Bundesrat Stenographisches Protokoll 630. Sitzung / Seite 114

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man es geschafft, den Wal als das Böse hinzustellen, aber letztendlich wurde auch sein Erleger und Peiniger mit ihm in die Tiefe gezogen.

Modernste Flotten gehen anders auf Walfangpirsch, nämlich mit modernsten Harpunen. Für besonders übel halte ich den Einsatz von Elektrolanzen, die eigentlich nur dazu dienen – jeder weiß, was ein Elektroschocker ist, und so etwas gibt es auch in größerem Maßstab –, bis zu 30 Meter lange Tiere bewegungsunfähig zu machen und damit unsäglichen Qualen auszusetzen. Was Treibnetze, die 100 Kilometer breit quer durch die Weltmeere treiben, in den Walpopulationen anrichten, sollte auch nicht verschwiegen werden. Dabei kommt es zu der traurigen Situation, daß Wale, in diesen Netzen verfangen, ertrinken, nicht ersticken. Wale – das wissen wir – brauchen Luft, um atmen zu können. Dazu müssen sie auftauchen. Wale gehören zu den Säugetieren.

An dieser Stelle bitte ich die Kolleginnen und Kollegen von den Freiheitlichen, ihren Kollegen Mentil darüber aufzuklären, daß es sich bei Walen nicht um Fische handelt. Er sprach nämlich von der "Walfischkommission". (Heiterkeit bei der SPÖ.) Wieder einmal stelle ich mit Genugtuung fest, daß die Abgeordneten der Freiheitlichen im Bundesrat über einen höheren Wissensstand verfügen als jene im Nationalrat.

Meine Damen und Herren! Wir wissen, daß Blauwale bis zu 30 Meter lang werden können und Delphine, die ebenfalls zu den Walen zu zählen sind, bis zu 1 Meter. Wir wissen auch – das ist besorgniserregend –, daß in kürzester Zeit, in einem Zeitraum von 50 Jahren, 2 Millionen Blauwale erlegt wurden. Von 250 000 vor nicht allzulanger Zeit gezählten haben bis heute nur mehr 1 000 Blauwale überleben können. Tragischer noch, weil in der Anzahl entsprechend größer, ist es mit den Finnwalen bestellt. Einer Population von 1,5 Millionen vor nicht allzulanger Zeit stehen heute auf der ganzen Welt nur mehr 20 000 Exemplare gegenüber.

Meine Damen und Herren! Es genügt nicht, wenn wir uns darin gefallen, Wale, die aufgrund von Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung oder ihrer gestörter Sinnesorgane gestrandet sind, unter Einsatz von Unmengen an Arbeitszeit, Willen und Geld wieder ins Meer zurückzutransportieren oder zurückzugeleiten. Wir haben diese Wale anderweitig zu schützen. Wissen Sie übrigens, daß jeder einzelne Wal – so wie ein Mensch mit seinem Fingerabdruck – anhand der Unterseite seiner Rückenflosse für jedermann und jederfrau immer erkennbar sein wird?

Ich bitte Sie wirklich, gemeinsam darüber nachzudenken, wie man dieses Problem besser in den Griff bekommen kann. Ich selbst hoffe dabei sehr auf die Flipper-Jugend – nicht die an den Automaten, sondern jene Jugendlichen, die mit dem Film "Flipper" den Delphin als Menschenfreund kennengelernt haben. Ich setze auf die Jugend, die ein größeres Umweltbewußtsein als mancher Wissenschafter, geschäftsorientierter Unternehmer oder Fischer an den Tag legt.

Selbstverständlich wird meine Fraktion dieses Gesetz unterstützen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP.)

17.24

Vizepräsident Jürgen Weiss: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Wird von der Berichterstattung ein Schlußwort gewünscht? – Das ist ebenfalls nicht der Fall.

Wir kommen zur Abstimmung.

Da der vorliegende Beschluß Angelegenheiten des selbständigen Wirkungsbereiches der Länder regelt, bedarf er der Zustimmung des Bundesrates gemäß Artikel 50 Abs. 1 zweiter Satz Bundes-Verfassungsgesetz.


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