Bundesrat Stenographisches Protokoll 633. Sitzung / Seite 73

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Ich weiß schon, und das ist kein Geheimnis: Die Schule hat Probleme. Ich kann aufgrund meiner Erfahrungen aus 35 Dienstjahren durchaus die Probleme feststellen, die sich aus verschiedenen Faktoren ergeben. Wir alle wissen und kennen das: Die Anzahl der verhaltensgestörten und gewaltbereiten Kinder nimmt zu. In diesem Zusammenhang brauche ich nicht eigens auf die tragischen Ereignisse von vor einigen Monaten hinzuweisen. Ich weiß aber und behaupte auch, daß unsere Schule nach wie vor eine ausgezeichnete Schule ist und in internationalen Vergleichen hervorragend abschneidet. Ich weiß – wir alle haben es gehört und gelesen –, daß sich die Medien und auch viele Politiker in Jubelmeldungen förmlich darüber überschlagen haben, wie gut unsere Kinder sind.

Das zeigt, daß die Lehrer offensichtlich doch bereit und imstande sind, die Aufgaben der österreichischen Schule zu erfüllen.

Ich bin natürlich als Lehrer die medialen Ergüsse mancher Journalisten gerade im Zusammenhang mit den Pensionsreformbestrebungen und -verhandlungen durchaus gewöhnt. Wir wissen, Journalisten sind für alles und jedes Spezialisten, aber von politischer Seite erwarte ich mir doch etwas mehr als Pauschalverurteilungen.

Unter diesem Aspekt bitte ich auch um Verständnis dafür, daß sich manche Betroffene in schriftlichen Äußerungen sehr massiv gegen diese Änderungen im Gehaltsgesetz 1956 und im Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz ausgesprochen haben. Ich hätte hier eine Liste von Schulen und gewerkschaftlichen Betriebsausschüssen bis hin zum öffentlichen Dienst, in denen es auf alle Fälle Verschlechterungen für diese Kollegen gibt.

Es ist natürlich klar: Wenn allein durch die anstehenden Änderungen bei diesen beiden Gesetzen rund 860 Millionen Schilling für den Bund eingespart werden können, ist das für das Budget ein erklecklicher Brocken. Ich habe mich sehr gewundert, als ich § 4 des Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetzes, der heute geändert wird, angeschaut habe, daß offensichtlich in den höheren Schulen noch so viele Mehrdienstleistungsstunden geleistet werden. Diese Stunden gibt es meines Wissens zumindest in meinem Bereich, im APS-Bereich, also im Pflichtschulbereich, kaum mehr.

Ich möchte gar nicht auf die einzelnen Schreiben der Betroffenen eingehen, nur eines bitte ist auch klar: Wenn hier eine Verschlechterung für die Lehrer in den Abschlußklassen nach der Matura eintritt, so meine ich auch, daß man vielleicht einmal überlegen sollte, daß diese Lehrer für die Vorbereitung der Matura sehr viel Arbeit leisten und die Abgeltung dann eher doch sehr schwach ist.

Ich meine auch, daß es schon richtig ist, daß Mehrdienstleistungsstunden dann, wenn Schulveranstaltungen sind, nicht bezahlt werden, nur möchte ich auch auf folgendes hinweisen – und das wird mir jeder, der einmal in einer Schule gewesen ist, bestätigen –: Es ist sicher nicht so lustig, wenn man mit einer Schulklasse eine Woche lang unterwegs ist und mehr oder weniger Dienst rund um die Uhr hat – denn da ist auch in der Nacht kaum Ruhe, da geht es oft lustig zu – und dann vielleicht die Vergütung für diese Schulveranstaltung, wie es im Lehrerbereich üblich ist, etwa vier Monate später ausbezahlt bekommt. Außerdem ist sie auch nicht übermäßig hoch.

Ich möchte nur mit ein paar Worten einen ganz kleinen Exkurs zur kommenden Lehrplanreform 1999 machen. Es geht um einen Lehrplan, der dann für die Hauptschule und für die Unterstufe der AHS gelten soll. Auch hier gibt es sehr viele Veränderungen. Die Arbeitssituation ist anders, daher wird darauf einzugehen sein, die Familienstrukturen haben sich stark gewandelt, die Schüler sind anders. Es wird darum gehen, von der Anordnungs- zur Aushandlungskultur zu kommen. Die dynamischen Fähigkeiten werden gefragt sein. Der Adressat des Lehrplans war bisher der Lehrer, künftig wird das ein Lehrerteam sein, wobei in jeder einzelnen Schule geplant werden wird. In der Lehrplanarchitektur wird es darum gehen, Kernbereiche zu etwa 70 Prozent zu formulieren, die Erweiterungbereiche zu etwa 30 Prozent.

Ich möchte das nur kurz anschneiden, um zu verdeutlichen: Selbstverständlich wird erwartet werden, daß die Lehrer hier entscheidend mitarbeiten. Das wird bis zum Frühjahr 1998 erfolgen.


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