Wir haben als verantwortungsvolle Österreicher schon auch dafür Sorge zu tragen, daß die Vielfalt in der Fauna erhalten bleibt. Ein Land ohne Wild bezeichne ich schlichtweg als steril. Das kann und darf nicht die Zielrichtung sein, und ich meine, daß auch die Österreichischen Bundesforste in diesem Bereich umdenken werden müssen.

Der Wald als unser aller Freund ist in vielen Bereichen in einem nicht beneidenswerten Zustand. Viel Pflege, viel Durchforstungsmaßnahmen wären notwendig. Arbeit und damit Arbeitsplätze wären in diesem Bereich vorhanden, aber der Wald, das Holz bringt zu geringe Erlöse. Daher werden Großmaschinen, wie Harvesters, Prozessoren et cetera zur Durchforstung und zu den Arbeiten, bei denen es aufgrund der geographischen Lage eben möglich ist, eingesetzt, um einigermaßen wirtschaftlich diese Durchforstungsmaßnahmen durchführen zu können.


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