Bundesrat Stenographisches Protokoll 622. Sitzung / Seite 127

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nen festgestellt, vor allem wegen einer übermäßigen Beeinträchtigung durch die Luftverschmutzung. Weite Teile der Waldböden sind versauert. Gerade die Alpen sind gefährdet, die Großflächendeponie der europäischen Luftschadstoffe zu werden. Cadmium und Blei sind in Österreichs Waldböden verbreitet nachzuweisen. Obwohl in Österreich seit 1980 die inländischen Emissionen zum Teil erheblich gesenkt werden konnten, schwächen sogenannte weiträumig verfrachtete Luftschadstoffe, insbesondere Schwefeldioxid, Stickoxide und Ammoniak, die Bäume weiterhin maßgeblich.

In diesem Zusammenhang möchte ich eines klar feststellen: Nur ein europäischer, über die EU hinausgehender Umweltschutz schützt den österreichischen Wald. Der Schutz der Wälder ist ein hervorragendes Beispiel für die Tatsache, daß man weit über die eigenen Grenzen hinausschauen muß, um bestimmte Probleme lösen zu können.

Mit dem Beitritt von Österreich, Schweden und Finnland zur Europäischen Union hat sich die Waldfläche der EU fast verdoppelt. Dementsprechend ist der Stellenwert des Waldes innerhalb der EU gestiegen. Wir müssen aber innerhalb der EU verstärkt auf die Probleme und Schwierigkeiten der alpinen Wälder hinweisen.

Die allgemeine Wirtschaftsentwicklung und vor allem die Öffnung zum europäischen Markt haben der österreichischen Forstwirtschaft kurzfristig einen leichten Aufschwung gebracht. Es wurden eine zunehmende Nachfrage und bessere Wechselkursrelationen registriert. Doch die Marktöffnung brachte auch einen Rückgang des Holzpreises. Wie so viele Wirtschaftsbereiche steht auch die österreichische Forstwirtschaft vor großen europäischen Herausforderungen. Ich hoffe, daß auch die seit 1. Jänner ausgegliederten Bundesforste die Situation meistern werden.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte jetzt zu einer weiteren grenzüberschreitenden, vor allem für den alpinen Raum wichtigen Initiative kommen, der Alpenkonvention. Leider gibt es zwischen den Unterzeichnern der Rahmenkonvention zum Schutz der Alpen in einigen Bereichen, vor allem bei der Energie und beim Verkehr, große Differenzen. Das Protokoll zum Bergwald liegt bereits ausverhandelt, wenn auch noch nicht unterzeichnet, vor. In diesem Protokoll bekennen sich Österreich, Deutschland, die Schweiz, Frankreich, Liechtenstein, Monaco, Italien, Slowenien und die EU zur Erhaltung, Stärkung und Wiederherstellung der Waldfunktionen, insbesondere der Schutzfunktionen.

Um dieses Ziel erreichen zu können, muß zum einen die Luftverschmutzung reduziert werden, aber auch die Schalenwildbestände und, wenn erforderlich, die Waldweide müssen reduziert werden. Vor allem die Verbißschäden gefährden die sensiblen Waldregionen, die Schutzwälder. 1995 wiesen 69 Prozent der Waldgebiete Verbißschäden auf. Der Wildbestand ist in vielen Gebieten einfach zu hoch. Ein für Jäger attraktives Jagdgebiet mit einem hohen Wildbestand ist für den Wald eindeutig schädlich. Es muß wieder ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Wald und Wild erreicht werden. Dazu müßten aber vor allem die Jäger bereit sein.

In meinem Bundesland Tirol ist der Anteil der Verbißschäden mit rund 25 Prozent durch Weidevieh sehr hoch. Vor allem in Schutzwaldgebieten müssen Wald und Weide stärker getrennt werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Abschließend möchte ich mich noch kurz mit den Schutzwäldern beschäftigen. 19,1 Prozent der österreichischen Wälder sind Schutzwälder. Das sind, um Mißverständnissen vorzubeugen, zu schützende Wälder, Wälder, deren Standorte durch abtragende Kräfte wie Wind, Wasser und Schwerkraft gefährdet sind. Es sind Wälder, die ökologisch besonders empfindsam sind. Der Zustand dieser Wälder ist in Österreich höchst unbefriedigend. Knapp ein Viertel dieser Wälder ist vom Verfall betroffen. Vor allem Schutzwälder, in denen kein Holzertrag erwirtschaftet wird, sind überaltert. Und hier schließt sich der Kreis. Gerade die notwendige Verjüngung der Schutzwälder wird durch Wildverbiß und Weideverbiß extrem erschwert.

Gerade der alpine Waldbestand ist ein ökologisch sensibler. Zum einen zeigt der Waldbericht 1995 ganz klar, daß vor allem der hohe Wildbestand dem Wald nicht zuträglich ist. Hier sind die österreichischen Jäger gefordert, umzudenken. Zum anderen wird aus dem Bericht klar, daß die


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