Bundesrat Stenographisches Protokoll 630. Sitzung / Seite 112

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Wirklichkeit ist aber der reine Kommerz gefragt. Wenn man in japanischen Restaurants auf die Speisekarte schaut, dann sieht man, daß dort nach wie vor Walspezialitäten angeboten werden. Wenn aber die Quoten nur für wissenschaftliche Zwecke gelten sollen, dann fragt man sich, woher die Spezialitäten auf den Speisekarten der japanischen Restaurants kommen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir Freiheitliche meinen: Wenn wir es mit dem Schutz von Walen wirklich ernst meinen, dann muß der Walfang einer gründlichen Kontrolle unterworfen sein. Kontrolle muß selbstverständlich auch Sanktionen nach sich ziehen. Wir könnten uns beispielsweise vorstellen, daß auf jedem Walfang-Mutterschiff ein internationaler Kontrollor mitfährt. Wenn sich die Länder nicht an die Quoten halten, dann muß es einschneidende Sanktionen geben, die weh tun. Sonst brauchen wir überhaupt keine Übereinkommen zu schließen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Da es in diesem Übereinkommen in keiner einzigen Zeile um Kontrolle und Sanktionen geht, können wir dieser Änderung des Übereinkommens nicht zustimmen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

17.13

Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Stefan Prähauser. Ich erteile ihm das Wort.

17.13

Bundesrat Stefan Prähauser (SPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Hoher Bundesrat! Grundsätzlich muß gesagt werden, daß die Schutzbestimmungen, die wir heute verhandeln, dringend notwendig sind, weil das Überleben dieser sensiblen, hochintelligenten Meeressäuger tatsächlich nur dann gesichert werden kann, wenn die Tötung dieser Tiere massiv eingeschränkt wird. Natürlich geht das am besten mit einem generellen Walfangstopp. Die neuen Bestimmungen sehen eine absolute Schutzzone im Südpolarmeer und eine genaue Festlegung von Fangquoten und Fangzeiten vor. Österreich, das seit 1994 Mitglied der internationalen Walfangkommission – IWC – ist, hat sich auch aktiv dafür eingesetzt.

Obgleich für eine Handvoll Walfänger ein Bombengeschäft, ist der Walfang volkswirtschaftlich unbedeutend. Nicht aber die Fischerei: 1994 verdiente Norwegen 4,8 Milliarden Mark durch den Export von Fisch. Doch die norwegische Fischerei ist hiermit an ihre Grenzen gestoßen. Wie überall auf der Welt brachen auch in den norwegischen Gewässern Fischbestände als Folge von Überfischung zusammen. Um das Milliardengeschäft mit dem Fisch auch in Zukunft zu sichern, ist Norwegens Fischereiministerium jedes Mittel recht. So hat man den Walen einfach den Krieg erklärt.

Im Kampf um schwindende Fischbestände sind nicht nur andere Fangflotten, sondern auch Wale und Robben zu Konkurrenten geworden. Deshalb betrachten nicht nur Fischer, sondern auch norwegische Wissenschafter und Politiker Wale als Schädlinge. Das wissenschaftliche Walfangprogramm kam zu dem Ergebnis, daß ein Minkewal der norwegischen Fischerei pro Jahr Fische im Wert von rund 3 300 Mark wegfrißt. – Wohlgemerkt: Ich sage das alles zur Einleitung nur unter Anführungszeichen, denn das deckt sich selbstverständlich nicht mit meiner Meinung.

Der ehemalige norwegische Außenminister Stoltenberg bezeichnete die Minkewale gar als "Ratten der Meere". Jedoch haben große Bestände von Walen, Robben und Fischen seit Jahrtausenden miteinander existiert. Erst ein jahrzehntelanger Raubbau durch die Fischerei führte zum Zusammenbruch der Fischbestände.

Rund 30 norwegische Fischer werden auch in diesem Jahr mit dem Walfang ein gutes Zusatzgeschäft machen: Ein erlegter Wal bringt ihnen mindestens 12 000 Mark ein; jeder weiß, wieviel Schilling das sind. Durchschnittlich verdient jeder Kapitän zirka 120 000 Mark. Selbst wenn alle Betriebskosten abgezogen werden, bleibt ein stattlicher Gewinn, auf den keiner verzichten will. Vielmehr forderten die Walfänger bereits im Dezember 1994, die Abschußquote von rund 300 auf 1 800 Minkewale zu erhöhen. Da sich aber, nach Aussage der Walfänger, nur rund 300 Wa


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