Bundesrat Stenographisches Protokoll 631. Sitzung / Seite 67

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heute schon öfters zitierten "Salzburger Nachrichten" ein Bericht über Wissenschafter erschienen, die jetzt festgestellt haben, daß Cholesterin das Leben von Hochbetagten sogar verlängert. Das sind interessante Ergebnisse.

Ich denke auch an eine weitere Tatsache. Wir bemühen uns, mit dem Projekt "Gesunde Schuljause" wieder qualitätsvolle, gesunde Lebens- und Nahrungsmittel in die Schulen zu bringen. Es ist für mich erschütternd, wenn man sich zur Mittagszeit in ein Geschäft nahe einer Schule stellt und dort an der Kasse beobachtet, was die Jugendlichen und Schüler heute zu sich nehmen. Das ist vorwiegend "Chemie", das sind vorwiegend Nahrungsersätze. Meiner Ansicht nach muß da eingegriffen werden – im Sinne der Zukunft und im Sinne der Gesundheit unserer Jugend.

In diesem Umfeld ist es natürlich für viele Jungbauern und Jungbäuerinnen sehr demotivierend, wenn zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Tierschutz immer wieder Tierhaltung und Tiertransport verwechselt und in einen Topf geworfen werden.

Zum Thema Tierschutz habe ich beim Hearing in diesem Haus teilgenommen und dabei feststellen müssen, wie viele Leute sich leichtfertig als Experten bezeichnen. Ich würde sie als "sogenannte Experten" bezeichnen. Wenn man aus der Praxis kommt, weiß man, wie hart es ist, täglich, 365 Tage im Jahr, morgens und abends beziehungsweise den ganzen Tag über Tiere zu füttern, zu betreuen und zu pflegen. Natürlich will man das zur vollsten Zufriedenheit der Tiere tun. Niemand wird daran interessiert sein, seine Tiere zu quälen. Er hält sie schließlich, um daraus einen wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen. Ich denke, man muß diese Diskussion im richtigen Licht sehen.

Eines noch: Österreich beziehungsweise die österreichische Landwirtschaft als Massentierhalter zu bezeichnen – bei einem Anteil von 3,1 Prozent bei den Schweinen beziehungsweise 2,7 Prozent beim Rinderbestand – ist schlichtweg eine Unterstellung. (Bundesrätin Schicker: Aber auf manche Legebatterien bezogen kann man das schon anmelden! Oder nicht? – Weil Sie nur vom Tiertransport reden! Eine kleine Einschränkung ...!)

Liebe Kollegin! Wir haben ja gestern in Oberösterreich solche Hühner auf den Straßen gehabt, weil sie ein Transporter verloren hat. Ich werde aber später noch bei den Konsumgewohnheiten beziehungsweise bei den Kaufgewohnheiten der Konsumenten darauf eingehen. Aber weil hier die Käfighaltung angesprochen wurde, bitte ich, das Beispiel Schweiz zu betrachten: Gleichzeitig mit der Einführung der Hühnerfreilandhaltung ist massivst der Import der Massenbatterieeier gestiegen. Nehmen wir uns doch selbst bei der Nase: Der Hauptanteil der verbrauchten Eier liegt doch nicht beim täglichen Frühstücksei! Schauen wir uns einmal die industrielle Lebensmittelproduktion an: täglich Lastwagen und Container voll mit Flüssigeiern und Flüssigdottern! Das ist die Realität! Und dort wird der Preis gemacht.

Herr Barazon wurde heute bereits zitiert. Ich habe sehr heftig auf diesen Artikel reagiert, aber nicht deshalb, weil ich mich persönlich beleidigt gefühlt habe, sondern weil ich nicht 500 meiner Funktionäre im Bezirk, die ehrenamtlich, idealistisch und ohne einen Groschen Bezahlung für ihren Berufsstand arbeiten, diffamieren lasse. Es war nämlich auch gerade Herr Barazon, der sich zur Zeit des EU-Beitritts besonders um die bäuerliche, kleinstrukturierte Landwirtschaft gekümmert hat und diesbezüglich große Sorge geäußert hat. Es ist daher eine Doppelbödigkeit und Doppelzüngigkeit, wenn er jetzt schreibt, die Bauernvertreter haben ihren Bauern nie gesagt, daß 60 000 Betriebe genügen würden, um Österreich zu bewirtschaften, sondern daß wir sie belogen hätten. Solche Schwenks können sich Journalisten leisten, die Agrarpolitik hingegen muß beständiger sein. Der Herr Minister hat es hier bereits angesprochen.

Weil es vorhin geheißen hat, daß Landwirtschaft und Markt sehr eng mit den Konsumenten verbunden seien, muß ich sagen: Ich stehe nicht an, von dieser Stelle aus den Konsumenten einmal Dank und Anerkennung auszusprechen für die Treue, die viele von ihnen – trotz leicht erhöhter Preise – unserer Landwirtschaft gehalten haben, dafür, daß sie nicht der Versuchung erlegen sind – das habe ich schon angesprochen –, billig importierte Massenware zu kaufen. Mit dem Kauf dieser Lebensmittel haben sie gleichzeitig auch die eigene Lebensqualität abgesichert. Noch eines: Beim Kauf ausländischer, industriell erzeugter Billignahrungsmittel kann


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