Bundesrat Stenographisches Protokoll 636. Sitzung / Seite 78

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besonderen bereits vieles gesagt wurde. Ich stimme voll mit Kollegen Jaud überein und auch mit sehr vielem, was Professor Böhm gesagt hat.

Immer mehr Berufe erfordern wissenschaftliche Qualifikation. Wir müssen uns dafür einsetzen, daß jeder entsprechend Begabte eine angemessene Ausbildung erhält. Ausbildungsförderung ermöglicht auch einkommensschwachen Bürgern über eine qualifizierte Ausbildung den Weg zum beruflichen Erfolg. Es ist meiner Meinung nach ein Ausgleich zu finden zwischen dem Bestreben, möglichst viele Bewerber zuzulassen, und dem Anspruch des zugelassenen Studenten auf eine ordnungsgemäße Ausbildung und dem Ziel einer ertragreichen Forschung.

Sinnvoll ist auch der rasche Ausbau der Fachhochschulen – Kollege Jaud sagte es –, weil an ihnen die von der Arbeitswelt stark nachgefragten Hochschulabsolventen praxisnah und in angemessener Zeit ausgebildet werden.

Die Freiheit von Forschung und Lehre ist unabdingbare Voraussetzung für die Leistungsfähigkeit der Hochschulen und Universitäten. Die gemeinsame Verantwortung von Lehrenden und Lernenden erfordert deren ständigen Dialog, ein vertrauensvolles Zusammenwirken und Mitwirkungsrechte. Da ist die Hochschülerschaft, der ich selbst vor 20 Jahren angehört habe, sicherlich heute sehr gefordert beziehungsweise wäre sehr gefordert.

Das Studienangebot ist beständig zu aktualisieren, neue und aussichtsreiche Studiengänge sind zu fördern. Die Hochschule kann selbst durch interne Umwidmung von Ressourcen wesentlich dazu beitragen. Nötig ist eine Verkürzung der überlangen Studienzeiten durch eine sinnvolle und effiziente Gestaltung des Studiums und eine Begrenzung der Leistungsnachweise auf das notwendige Maß.

Die Qualität der Lehre ist durch geeignete Anreize zu steigern, dabei ist besonders auf die Vermittlung eines breiten Grundwissens zu achten.

Für mich ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein herausragender bildungspolitischer Schwerpunkt. Dabei sind junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gleichberechtigt – das ist heute aktuell in dem Haus – und unter dem Gesichtspunkt der Qualität gezielt zu fördern. Gerade der demokratische Staat und die moderne, von Wissenschaft und Technik bestimmte Gesellschaft brauchen geistige Eliten von Universitäten und Hochschulen. Sie sind ein lebensnotwendiges Element, das unser Volk geistig und gesellschaftlich voranbringt und so seinen wissenschaftlichen und damit auch seinen wirtschaftlichen und politischen Rang in der gesamten Welt sichert.

Komplizierte und vielschichtige Fragestellungen verlangen interdisziplinäre fakultäts- und hochschulübergreifende Kooperation. Die Universitäten und Hochschulen müssen stets Orte internationaler Begegnung, des Wissenschaftsaustausches und des wissenschaftlichen Dialoges sein. Insbesondere gilt das für die Hochschulen der Länder Osteuropas und – mit Blick auf den europäischen Einigungsprozeß – für die Hochschulen im gesamten Europa.

Bildung und Erziehung stehen für eine persönlichkeitsgerechte und leistungsorientierte Gesellschaft. Bildung eröffnet dem Menschen Chancen für ein Leben in Freiheit, Selbstentfaltung und Verantwortung in der Gemeinschaft, sie eröffnet uns Berufswege, bietet gesellschaftlichen Aufstieg und sozialen Ausgleich, sie ermöglicht Orientierung, Urteilskraft und Verantwortungsbewußtsein. Der Wettbewerb der Völker und Nationen verlangt schöpferischen Umgang mit der eigenen Tradition und den Herausforderungen der Gegenwart.

Bildung und Erziehung sichern die Weitergabe der kulturellen Traditionen unseres Volkes, der religiösen Werte und wissenschaftlichen Erkenntnisse an die nächsten Generationen. Sie fordern zugleich kulturelle und wissenschaftliche Neuschöpfungen heraus.

Bildung ist Investition in die Zukunft. Bei der Auswahl der Bildungsinhalte muß sich der Staat von der Vielfalt der gewachsenen Kultur, von unserer demokratischen Grundordnung, aber auch von Anforderungen eines sich einigenden Europas und einer zusammenwachsenden Welt leiten lassen. Man muß die Freiheit der Lehrenden entsprechend ihrem Bildungs- und Erziehungs


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