Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 134

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stellbar. Dazu kommt, daß es bisher an einer Doppelstrategie fehlte. Österreich hat einerseits seine Hauptmärkte, das eigene Land und Deutschland, zu bewerben, sträflich vernachlässigt. Andererseits war es aufgrund der gebotenen Kapazitäten auch nicht möglich, große Veranstalter für Buchungen in Österreich zu gewinnen. Welcher internationale Veranstalter nimmt einen Betrieb in sein Programm auf, wenn österreichische Betriebe eine durchschnittliche Bettenanzahl von unter 40 aufweisen.

Natürlich ist auch ein Trend zu qualitätsvollem Angebot feststellbar. Mag. Michael Höferer, der Generaldirektor der Österreich Werbung, hat erst dieser Tage über die Bedeutung des Städtetourismus referiert. Die dabei vorgelegten Wiener Zahlen lassen sich aber auf jede andere Fremdenverkehrsgemeinde umlegen. Demnach lag die Hotelauslastung – wir haben ähnliche Zahlen von Kollegin Ramsbacher aus dem Katschberggebiet gehört – im Vorjahr bei 43,7 Prozent. Ein differenziertes Bild ergibt sich erst bei den einzelnen Hotelkategorien. Die 5- und 4-Sterne-Hotels, in denen 66 Prozent aller Nächtigungen anfallen, hatten einen Zuwachs von 4,9 Prozent, während die 3 Sterne Betriebe einen Rückgang von 4,4 Prozent und die einfachen Häuser ein Minus von 19,5 Prozent aufweisen.

Österreich hat sein Klischee, das muß, wie sich am Beispiel Wien zeigt, nicht immer ein Nachteil sein. Das Klischee für Wien "alt und traditionell" kann aber verstärkt werden.

In Wien geschieht dies durch eine besondere Förderung von Events (Bundesrätin Ramsbacher: Die Steigerung bei den 4-Stern-Betrieben hat es kaum noch gegeben!): Christkindlmärkte, Silvesterpfad, Film-Mozart-Wochen, um nur einige zu nennen. Sowohl einheimische als auch fremde Gäste wollen ein "lebendiges Umfeld".

In Wien wurde dies vor Jahrzehnten städtebaulich eingeleitet durch den U-Bahn-Bau, durch die Schaffung von Fußgängerzonen und in den letzten Jahren durch die bereits erwähnten Events.

Der Besucher unserer Stadt will sie lebendig erleben, er will auch auf der Straße ein Erlebnis. Um es fad zu haben, unternimmt er keine Reisen und gibt kein Geld dafür aus, da bleibt er lieber gleich zu Hause. Gewünscht wird eine schöne, romantische und eine gemütliche Umgebung, aber kein "städtebauliches Museum", wo nichts los ist. Neben diesen Erwartungen bietet Wien seit einigen Jahren in Verbindung mit seinen Events auch kulinarische Genüsse, die den Effekt wesentlich verstärken, daß etwas los ist.

Welche Ansätze ergeben sich dabei für Österreich? – Wir haben uns zu lange auf nichts anderes als auf unsere schöne Landschaft und auf gute Hotels verlassen. Ich behaupte, daß dies in der Vergangenheit zuwenig war und in Zukunft den endgültigen Stillstand im Tourismus bringen würde. Wir sollten daher regionale Ansätze stärken! Es ist nicht einzusehen, warum zum Beispiel Hofgastein, Bad Gastein, Gastein, und ich weiß nicht wer noch, jeder für sich teure Kampagnen im In- und Ausland mit mäßigem Erfolg bestreiten, wenn andererseits "das Gasteinertal" in Kooperation ein weitaus größeres und damit international interessanteres Angebot bieten kann.

Derartige Bestrebungen müssen auch von der Österreich Werbung kräftig unterstützt und die Mittel von den Ländern und dem Bund verstärkt in regionale Verbände kanalisiert werden. Dazu gehören aber auch einheitliche Buchungssysteme in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft. Es wäre tatsächlich ein Schildbürgerstreich, würden wir unsere Wettbewerbssituation auch dadurch zusätzlich verschlechtern, weil wir uns vier unterschiedliche Buchungs- und Reservierungssysteme leisten.

Lassen Sie mich deshalb zum Abschluß noch einmal die relativen Erfolgskomponenten festhalten: ein ausgezeichnetes Hotelangebot, das zu einem großen Teil sehr gut über internationale Reservierungssysteme und Reiseveranstalter angeboten wird; ähnliche Angebote wie in Wien – Rathaus-Film-Festival, Stadt-Silvester, Klangbogen, Osterklang, Mozart in Schönbrunn, Sonderausstellungen und ähnliches –; gute Aufbereitung des Angebotes durch Österreich Werbung, weltweite Werbung nach einem dafür umfassenden Marketingplan.


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