Bundesrat Stenographisches Protokoll 640. Sitzung / Seite 36

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

sehr verschiedenartige Selbsteinschätzung und Selbstbetrachtung der Bundesmuseen, der Österreichischen Nationalbibliothek, der Österreichischen Phonothek oder auch des Bundesdenkmalamtes herauslesen. Dadurch ist der Bericht auch sehr viel bunter geworden, als wenn er in einem einheitlichen Stil abgefaßt worden wäre.

In diesem Bericht sind Institutionen vorgestellt, die sich durch sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen voneinander abheben, eines allerdings gemeinsam haben. Sehr viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mithelfen und mit dazu beitragen, daß das Image Österreichs als Kulturnation hochgehalten und immer wieder auch durch neue Akzente bereichert wird.

Eine weitere Anerkennung Österreichs als Kulturnation hat sich durch die Aufnahme der Altstadt von Salzburg und des Schlosses Schönbrunn in die Weltkulturerbliste gezeigt – ein, wie ich meine, weiteres Indiz dafür, daß auch auf internationaler Ebene die Tätigkeit unserer Einrichtungen, wie beispielsweise auch jene des Bundesdenkmalamtes, durchaus gewürdigt werden.

Es kann bei der Diskussion des Kulturberichtes 1996 aber nicht nur um die Vergangenheit gehen, obwohl 1996 auch schon lange her ist, sondern vor allem um die Zukunft. Hier bietet sich mit der österreichischen EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr des heurigen Jahres eine gute Möglichkeit, auf die kulturellen Leistungen unseres Landes hinzuweisen. Ich bin überzeugt davon, daß gerade jene Einrichtungen, die im Kulturbericht 1996 so lebhaft und bunt präsentiert werden, auch während der EU-Präsidentschaft im heurigen Jahr eine große Rolle spielen werden.

Der leider kranke, aber, wie ich meine, in Österreich gut behandelte und betreute tschechische Präsident Havel hat nach seinem ersten Besuch in Brüssel gemeint, es würden dort sehr interessante Reden gehalten, die aber vor allem den Verstand ansprechen und nicht das Herz. Wahrscheinlich hat er nicht so unrecht, und ich glaube auch, daß die Europäische Union gut beraten ist, sich nicht nur als eine Wirtschafts- und Währungsunion zu sehen und zu einer Sozialunion zu werden, wie gerade wir als Sozialdemokraten das immer wieder verlangen, sondern sich auch als eine Einheit zu sehen, die große Betonung auf Kultur legt, und zwar nicht auf eine monolithische europäische Kultur, sondern auf eine Vielfalt und auf eine Gemeinschaft verschiedenster Kulturnationen, die ihre eigenständigen Kulturbestandteile einbringen und dadurch dazu beitragen, daß Europa zu einem bunten Kulturerdteil wird.

Die Beschäftigung mit der Vergangenheit kann für diese Kultureinrichtungen, die im Kulturbericht ausgewiesen sind, nicht alleiniger Auftrag sein. Das Ansprechen neuer Zielgruppen, besonders der Jugend, muß im Vordergrund stehen. Ich bin daher sehr erfreut, daß Ansätze dafür im Kulturbericht zu finden sind. Besonders die Bundesmuseen haben ja den Auftrag, durch Neugestaltung ihrer Bestände den Unterhaltungsanspruch potentieller Besucherinnen und Besucher anzusprechen und diesem Geschmack entgegenzukommen.

Vor einigen Tagen hat zum Beispiel die Brueghel-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum ihre Pforten geschlossen. Sie war ein ganz großartiger Erfolg, und zwar auch ein Erfolg hinsichtlich der Zahl der Besucherinnen und Besucher. Dieser Erfolg hat gezeigt, daß bereits hier in unseren Museen vorhandene Bestände, ergänzt durch Bestände aus dem Ausland, durch andere Sammlungen, zusammengefaßt zu einer eigenen Werkschau, neue Zielgruppen aus dem Ausland, aber auch aus dem Inland anzusprechen vermögen. Ich halte das für einen sehr guten und richtigen Schritt.

Ein Wermutstropfen dabei war nur, daß man die Gelegenheit verabsäumt hat, auch einen Katalog aufzulegen, um diese Ausstellung auch wissenschaftlich auszuwerten. Das wäre sicherlich eine gute Gelegenheit gewesen. Es hat zwar Kataloge gegeben, aber keinen dezidierten Katalog für diese Ausstellung, der die wissenschaftliche Auswertung der Gesamtausstellung zum Inhalt hat. Ich bedauere das, aber vielleicht kann das auch nachgeholt werden. Es war eine einmalige Leistung, die hier in Wien vollbracht wurde.

Menschen zu motivieren, ins Museum zu gehen, ist eine ganz wichtige Aufgabe. Hier sind vor allem auch die Instrumente der Museumspädagogik anzusprechen und auszubauen. Das Neu


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite