Bundesrat Stenographisches Protokoll 640. Sitzung / Seite 85

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Auch das wird ein wesentliches Hilfsmittel sein, und ich erwarte mir ganz einfach, daß jetzt viele Menschen, viele Frauen, viele Männer, in ihren jeweiligen Betriebsstätten, an ihren Arbeitsplätzen die Möglichkeiten, die jetzt geboten werden, aufgreifen, um die Frauenförderung aktiv voranzutreiben.

Es wurde auch die Bewerbung beziehungsweise die Belohnung oder die Auszeichnung von frauen- und familienfreundlichen Betrieben angeschnitten: Ich würde mir wünschen, daß das Wort "familienfreundlich" gestrichen wird. Familienfreundlich, behaupte ich jetzt einmal, ist ein Betrieb dann, wenn er zunächst einmal frauenfreundlich ist.

Wichtig im Zusammenhang mit dem inhaltlichen Ausrichten ist, Rollen aufzubrechen und nicht einzuzementieren. Das heißt, daß es natürlich schon darum geht, im Rahmen der Familienfreundlichkeit und schlußendlich auch der Frauenfreundlichkeit Frauenförderpläne entsprechend auszugestalten und auch Männer zu motivieren, auf Teilzeit zu gehen, vielleicht auch in Karenzurlaub, wie es noch immer heißt, zu gehen, und vieles andere mehr.

Das sind meiner Meinung nach Herausforderungen auch der neuen Partnerschaften, die auch eine Qualität von neuen Partnerschaften sein können. Diese Herausforderungen werden vor allem die jungen Menschen aufgreifen, davon bin ich überzeugt.

Ich denke auch, daß es wichtig ist, nicht zu polarisieren: Hausfrau hier – berufstätig da. Es ist ganz einfach ein Faktum, daß junge Frauen sagen: Ich lerne doch nicht so lange, ich gehe doch nicht so lange in die Schule, um dann alles an den Nagel zu hängen. Wenn es Rahmenbedingungen gäbe und die Wirtschaft mittun würde, Frauen den Boden unter den Füßen nicht wegzuziehen, dann wäre ich sofort mit Ihnen. Tatsache ist aber, daß die Wirtschaft dies nicht tut und daß die beste Wiedereinstiegsmaßnahme nicht das aufholen kann, was die junge Frau durch längere Unterbrechung an Möglichkeiten verliert.

Das wissen die jungen Frauen, und das muß ihnen vor allen Dingen auch gesagt werden. Ich bin immer die erste, die vor allem auch die Wirtschaft in die Verantwortung nimmt, weil nicht alles die Politik und nicht alles Gesetze regeln können.

Ich denke auch, daß es wichtig ist, die Frage nach dem Recht auf Teilzeit, auch wenn es jetzt einmal abgehakt ist, zu diskutieren. Gerade wenn Kinder klein sind, ist das von größter Bedeutung. Es ist heute eine Selbstverständlichkeit, daß jeder Arbeitnehmer, jede Arbeitnehmerin ein Urlaubsrecht hat. Deswegen geht auch nicht jede Arbeitnehmerin oder jeder Arbeitnehmer dreimal im Jahr zum Arbeitsgericht, um zu ihrem beziehungsweise seinem Urlaubsanspruch zu kommen. Aber alleine das Vorhandensein dieses Rechtsanspruches bewirkt, daß es klar ist, daß da organisatorische Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerrechte auch zu ermöglichen.

Gerade in diese Richtung muß auch das Recht auf Teilzeit gesehen werden. Ich glaube auch, daß es inkonsequent ist, auf der einen Seite zwar Teilzeitkarenzurlaub zu haben, also das Beihilfensystem, aber umgekehrt nicht die rechtliche Möglichkeit, dies auch in Anspruch zu nehmen.

Ich freue mich sehr, daß ich da von oberösterreichischer Seite einen Bündnispartner zur Seite gestellt bekommen habe. Ich habe mit großer Freude eine Presseaussendung aufgenommen, die mir vom Herrn Landesrat Hiesl in Oberösterreich übermittelt wurde, der mich inklusive Bundesregierung und alle anderen auffordert, das Recht auf Teilzeit doch endlich umzusetzen.

Ich denke also dieser eine Endpunkt ist ein neuer Start und soll auch als neuer Start verstanden werden. Ich bin überzeugt davon, daß das auch im Sinne der Frauen gelingen kann.

Lassen Sie mich auch noch zum Thema Kinderbetreuungseinrichtungen ein paar Worte sagen, weil es hier angeschnitten wurde, auch wenn es nicht in Gesetzesform vorliegt: Ich bin sehr froh darüber, daß diese ersten 600 Millionen Schilling, dupliziert auf 1,2 Milliarden, vergangenen Freitag vergeben werden konnten. Ich gehe davon aus – und mit mir Kollege Bartenstein –, daß


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