Bundesrat Stenographisches Protokoll 634. Sitzung / Seite 53

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Auch die Novelle zum Schulunterrichtsgesetz enthält einige neue Punkte. Ein sehr häufig diskutierter war die Schulbuchaktion. Es gibt jetzt Richtlinien für die Wiederverwendung von Schulbüchern durch Beschlüsse des Schulgemeinschaftsausschusses oder des Schulforums. Meine Damen und Herren! Ich spreche aus Erfahrung, denn wir haben das – ganz locker und den Bedürfnissen entsprechend – ohnehin schon so gehandhabt, indem wir auf freiwilliger Basis jene Bücher, die Schüler nicht mitnehmen wollten oder in den Papiercontainer geworfen hätten, eingesammelt haben. Damit haben wir bei etwa zwei Jahrgängen die Bücher eines Jahrgangs eingesammelt; Bücher, die durchaus wiederverwendbar waren – ich spreche nicht von den Arbeitsbüchern. Die eingesammelten Bücher haben wir dann wieder ausgegeben, haben dadurch den Gesamtbetrag, den der Staat zur Verfügung gestellt hat, nicht dafür beansprucht, sondern etwas eingespart. Wir haben damit aber auch die Elternbeiträge senken können, denn wir haben pro Klassen die 10 Prozent nur von den tatsächlich bestellten Schulbüchern ausgerechnet. Es waren genügend Bücher vorhanden, und zwar in einer Vielfalt, zum Beispiel Lesebücher und Biologiebücher, weil wir im Laufe der Jahre verschiedene Ausgaben gesammelt haben. – All das wird jetzt in das Gesetz geschrieben.

Daß der Gegenstand "Hauswirtschaft" in Zukunft "Ernährung und Haushalt" heißt, ist nur eine Formsache und betrifft nicht den Inhalt, der immer gleich und gut sein sollte.

Frau Bundesrätin Mühlwerth! Ich muß Ihnen in einigen Punkten widersprechen. Sie gehen – da will ich mich nicht einmischen, weil ich kein Wiener bin – vielleicht zu sehr von der Wiener Situation aus. In Wien ist der Prozentsatz jener Schüler, die nach der vierten Schulstufe die AHS besuchen, viel höher als auf dem Land, wo wir durch das Existieren von Oberstufengymnasien an den Hauptschulen teilweise die volle Palette der Schüler haben. Dort ist natürlich auch das Niveau ganz ausgezeichnet; auch durch die Leistungsgruppen. Ich gehe jede Wette mit Ihnen ein, daß eine erste Leistungsgruppe an einer solchen Schule mit allen anderen Schulen – mit allen Unterschieden, die es immer wieder gibt – voll mithalten kann.

Ich muß einer weiteren Aussage von Ihnen widersprechen, Sie haben sie dann zwar etwas zurückgenommen und gemeint, daß es doch nicht die Hälfte der Lehrer sei, die eigentlich nicht Lehrer hätten werden sollen. Ich muß gegen Ihre Aussage protestieren (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth ), denn in jedem Berufsstand gibt es diese und jene Menschen, mehr oder weniger Begabte. Man sollte davon auch den Lehrerstand nicht ausnehmen, aber auch jene verminderten Prozentsätze, die Sie hier ins Spiel gebracht haben, stimmen nicht. Es gibt viele ältere engagierte Lehrer, aber auch viele junge engagierte Lehrer, die in einer nicht leichten Zeit in der Schule ihr Bestes geben. Die Ergebnisse beweisen, daß die österreichische Schule eine gute Schule ist! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Das geht nicht nur aus Statistiken im europäischen Raum hervor, sondern das ist tatsächlich so. Das sollte man hier auch sagen. Von einem Schlußlicht in Europa ist weit und breit keine Spur, Frau Kollegin Mühlwerth! (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth. )

Nun zu jenem Punkt der Novelle zum Schulorganisationsgesetz, in dem ich teilweise mit meiner Vorrednerin übereinstimme. Die Gesellschaft ist es, die von der Schule alles mögliche verlangt. Alles, was in der Gesellschaft heute als Problem erscheint, sollte die Schule bewältigen. Jeder, der in der Schule ist, weiß, welche Themen darunter fallen: Drogen und Alkohol. Es gibt auch den Tag des Waldes, ein Rot-Kreuz-Kurs sollte absolviert werden – das sind wichtige Dinge –, Verkehrserziehung sollte durchgeführt werden – wenn wir einen Todesfall verhindern, hat sich die Verkehrserziehung in der Schule rentiert –, und viele andere Dinge.

Selbstverständlich ist die Vorbereitung, sind Informationen über den zukünftigen Beruf sehr wichtig. Wir wissen, daß sich Kinder und Eltern eigentlich erst sehr spät und nur sehr schwer für eine Richtung entscheiden können; das ist bis zur Matura und darüber hinaus noch beim Studium so. Deshalb ist die Berufsorientierung sicher sehr wichtig, das möchte ich vorausschicken. Ich persönlich wehre mich aber sehr dagegen – ich habe mit vielen anderen gesprochen –, daß eine Stunde in der siebenten und achten Schulstufe als Jahreswochenstunde für Berufsorientierung verwendet wird, weil man diese Stunde woanders wegnehmen muß. Wir haben eine Reduzierung der Unterrichtsstunden der 10- bis 14jährigen, also dieser vier Jahre, von 133 auf 127 Stunden ohnehin bereits hingenommen. Die Schulforen haben nun schulautonome Lehrplä


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