Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 131

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Sommer – wir haben es schon vorausgerechnet für unsere Betriebe am Katschberg – sind es sage und schreibe nur mehr 350 S bis 390 S – einberechnet natürlich alle Aktionen wie "Kinder gratis" und dergleichen mehr, da man sonst nichts mehr verkaufen kann. – All das bei sinkenden Erträgen und zusätzlich sinkenden Nächtigungen.

Saisonverkürzungen finden statt, und es gibt keine Saisonverlängerungen wie geplant. 1994 konnten wir mit unserem Betrieb noch 220 Vollbelegungstage im Jahr erreichen. Das war in diesen Zeiten normal. Speziell die Wintersaison war noch ein Thema. Es gab keinen Tag, an dem es ein freies Zimmer in unseren Betrieben am Katschberg gegeben hätte. Nun ist es so, daß selbst die Wintersaison nicht mehr funktioniert. Die Wintersaison dauert sage und schreibe vom 26. 12. bis Ende Februar. Ostern ist so gut wie überhaupt nicht mehr verkaufbar und wenn, dann nur mehr mit Billigaktionen eben über den Preis. Es geht auch noch mit Aktionen wie gratis Schifahren, gratis Kinder; was immer gratis ist, schmälert leider unsere Erträge. (Bundesrat Prähauser: Die Schneeverhältnisse!) Die Schneeverhältnisse sind sicher auch nicht kalkulierbar, das ist auch ein Drama für uns.

Dann kommt noch etwas dazu: Schifahren ist leider nicht mehr in. Schifahren ist bei den Jungen, vor allem bei der deutschen Bevölkerung, aber auch bei der einheimischen österreichischen nicht mehr modern, das Snowboarden geht noch einigermaßen. Wie gesagt: Urlaub, auch Winterurlaub, ist nur mehr in einer bestimmten Preiskategorie verkaufbar. In unserer Region hat es zum Beispiel 1994 noch neun Hotelbetriebe der Vier-Stern-Kategorie gegeben, die im Sommer am Berg – das ist in 1 600 Meter Seehöhe – Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober, also fünf Monate, geöffnet hatten. Die Betriebe in Bestausstattung und mit toller Infrastruktur beschäftigten viele Mitarbeiter, waren gut ausgebucht. Ansonsten gibt es in unserer Region so gut wie überhaupt keine Wertschöpfung, außer diesen Tourismus.

Was weiterhin viel zuwenig bedacht wird, ist die ganze Umfeldwirtschaft des Tourismus. Vom Bäcker über den Baumeister, über die Boutique, die Schischulen, Tennisschulen, Friseure, bis zum Apotheker und so weiter hängen alle irgendwie damit zusammen. Im Sommer 1997 ist es so: Unser Bäcker hat einen 50prozentigen Rückgang, von den neuen Hotelbetrieben ist der Robinson-Club bereits im Sommer mit 400 Betten stillgelegt, drei weitere Hotels haben geschlossen, sind entweder insolvent, oder es ist betriebswirtschaftlich nicht mehr möglich, sie geöffnet zu halten. Vier Restaurants und zwei Boutiquen sind ebenfalls geschlossen. – All das in einem Zeitraum von zwei Jahren!

Ich möchte noch das aktuelle Szenario erläutern: Katschberg in Kärnten, Grenze zwischen Kärnten und Salzburg, Sommer- und Wintersportregion. Die Folgeerscheinung ist: Der Fleischer im Ort hat zugesperrt, der Bäcker hat, wie gesagt, einen 50prozentigen Umsatzrückgang, die Bauarbeiter der umliegenden Baufirmen stempeln bereits, und wir beschäftigen insgesamt 50 Prozent – 50 Prozent! – weniger Mitarbeiter als vor drei Jahren. – Dies allerdings nicht nur in unserem eigenen Betrieb.

Das Ganze hat natürlich eine Kettenreaktion zur Folge. Die Mitarbeiter haben nur mehr sechs Monate Arbeit im Jahr. Das heißt, sie bekommen – im Volksmund gesprochen – die Stempelzeiten nicht mehr zusammen, und "Durchanmelden" ist für die Betriebe betriebswirtschaftlich einfach unmöglich. Dazu kommt noch, daß die besten, die qualifiziertesten Mitarbeiter, aus der Branche abwandern. Übrigbleiben die angelernten Kräfte. (Bundesrätin Crepaz: Zahlt besser!) Das hat mit zahlen nichts zu tun! Man könnte sehr wohl zahlen, wenn die Betriebseinnahmen da wären, aber wenn die Hotels nur mehr fünf Monate geöffnet sind, dann ist es leider nicht mehr möglich.

Eine Hoffnungslosigkeit und eine Depression in diesen touristischen Talschaften machen sich breit, und es findet eine Art Stadtflucht statt. Weder die Mitarbeiter noch die Unternehmensnachfolger wollen oder können in diesen Regionen bleiben und wandern in die Städte ab. Aufbruchsstimmung ist kaum zu verspüren. Seinerzeit in touristisch wirtschaftlich guten Zeiten und im Glauben an ein ständig steigendes Wachstum und an größere Gästezahlen sind viele Betriebe viel zu kapitalintensiv und zu teuer gebaut worden. Die Banken, die ich auch nicht ganz aus der


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