österreichischen Wirtschaftsgefüges als Ursache für den schweren Stand der Tourismus- und Freizeitbranche zu definieren.
So wurden die Mindest-KöSt, der 13. Umsatzsteuertermin, die vermeintlich hohen Lohnnebenkosten als Gründe herangezogen, welche dem Tourismus in Österreich besonders hinderlich seien – auch daß Österreich das einzige Land in Europa mit einer Getränkesteuer oder mit einer Besteuerung von 20 Prozent auf Mineralwasser und Fruchtsäfte sei. Sogar die Öffnungszeiten in der Gastronomie wurden als Beispiel herangezogen, ganz so, als ob es verboten wäre, zum Beispiel am Wochenende, wenn die Ausflügler kommen, den Betrieb geöffnet zu halten. Die Mautgebühren, ja selbst das Sparpaket mußte herhalten, um Fehler der Vergangenheit zu kaschieren.
Erwartungsgemäß wurde in diesem Zusammenhang auch auf die hohen Kosten für die gar so teuren Beschäftigten im Gastgewerbe verwiesen. Es ist mir deshalb ein ganz besonderes persönliches Anliegen, zur Situation der Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe einige Klarstellungen anzubringen.
Im Jahresdurchschnitt 1996 waren in Österreich rund 142 000 unselbständige Erwerbstätige im Hotel- und Gastgewerbe beschäftigt. Der größte Teil davon, 122 000, sind Arbeiter, rund 20 000 Beschäftigte sind Angestellte. Die aktuelle Statistik im Fremdenverkehrsbereich wies im März dieses Jahres 47 672 vorgemerkte Arbeitslose aus – das deckt sich mit den Äußerungen meiner Vorrednerin –, demgegenüber standen nur 3 114 offene Stellen. Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt auch 35 927 bewilligungspflichtige Ausländer im Fremdenverkehrsbereich beschäftigt.
So unterschiedlich wie die Struktur des Tourismus in den einzelnen Bundesländern sind auch die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Den relativ konstanten Beschäftigungsverhältnissen im Städtetourismus stehen einerseits häufig saisonale Beschäftigungsverhältnisse in Wintersport- oder Sommerurlaubsdestinationen gegenüber, andererseits sind Größe und Struktur der Betriebe in den Bundesländern höchst unterschiedlich.
Trotz immer wieder kolportierter Traumgagen zählt das Hotel- und Gastgewerbe in Österreich zu den Niedriglohnbranchen. Laut jüngster Einkommensstatistik des Hauptverbandes Österreichischer Sozialversicherungsträger lag 1995 das mittlere Einkommen – also Arbeiter und Angestellte, Frauen und Männer – im Beherbergungs- und Gaststättenwesen bei 13 697 S brutto monatlich in einem Topf, das mittlere Einkommen aller Arbeitnehmer jedoch bei 19 431 S. – Das heißt um 5 734 S oder, anders gerechnet, um 42 Prozent höher. Der Mindestlohn liegt derzeit bei 11 440 S brutto monatlich und gilt zum Beispiel für Kellner oder Köche im ersten Gehilfenjahr.
Die Wiedereinführung des 12stündigen Arbeitstages, Verkürzung der Nachtruhezeiten, Verschlechterungen beim Urlaubsrecht – das sind nur einige Forderungen der Wirtschaft als "Lösungsansätze" zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation im Tourismus. Wenn hingegen eine Suppe 95 S kostet, fühlt sich der Gast zu Recht geneppt. Der Kellner wird zu seinem Prellbock, und zu guter Letzt muß er oft noch als Argument für diesen "ordentlich kalkulierten" Preis herhalten. Das sind in der Praxis jene – zum Glück nicht allgemeingültigen – negativen Beispiele, die mit dazu beitragen, daß unser Tourismus rückläufig ist. Unbestritten ist die Tatsache, daß die Zahlen im Tourismus seit dem Jahr 1992 generell rückläufig sind.
Es gibt Ausnahmen: Für Wien ist seit drei Jahren wieder eine positive Entwicklung festzustellen. 1996 hatte Wien mit 7,3 Millionen Nächtigungen das zweitbeste Ergebnis überhaupt. Zum Vergleich: Österreich war 1996 um 14 Prozent vom bisherigen Rekordjahr 1990 entfernt: Wien minus 3 Prozent, die Stadt Salzburg minus 19 Prozent, die Stadt Innsbruck minus 25 Prozent. Die Ursachen mögen zum geringen Teil auch aus einzelnen Komponenten der vorherigen Aufzählung bestehen, somit spiegeln sie jedoch die gesamte schwierige Situation unserer Wirtschaft wider.
Ein wesentlicher Faktor sind sicher die günstigen und somit ständig zunehmenden Flugreisen und die damit verbundene Dynamik. Während unsere Bürger diese Möglichkeit verstärkt nutzen, um ins Ausland zu kommen, ist der gegenteilige Effekt nur teilweise im Städtetourismus fest
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