Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 156

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Die Saatgutanerkennung oder Saatgutzulassung und das Inverkehrbringen von Standortsaatgut werden ebenfalls neu geregelt. Zwei Saatgutanerkennungskommissionen und eine Sortenzulassungsbehörde sollen für eine effiziente und sparsame Vollziehung sorgen. Die Neuorganisation soll die bisherigen Kosten von etwa 77 Millionen Schilling auf geschätzte 72 Millionen Schilling verringern.

Auch beim Pflanzenschutz und dem Pflanzgut sind klare Regelungen getroffen worden. Durch die Harmonisierung des Pflanzgutverkehrs sollen in allen Mitgliedstaaten einerseits die Handelshemmnisse abgebaut und andererseits die Versorgung mit gesundem, hochwertigem Pflanzgut sichergestellt werden.

Das Gesetz regelt auch die Zulassung von Versorgern und Labors sowie deren Pflichten. Auf der Kostenseite wird mit einem Gesamtaufwand von jährlich etwa 5,1 Millionen Schilling gerechnet, die für die entsprechenden Prüfungen anzusetzen sind.

Meine Damen und Herren! Der Beitritt Österreichs zur EU hat einen großen Strukturwandel in der Landwirtschaft bewirkt. Die Auswirkungen konnten zum Teil durch Ausweitung der Förderung halbwegs erträglich gehalten werden. Die Agrarpolitik der Zukunft muß verstärkt die Vielfalt der bäuerlichen Leistungen berücksichtigen. Das heißt für mich: Signale setzen gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft, denn damit können wir mit Sicherheit nichts gewinnen!

Meine Damen und Herren! Einer Aufstellung entnehme ich, daß sich die Zahl der Biobetriebe von 1990 bis 1996 von 1 600 auf 18 700 erhöht hat. Bereits ein Fünftel der landwirtschaftlichen Fläche wird biologisch bearbeitet. Der Markt für Bioprodukte ist vorhanden und entwickelt sich auch von der preislichen Seite her positiv. Österreich ist somit unangefochten das Bioland Nummer eins in Europa. Wir haben somit eine den Bedürfnissen der Menschen angepaßte Landwirtschaft, und das zeigt auch die Flexibilität unserer Landwirte auf.

Meine Damen und Herren! Auf der einen Seite steht in der Landwirtschaft die Massenproduktion mit all ihren negativen Auswirkungen, etwa mit dem ständigen Preiskampf durch die Überproduktion und der Grundwasserverseuchung durch die Intensivdüngung, auf der anderen Seite bietet sich die Spezialisierung auf hochwertige Qualitätsprodukte an, für welche auf dem Markt wesentlich bessere Preise erzielt werden können. Und es gibt bereits Branchen, zum Beispiel einige Weinbauern, die nur mehr auf Qualitätsprodukte setzen und dabei recht erfolgreich sind.

Ich meine, daß wir die Landwirtschaft verstärkt in Richtung solcher Qualitätsprodukte fördern müssen, damit wir – wie es einmal geheißen hat – wirklich der "Feinkostladen Europas" werden, wenn das vielleicht auch leicht überheblich klingt. Ich glaube, daß das der einzige in die Zukunft weisende Weg ist.

Meine Damen und Herren! Säen, ernten, wieder säen, wieder ernten: So hat die Landwirtschaft jahrtausendelang funktioniert. Auch soweit ich mich erinnern kann, war es so, meine Eltern haben noch so gewirtschaftet. Das war der natürliche Kreislauf. (Bundesrat Ing. Penz: Das ist heute auch noch so!) Heute gibt es eine andere Zauberformel: Saatgut kaufen, säen, ernten, wieder Saatgut kaufen und so weiter. Der Einsatz der Hybridsorten hat den natürlichen Kreislauf unterbrochen. Saatgut läßt sich nicht mehr durch eigene Aussaat vermehren, sondern muß immer neu aus den Elterngenerationen erzüchtet werden. Das heißt aber auch, daß der Landwirt Saatgut immer neu kaufen muß, zum Teil von den Saatgutkonzernen.

Raps, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Futterpflanzen und die meisten Gemüsesorten werden bereits jetzt nicht mehr in Österreich gezüchtet, Getreide und Erdäpfel kommen noch aus unserem Land. An diesem Punkt, meine Damen und Herren, setzt die Diskussion über die Gentechnik ein. Gentechnisch verändertes Saatgut und Pflanzgut ist für die einen der blanke Horror und für die anderen ein wichtiger Schritt zur Sortenerhaltung und natürlich auch zur Intensivbewirtschaftung.

Ich habe mir die Presseaussendungen im Zuge der Beschlußfassung der beiden Gesetze im Nationalrat angesehen und habe dabei sehr wenige positive Berichte gesehen. Es gab nur ein


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite