Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 56

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Ich habe das allen signalisiert: Ich bin über diese Art des Politikstils entsetzt – entsetzt! Lassen Sie mich Zahlen nennen: Wir hatten im letzten Jahr das beste Tourismus-Jahr der österreichischen Geschichte. (Beifall bei der ÖVP.)

Statt daß sich der Sektor endlich freut, sind Sie froh darüber, daß Sie wieder ein Problem haben, über das Sie polemisieren können. Das ist der Punkt! Ich möchte das sagen: Wenn sich viele unserer Touristiker den Kunden gegenüber so benehmen wie in der Öffentlichkeit, dann wundert es mich nicht, daß manche Leute keine Kunden haben. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Als ich diesen Job übernommen habe, hatten wir über Jahre einen Rückgang der berühmten Zahl der Nächtigungen, die ich nicht mehr zitieren möchte – ich habe sie jetzt zum letzten Mal verwendet –, aber auch die Umsätze haben stagniert. Wir hatten sicher jetzt das beste Umsatzjahr in der Geschichte, und zwar bei fast keiner Inflation, und daher bringt das auch real etwas.

Ich habe vor der Hoteliervereinigung gesagt: Hören Sie im Augenblick mit zu vielen Jubelmeldungen auf! Ich juble erst, wenn ich auch Ertragsziffern in den Hotels und Gaststätten sehe. Ich möchte, daß wir endlich den Bereich der Freizeitwirtschaft von manchen Kategorien der Gastronomie, die als Sonderprobleme zu bezeichnen sind, Umsatzrückgänge und ähnliche Dinge mehr, trennen. Denn da gibt es segmentelle Probleme.

Ich möchte nicht zuviel Zeit in Anspruch nehmen, aber doch sagen, ich habe gerade die Verordnung über die Qualifikationssicherung im Reisebürogewerbe zur Begutachtung ausgeschickt. Da muß ich eine neue Verordnung machen, weil wir langsam ein Problem der Inländerdiskriminierung bekommen. Jemand, der in der EU Praxis hat, wird anerkannt, und der Österreicher muß den langen befohlenen Lehrweg absolvieren. Daher möchte ich, daß der Österreicher gleich wie der EU-Bürger behandelt wird, aber sie müssen die gleiche Praxis haben, das muß man klarstellen. Das wird in den nächsten Wochen von mir erlassen werden.

Daher bitte ich, mir hier zu glauben, daß mir die Reisebüros am Herzen liegen. Ich habe immer gesagt, mir wäre lieber, die Reisebüros würden sich genauso um den Inlandsurlauber im Inland kümmern, nicht nur um Incoming und Outgoing. Das ist ein alter Disput zwischen mir und Herrn Kadanka, Herrn Hrabac, und wie sie alle heißen. Denn ich sage: Das kann es nicht sein!

Es gibt einen Disput mit den Reisebüros, darauf möchte ich den Bundesrat auch aufmerksam machen. Ich habe in meinem Ressort eine Marketinghilfe-Aktion für Unternehmer der Hotellerie und der Gastwirtschaft eingerichtet – Direktmarketing – und habe gesagt: Im Rahmen dieser Förderaktion – Limit etwa 70 Millionen Schilling – nehmen nur Unternehmer teil. Also Gastwirt A, der in Budapest eine Show macht, bekommt von mir einen Zuschuß. Wir werden etwa 2 000 Anträge bekommen und haben 800 schon positiv erledigt. Die Erfolge sind frappant, denn zum Marketing – das haben Sie, Herr Bundesrat, auch genannt – gehört dazu, daß immer mehr Hoteliers – ich erwähne besonders einen in Kitzbühel, bei dem ich genächtigt habe – selbst sagen: Wenn ich heute nicht mit jedem meiner Kunden, der einmal bei mir war, über Internet in Dauerverbindung bleibe, ihm zu Weihnachten gratuliere und ihm ein Osteroffert stelle, dann bin ich draußen! – Es darf auf dem Sektor keine Realitätsverweigerung bei Problemen geben!

Daher kann ich sagen, die Reisebüros sind wichtig, wir brauchen sie. Aber ich muß, wenn ich einmal das Direktmarketing-Gefühl der Unternehmer, vor allem der Gastwirte und Hoteliers, fördere, nicht gleich die Reisebüros dazunehmen, denn dann ist das Geld gleich weg. Diese sind jetzt schon dabei.

Zum anderen: Ich bitte die FPÖ, zur Kenntnis zu nehmen, daß wir im Nationalrat vereinbart hatten, daß der künftige Tourismusbericht dünner sein muß und daß ich mit den Klubs jeweils die Schwerpunkte des jeweiligen Jahresberichtes festlege. Ich bitte daher, jetzt nicht mir vorzuwerfen, daß manche Dinge nicht enthalten sind. Wir haben bereits für das nächste Jahr mit den Vertretern aller Klubs im Parlament vereinbart, was in dem Bericht stehen soll, weil von allen Klubs gesagt wurde, daß mit den dicken Berichten, mit einem quasi Zahlenfriedhof aufgehört werden sollte und nur die Themen, die das Hohe Haus interessieren, beredet werden sollten.


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