Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 50

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Ich glaube auch, daß hier einige Klarstellungen zu erfolgen haben. Zunächst einmal glaube ich, daß der Aufbau des Kunstberichtes etwas erläutert werden muß. Wir haben versucht – es ist besonders wichtig, das auch im Bundesrat zu erwähnen –, nicht nur die Bundesförderung, sondern auch die einzelnen Länderförderungen darzustellen, also das, was die Länder, was die Kommunen im Bereich der Kunstförderung leisten. Wir haben auch versucht, einen neuen Weg zu gehen, um darzustellen, was an Frauenförderung innerhalb der Kunst erbracht wird. Wir haben versucht, diesen Kunstbericht auch international kompatibel zu machen, sodaß man über Zahlen sprechen kann, die auch im internationalen Vergleich gesehen werden können. (Bundesrat Mag. Gudenus: Dichtung und Wahrheit!)

Ich glaube auch, daß es notwendig ist, darauf hinzuweisen, daß wir bei Antritt meiner Tätigkeit damit begonnen haben, eine Zuordnung der Förderung vorzunehmen, und zwar gemessen am jeweiligen Level, der in unserer Verfassung vorgegeben ist. So muß es gewisse Kunstförderungsmechanismen auf kommunaler Ebene geben, es muß eine gewisse Anforderung an die Kunstförderung auf Länderebene geben, und dann kommt der Bund. Jetzt bin ich schon bei einem dieser Themen, die hier angeklungen sind.

Wir wollen nicht alles fördern, sondern Aufgabe des Bundes ist es, Künstler von überregionaler Bedeutung oder Künstler, von denen wir annehmen, daß sie durch die Qualität ihrer Werke überregionale Bedeutung erreichen werden, zu fördern. Wenn das auf Länderebene geschieht, dann soll das eine regionale Präsenz auf Länderebene oder eine regionale Qualitätsebene haben, und wenn das auf Kommunalebene passiert, dann muß auch dort eine Zuordnung stattfinden. – Noch einmal eine ganz klare Klarstellung: Wir wollen nicht alle fördern.

Wie erfolgt jetzt die Auswahl unserer geförderten Personen beziehungsweise Künstler? – Zunächst einmal gibt es in jedem Bereich einen Beirat, der mit hochqualifizierten Personen besetzt ist, die im Kunstgeschehen tätig sind, die sich permanent mit diesem Kunstbereich auseinandersetzen und die anerkannte Fachleute sind. Sie setzen sich zu einem Gremium zusammen und wählen Kunstwerke nach ihrem fachmännischen Urteil aus. Letztendlich kommt es zur Förderung der uns vorgeschlagenen Künstler beziehungsweise zum Ankauf jener Kunstwerke, die dieser Beirat vorschlägt.

Ich glaube, diese Vorgangsweise ist erstens einmal transparent und zweitens eine Vorgangsweise, bei der gerade die Politik keinen Einfluß auf die Förderung der Mittel ausübt, sondern sich das fachmännische Urteil von Fachleuten holt, um möglichst objektive Kriterien einzuhalten. Unser Kunstverständnis oder unser Demokratieverständnis geht davon aus, daß es gerade nicht Aufgabe der Politik ist, einige Künstler von der Kunstförderung auszuschließen, sondern es ist Aufgabe, den Kunstbegriff so weit zu fassen, daß die größtmögliche Freiheit, die gesetzliche Lage, das heißt die gesellschaftlichen Regeln, die wir in Gesetzen definieren, dem Künstler ermöglicht werden und wir ihm diesen möglichst breiten Freiraum auch zu gewährleisten haben. Das heißt, nicht der Politiker darf diesen Freiraum einschränken, niemand anderer sollte diesen Freiraum einschränken, und schon gar nicht eine politische Gruppierung.

Ich glaube auch nicht, daß es ein Kriterium ist, wenn sich der Künstler Kolig mit der FPÖ anlegt, daß er deswegen nicht gefördert werden darf, obwohl er ein anerkannter Künstler ist und international auch als Künstler durchaus seinen Stellenwert hat, auch in Österreich. Es darf daher kein Ausschlußkriterium sein, wenn man sich mit der FPÖ anlegt, daß man deswegen keine Förderung bekommt.

Zur Förderung des Hermann Nitsch: Ich ersuche, den Kunstbericht so zu lesen, wie er zu lesen ist. Sie werden keine Förderung für Hermann Nitsch finden, sondern es wurde das Museum für Moderne Kunst in Passau gefördert. Es wurden die Gmundner Festwochen gefördert, es wurde das AKZ in London, das eine Galerie ist, gefördert. Es wurde keine Förderung an den Künstler direkt gegeben, sondern es handelt sich um Beiträge zu Katalogen, die im internationalen Kunstaustausch durchaus üblich sind. Ich kann Ihnen versichern, auf der internationalen Ebene ist der Künstler Nitsch eines unserer Aushängeschilder und ein gern gesehener Aussteller in den verschiedensten Galerien beziehungsweise Ausstellungen. Es kommt aber zu keiner direkten Förderung des Künstlers Nitsch.


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