Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 48

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Wenn man einige Zeitungen aus den letzten Monaten durchliest und -blättert, fällt einem gerade zu den Themen Kunst, Kultur und so weiter auf, daß zum Beispiel der Filmschauspieler Herbert Fux die österreichische Filmförderung ein "Fiasko" nennt.

Er weist darauf hin, daß der österreichische Film nie die Möglichkeit hat, auf dem österreichischen Markt zu bestehen, er muß für den deutschsprachig europäischen Markt gemacht werden. Er schließt eigentlich daraus, daß viele Filme nur deshalb, weil sie einer staatlichen Kommission gefallen haben, eine Förderung bekommen, und andere, die das Pech haben, dieser Kommission nicht zu gefallen, keine erhalten.

Das mag seine Sicht der Dinge sein, aber auch ein gewisser Josef Smolle hat sich zu diesem Thema geäußert. – Ich nehme an, den Herren aus der Beamtenschaft sind diese Titel beziehungsweise diese Artikel wenn schon nicht präsent, so doch durchaus bekannt, sie werden diese durchgelesen haben. Er äußert sich dahin gehend, daß sich nicht immer wieder unberufene Münder zur Kunst äußern sollten. Der selbsternannte Kunstexperte ist kein Experte. – Ja, dann könnte man, wenn man diese Äußerungen auch auf die Filmförderung anwendet, um nur eine herauszugreifen, sagen, über Atomkraftwerke dürfen nur Atomphysiker sprechen, über die Kinderpornographie nur Päderasten und über die Todesstrafe nur Scharfrichter. So einfach kann es bei der Kunst nicht sein.

Da der Staat, das Volk, wir als Vertreter des Volkes, über diese Dinge urteilen sollen, muß man auch Kritik an etwas üben können, was man nicht gelernt hat. Als Betrachter, als Bürger, als angeblich – man redet immer davon – mündiger Bürger muß es möglich sein, sich dazu zu äußern.

Die Freiheit der Kunst, so schreibt Frau Professorin Marion Elias, Assistentin an der Akademie, die Ihnen von der linken Hälfte durchaus geläufig ist, meint, dem Künstler die Möglichkeit, als Gegenteil von Verbot, nicht als finanzielles Füllhorn verstanden, zu geben – ich gebe zu, die wenigsten bekommen so viel, daß man sagen kann, das Füllhorn habe sich über sie ergossen, aber immerhin ermöglicht es, ein paar Monate weiter zu leben und zu wirken –, innerhalb der gesetzlichen Normen seine Intentionen nach seinem Können und Belieben umzusetzen.

Die Freiheit des Betrachters liegt in der Kritik, mit der er dem Kunstwerk begegnen kann, also in der Zustimmung, Ablehnung und Negierung. Das muß möglich sein, ohne daß jene, die glauben, ständig die Freiheit der Kunst in den Mund nehmen zu müssen, sagen können, er habe nichts verstanden. Es ist nämlich ein übles Mißverständnis, anzunehmen, die Kunst sei frei, die Kritik an der Kunst hingegen verboten oder vielleicht sogar verfassungswidrig.

Was an dieser ganzen Kunstszene vielleicht noch interessant ist, beschreibt Ulrich Weinzierl in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 18. August 1998 im Rahmen eines langen Artikels, den ich jetzt aus verschiedenen Gründen nicht zitieren möchte. Die Beamten werden schon verstehen, warum ich ihn aus verschiedenen Gründen nicht zitiere, aber ich zitiere den Schluß: ... daß der österreichische sozialdemokratische Bundeskanzler bei seinem Amtsantritt die Kunst bekanntlich zur Chefsache erklärt hat. "Denn Kunstkanzler Klima hält sich völlig bedeckt. Ist das taktische Verstummen Einsicht? Bei einer Festrede hatte Klima die Kunst als ,Labor‘ bezeichnet und wollte dieses Labor dafür loben, daß es ,ständig neue Experimente‘ hervorbringe. Eine Freudsche Fehlleistung verwandelte ihm die Experimente in ,Extremente‘" – Ihnen ist das vielleicht auch bekannt –, "also die höchst unbekömmliche Mischung aus ,extrem‘ und ,Exkrement". So mag der Rest in der Tat am besten Schweigen sein." – So schließt Ulrich Weinzierl.

Ein Teil der Kunst, die hier gewürdigt wird, hängt mit dieser Freudschen Fehlleistung des Herrn Bundeskanzlers zusammen. Es werden Dinge gewürdigt werden, bei denen man fragt: Ist das tatsächlich Kunst? – Auch der von vielen und auch von mir sehr geschätzte Nenning findet diese Kunst der Nackerten – so ähnlich heißt es in der heutigen "Kronen Zeitung" – zum Grausen. Er war vorgestern abend in einer Sendung zu sehen, bei der Künstler, die auch in unserem Kunstbericht erwähnt sind und auch gefördert werden, gewürdigt werden, und hat gesagt, da treten nur lauter Nackerte auf. (Bundesrat Prähauser: Auch er selbst ist nackt mit einem Hirschgeweih aufgetreten!) – Ja, das ist lange Zeit her. Die Kunst der Hirsche ist auch etwas Schönes. Der


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